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Die Commerzbank wird solide…

In den letzten Tagen habe ich im Zusammenhang mit der Rheinmetall Aktie und dem geplanten Leopard Panzer Deal von Krauss Maffei mit Saudi Arabien mal wieder das Wörtchen „Moral“ ins Spiel gebracht. Natürlich ist mir völlig klar dass dieses kleine und unscheinbare Wort in der heutigen Finanzwelt nicht mehr viel verloren hat. Es wäre eine Illusion davon auszugehen dass Unternehmen, und hier insbesondere die Banken, sich ihrer moralischen Verantwortung bewusst werden, habe ich noch vor kurzem gedacht. Heute werde ich offensichtlich eines Besseren belehrt. Laut einem Bericht im Spiegel Online hat die Commerzbank sämtliche Spekulationen mit Nahrungsmitteln komplett eingestellt und wird diese auch in Zukunft nicht mehr aufnehmen. Die zweitgrößte deutsche Bank hat alle Agrarprodukte aus dem Rohstoff-Fonds ComStage ETF CB Commodity EW Index TR herausgenommen, teilte die Verbraucherorganisation Foodwatch heute mit. Ich unterstelle dabei einfach mal dass nicht nur wirtschaftliche, sondern auch moralische Ãœberlegungen hinter einem solchen Schritt stecken.

Ehrlich gesagt ist mir kein vergleichbarer Fall aus der Bankenwelt bekannt. Dieses fast schon historische Ereignis ist somit aus meiner persönlichen Sicht auch unbedingt erwähnenswert. Die Banken stehen seit Jahren in der Kritik durch diese Spekulationen immer wieder für deutlich steigende Preise bei Agrarrohstoffen zu sorgen und den Hunger in den Entwicklungsländern damit noch zu verschlimmern. Die CoBa hat sich nun entschieden diesen Geschäftszweig aufzugeben. Ich sehe es als einen weiteren und sehr bedeutenden Schritt der Bank auf dem Wege zu einem soliden Finanzunternehmen. Man kann an dieser Stelle nur hoffen dass der Ausstieg der Commerzbank aus dem Nahrungsmittel-Geschäft auch bei anderen Banken Schule machen wird. Insbesondere die Deutsche Bank ist aufgefordert diesem Beispiel zu folgen. Der Branchenprimus „prüft“ schon seit längerem einen möglichen Ausstieg aus diesen Geschäften, bisher leider ohne Ergebnis.

Japan – Was wäre wenn?

Kollabierende Börsen in Kairo, atomarer Gau in Japan, dreistellige Milliardenschäden, Krieg in Libyen, Warnungen Griechenlands vor einem Kollaps des Bankensystems, US Immobilienmarkt ohne Erholung, Währungsturbulenzen um nur die kritischsten Themen zu nennen, die Börsianer momentan beschäftigen – oder sagen wir lieber beschäftigen sollten. Denn momentan scheint offenbar keine Meldung schlecht genug zu sein um dem momentan vorherrschenden Optimismus an den Finanzmärkten Einhalt zu gebieten. Man stellt sich zwangsläufig die Frage ob das alles noch mit rechten Dingen zugeht. Die Frage ist weiterhin ob diese Kursbewegungen momentan unter „echten Bedingungen“ stattfinden, oder ob hier größere Adressen ganz gemütlich Ihre Pakete abladen. Schaut man sich die Orderbücher einzelner Aktien an so lässt sich zumindest vermuten, dass genau das hier gerade der Fall ist.

Nach wie vor sind die Unsicherheiten an den Börsen extrem hoch und dies ist somit kein guter Zeitpunkt sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, auch wenn der aktuelle Kurs der ein oder anderen Aktie inzwischen schon wieder reizvoll erscheint. Die Bemühungen der tapferen Feuerwehrleute in Japan machen auf mich persönlich nicht unbedingt den Eindruck als ob sich hier das Schlimmste noch verhindern ließe, auch wenn ich mir dies für das japanische Volk wünschen würde. Die Folgen eines Supergaus wären verheerend, und das nicht nur für die japanische Wirtschaft. Bereits heute kämpft man in Tokio mit verseuchten Lebensmitteln und Wasser. Ein Großteil der Anbaugebiete für Gemüse liegt nahe bei der heute bereits kontaminierten Zone, die Wasserreservoires von Tokio ebenfalls. Der Pazifik um Japan herum zeigt bereits deutliche Spuren von Kontamination und damit ist wohl auch bald die Fischabstände in dieser Region. Was wird also erst passieren wenn es nun doch zu einer vollständigen Kernschmelze kommt?

Neben einer nahezu unmöglichen Evakuierung Tokios, die zwangsläufig im totalen Chaos enden würde, hätte dies dann dramatische Folgen für die Weltwirtschaft die offenbar heute die wenigsten Anleger mit in Ihre Überlegungen einbezogen haben. Viele der weltweit existierenden Derivate und Swap-ETFs sind heute auch über japanische Aktien abgesichert. Fallen diese weiter dramatisch werden diese Absicherungen nahezu wertlos. Weiter ist auch nicht abschätzbar, wie viele der Schulden, die sich nicht in den Händen der japanischen Bevölkerung befinden, in anderen Derivaten „versteckt“ verbrieft in den Depots der Banken und den Portfolios der Fonds liegen. Die Immobilien in Tokio, die durch eine starke radioaktive Verseuchung wertlos werden würden, würden wohl auch die damit verbundenen Kredite wertlos für die finanzierenden Institute machen. Dieser Schaden ist aus heutiger Sicht wohl nicht zu beziffern, wäre aber immens!

All dies würde das weltweite Finanzsystem in einer äußert labilen Situation wohl erneut mit voller Wucht treffen, fraglich ist nur ob die Notenbanken einen solchen Finanzmarktschock dann wieder abfedern könnten. Ich bin sicherlich kein Schwarzmaler, und wie schon geschrieben hoffe ich sehr, dass sich dieses Szenario nicht bewahrheiten wird! Aber man sollte diese Argumente zumindest im Hinterkopf behalten um sich bewusst zu machen wie zerbrechlich die aktuelle Situation an den Börsen ist. Die eigentliche Gefahr sind also nicht die eventuell auftretenden Unterbrechungen von Lieferketten durch die Japan-Krise sondern viel mehr die schlagartige Vernichtung von Kapital in ungeahnter Milliarden-Höhe. Es kann also nicht schaden die Japaner, und das Gelingen der Rettungsaktionen an den AKWs, in der nächsten Zeit in das Abendgebet mit einzubeziehen, und bleiben Sie vorsichtig!

Brauchen wir die Deutsche Rohstoff AG ?

Deutschland plant die Deutsche Rohstoff AG. Auch ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz hat sich hat sich heute öffentlich für eine Gründung einer «Deutschen Rohstoff AG» ausgesprochen. Zunächst war dieser Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle teilweise eher skeptisch aufgenommen worden. Mittelfristig dürfte eine solche Vereinigung von deutschen Unternehmen aber durchaus sehr sinnvoll sein, um sich von den Abhängigkeiten am Rohstoffmarkt etwas unabhängiger zu machen. Schulz nannte die Versorgungssicherung die «wichtigste Herausforderung in den kommenden Jahren» und fragte: «Warum sollen wir Afrika den Chinesen überlassen?».

Die Chinesen kaufen bereits seit längerem große Abbaugebiete für Rohstoffe, insbesondere in Afrika auf um den ständig steigenden Rohstoffhunger der Nation auch in Zukunft noch decken zu können. Es tobt ein Wirtschaftskrieg hinter den Kulissen. Der Kampf um die Rohstoffe wird sich wohl auch in der Zukunft weiter zuspitzen. Wer über die Ressourcen verfügt kann die Preise diktieren, und hat einen enormen politischen Einfluss. Zuletzt konnte man überall lesen, dass momentan einzig und (fast) alleine China über genügend Vorkommen an sogenannten „seltenen Erden“ verfügt, und die produzierenden Unternehmen dieser Welt immer mehr befürchten, dass dies mittelfristig zu einer Verknappung bzw. Produktionsstillstand, und damit einhergehenden Preissteigerungen führen könnte. China beherrscht den Weltmarkt für Seltene Erden zu etwa 97 Prozent. Gerade weil China als Exportweltmeister immer mehr Waren im eigenen Land produziert wird immer weniger dieser kostbaren Rohstoffe exportiert.

Das kann natürlich weder politisch noch wirtschaftlich gewünscht sein. Umso bemerkenswerter ist es, dass unsere Politiker diese Situation nicht nur erkannt haben, sondern mittelfristig auch etwas daran ändern wollen. Geht man noch etwas weiter müsste man eine solche Lösung auch auf andere Gebiete anwenden. Denn nicht nur Abbaugebiete für Rohstoffe werden von den Chinesen in den vergangenen Jahren massiv gekauft, sondern auch Agrarflächen. Alles was nur ansatzweise nach einem fruchtbaren Acker aussieht wird von China aufgekauft. Die Chinesen haben nämlich ein nicht ganz unentscheidendes Problem. Trotz ihres Reichtums an Rohstoffen fehlen landwirtschaftliche Anbauflächen um die 1,3 Milliarden Mäuler zu stopfen. China ist nicht nur der weltgrößte Exporteur von Waren, sondern auch der größte Importeur von Lebensmitteln.

Noch ist es also nicht so dramatisch eine gewisse Abhängigkeit von den Chinesen zu haben, da wir auf der anderen Seite etwas besitzen was die Chinesen dringend brauchen. Gelingt es China irgendwann autark zu werden, und genügend Lebensmittel für die eigene Versorgung zu produzieren gerät diese Symbiose aus dem Gleichgewicht und die Abhängigkeiten dürften dann auch verstärkt politisch eingesetzt werden. Um so mehr ist es ratsam sich rechtzeitig darauf einzustellen, und entsprechend gegen zu steuern. Das Projekt wird derzeit von der Bundesregierung und dem Bundesverband der Deutschen Industrie diskutiert, und es bleibt zu hoffen, dass die Tragweite eines solchen Projektes allen bewusst ist. Die Wirtschaft hat die Problematik erkannt , nun muss die Politik folgen.

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