Für die deutsche Druckindustrie sind bereits vor knapp 10 Jahren schlechtere Zeiten angebrochen. Nachdem die Maschinenbauer in den 20 Jahren zuvor noch aus dem Vollen schöpfen konnten, und die Druckindustrie lange zu den etabliertesten Industriezweigen in Deutschland gehört hat, kämpft die Branche inzwischen um das nackte Überleben. Die jüngsten Ereignisse um die Insolvenz de Manroland AG, sowie die nach wie vor schwachen Quartalszahlen aus der Branche, und die aktuelle Nachrichtenlage haben mich heute veranlasst mir die drei nennenswerten Aktien aus der Branche mal wieder etwas näher anzusehen.
Die heute veröffentlichten Zahlen von König&Bauer sind mit einem zumindest positivem Ergebnis eher die löbliche Ausnahme, verdeutlichen aber auch das es der gesamten Druckmaschinenbranche noch unverändert schlecht geht. Wegen einer schwächeren Marktentwicklung in der zweiten Jahreshälfte und Lieferverschiebungen im Schlussquartal ging der Umsatz im Geschäftsjahr 2011 leicht zurück. Der Auftragseingang stieg hingegen im direkten Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent und lag bei mehr als 1,5 Milliarden Euro. Zum Jahresende lag der Auftragsbestand laut Unternehmensangaben gar über 80 Prozent über dem Niveau von Ende 2010. Bei König& Bauer erwartet man aber in diesem Jahr eine weitere Verbesserung des Umfeldes für die Branche.
Auch der zuletzt insolvent gegangene Mitbewerber MAN Roland zeigt sich inzwischen wieder deutlich optimistischer, und betonte noch einmal dass man während der Insolvenzphase keine Aufträge verloren habe. Das Unternehmen bekräftigte erneut seine Prognose mit dem Manroland-Bogendruck in diesem Jahr 350 bis 400 Millionen Euro zu erlösen und schwarze am Ende des Jahres wieder Zahlen zu schreiben. Ein weiterer Abbau von Stellen im Werk Offenbach ist laut dem neue Besitzer Tony Langley nicht nötig, da das Werk inzwischen wieder zu 90 Prozent ausgelastet sei. Allerdings erwartet man bei Manroland auch für dieses und nächstes beiden Jahre kein weiteres Wachstum.
Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG wollte man zuletzt von der Insolvenz des Mitbewerbers profitieren, und rechnete sich einen Mehrumsatz für dieses Jahr in Höhe von ca 100 Millionen Euro aus. Dieser Prognose widersprach heute der neue Manroland Chef deutlich: „Wir haben kein Geschäft verloren, ich sehe nicht, wo diese 100 Millionen Euro herkommen sollen.“ und zeigte sich entsprechend kampflustig indem er den Mitbewerbern prophezeite dass diese ebenfalls bald in Schieflage geraten könnten. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, VDMA bestätigte kürzlich dass der Auftragseingang im Maschinenbau insgesamt im Jahresvergleich wieder deutlich rückläufig gewesen ist, erwartet aber eine Stabilisierung im Jahresverlauf.
Auch ich habe vor längerer Zeit einmal in dieser Branche gearbeitet, wie manche Leser bereits wissen. Letztlich habe ich mich aber dann rechtzeitig dafür entscheiden etwas anders zu machen, nachdem für mich immer klarer wurde dass die goldenen Zeiten der Branche vorbei sein dürften. Ich kann mich noch gut an die damals in der Branche geführten Diskussionen erinnern, inwieweit die Entwicklung des Internets und die damit einhergehende Umverteilung von Werbeausgaben, die Druckbranche beeinflussen werden. Rückblickend betrachtet hat wohl niemand den ich kenne hierzu eine wirklich realistische Einschätzung gehabt, ebenso wie zu den sonstigen Belastungsfaktoren für die Branche.
Mein Fazit bleibt auch heute das selbe wie vor einem knappen Jahr. Aktien von Druckmaschinen-Herstellern muss man nicht im Depot haben, auch wenn Sie noch so günstig erscheinen. Aus charttechnischer Betrachtung könnte sich im Laufe des Jahres eine interessante Trading Chance ergeben die bei der ein oder anderen Aktie dann kurzfristige Gewinne von bis zu 100 Prozent möglich macht. Ich werde Sie zu gegebener Zeit dann auf diese Chancen aufmerksam machen…bis dahin gibt es genügend Aktien die kalkulierbarere Geschäftsmodelle aufweisen.
Meistgesucht
- heidelberger druckmaschinen insolvenz