Wie bereits kürzlich angedeutet zeichnet sich bei den Aktien der beiden großen Energieversorger nun eine vorübergehende Wende ab. Nicht nur aus rein charttechnischer Sicht erschien ein weiterer  Anstieg der Aktien erst einmal nicht ohne Weiters möglich zu sein, sondern vielmehr die aktuelle Nachrichtenlage hatte dafür gesorgt, dass ich der plötzlichen Hausse etwas kritisch gegenüber stand. Der Hauptgrund hierfür war die Ankündigung von RWE demnächst die Ausschüttungsquote für Dividende der aktuellen Situation anpassen zu wollen. Im Zusammenhang damit habe ich ein paar „Was wäre wenn…“ – Ãœberlegungen angestellt, die ich gerne kurz mit Ihnen teilen möchte.
Nicht das diese Nachricht etwa überraschend kam, da beide Konzerne einen sehr hohe Schuldenstand aufweisen, der sich aus dem rein operativen Geschäft bei einer unveränderten Quote nur noch schwerlich abbauen lässt. Aber es war anzunehmen dass dieser Schnitt in die Dividendenzahlung deutlich ausfallen muss. Zudem war ein wesentlicher Teil des Anstieges wohl auch auf eine Spekulation auf einen günstigen Wahlaufgang bei den Bundestagswahlen zurück zu führen. Mir ist die Annahme, dass sich hier entscheidend was ändern wird wenn die GRÜNEN künftig nicht wesentlich an einer Regierungsbildung beteiligt sind, nach wie vor etwas zu dünn!
Weiter wahr anzunehmen, dass insbesondere große Fonds, Versicherungen, Vermögensverwaltungen und Famliy-Offices, die sich auch auf die regelmäßige Rendite durch Dividendenzahlungen konzentrieren, ihre Bestände nach der Ankündigung des tatsächlichen Umfangs der Reduktion abbauen oder  zumindest reduzieren werden. Dieser Umschichtungsprozess könnte also noch etwas andauern, bzw. erst richtig losgehen wenn die Dividendenkürzung beschlossene Sache ist… Wenn auch an dieser Stelle gesagt werden muss, dass selbst eine deutlich reduzierte Dividende im direkten Vergleich der aktuellen Bankzinsen noch immer attraktiv erscheint!
Heute morgen eröffnete die RWE Aktie mit einem Down-Gap und einem satten Minus, nachdem bekannt gegeben wurde dass die Ausschüttungs für das laufende Geschäftsjahr deutlich, auf nur noch einen Euro, gesenkt werden soll. Auch für die kommenden Geschäftsjahre will man den Aktionären nun Dividenden zwischen 40 und 50 Prozent des nachhaltigen Nettoergebnisses – statt bislang 50 und 60 Prozent, vorschlagen. An der Umsatz und Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2013 selbst hält der Energieversorger aber auch weiterhin fest. Noch immer geht RWE davon aus, dass das EBITDA bei rund 9 Milliarden Euro liegen wird und das nachhaltige Nettoergebnis bei rund 2,4 Milliarden Euro.
Die Dividendenkürzung hat einige Marktteilnehmer in Ihrer Deutlichkeit wohl überrascht. Auch ich bin nicht von so einem starken Einschnitt ausgegangen und muss somit meine letzten Überlegungen zu der Aktie neu überdenken. Ein ähnliches Schicksal könnte eventuell nun aber auch auf die E.ON Aktionäre zukommen. Denn die Schulden-Sitution ist hier ähnlich angespannt, ebenso wie die rückläufigen Gewinne aus dem operativen Geschäft. Beide Konzerne halten zwar mit teilweise umfangreichen Kostensenkungs-Maßnahmen weiterhin dagegen, ob dies aber langfristig auch wieder zu steigenden Renditen führen wird, ist aus heutiger Sicht eher ungewiss.
Fazit: Mit der geplanten, deutlichen Reduktion der Dividende verliert RWE demnächst wohl eines der wichtigsten Hauptargumente für den Kauf der Aktie. Seit vielen Jahren konzentrieren sich Dividendenjäger auf die beiden Energiekonzerne und bauten damit auf langfristig sichere Renditen. Diese Zeit scheint nun aber erst einmal vorbei zu sein, weswegen man grundsätzlich davon ausgehen kann, dass die Aktie künftig etwas mehr Volatilität aufweisen dürften. Fürs Erste rechne ich nun damit, dass zumindest knapp 50 Prozent der vorangegangenen Bewegung nun wieder abgebaute werden sollte, die beiden Aktien aber grundsätzlich das „Tal der Tränen“ verlassen haben…Und ab Montag müssen die möglichen und eher langfristigen Auswirkungen der Bundestagswahl erst einmal genauer analysiert werden…!