Tag Archives: Kostendruck

Ist Gold in 2012 ein gutes Investment? – Ein paar harte Fakten…

Der Goldpreis pendelt seit Wochen in einer engen Trading-Range  und kann sich offensichtlich nicht so recht entscheiden in welche er diese nun verlassen will. Auch die Goldminenaktien bleiben weiterhin sehr schwach, bzw. geraten zusehends unter Druck. Die Rede von Ben Bernanke gestern hat der Preis des Edelmetalls erneut kurzzeitig unter Druck gebracht. Zwar hält sich die FED weiterhin auf Abruf bereit um gegebenenfalls in die Märkte einzugreifen, konkrete Maßnahmen seien aber momentan nicht geplant hieß es in dem Protokoll der halbjährlichen Sitzung. Das Ausbleiben eines weiteren QE3 Programms bleibt somit der größte „Belastungsfaktor“ für den Goldpreis. Fachleute sind sich inzwischen aber einig dass es nur noch eine Frage der Zeit sein dürfte wann Bernanke erneut seinen großen Geldbeutel öffnet. Bis dahin sollte man sich aber als Anleger mit den harten Fakten beschäftigen und keine vorschnellen Anlageentscheidungen treffen…Ein Gastkommentar von Sandro Valecchi

Zeit für eine Zwischenbilanz:  Goldpreis 2012: Spekulation oder Asset-Wert?

Nach dem ersten Halbjahr 2012  kann eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, was das Goldpreisfixing und die weitere Wertentwicklung angeht. Im Handelsverlauf vom 11.07.2012 konnte für die Unze ein Tageshoch von 1.583,30 USD festgestellt werden, damit deutlich über dem 52 Wochentiefpreis von 1.479,50 USD einerseits, anderseits aber auch sehr weit entfernt vom 52 Wochen-Hoch in Höhe von 1.920,25 USD.
Die Analysen in Europa und den USA reagieren uneinheitlich. Die Verbreitung von alternativen Investmentprodukten wie Gold-ETF, die starke weltweite Nachfrage nach Goldbarren und die negativen Auswirkungen der steigenden Kosten sollen mit ursächlich für die Abwärtsbewegung im Edelmetallsektor sein. Einige Analysten setzten auf saisonale Trends, die oft zu einer Rallye bei Gold und Goldaktien von Mitte des Sommers bis in den Herbst führten, aber auch dies ist eher eine auf vergangenen Werten beruhende Spekulation – mehr nicht!

Laut einer Prognose anhand von Daten der Bank of America – Merrill Lynch (BofAML) ist der Goldpreis in den letzten 11 Jahren im Spätsommer im Schnitt um 14,5% gestiegen, während der S&P/TSX Gold Index sich mit einem durchschnittlichen Plus von 24,5% sogar noch besser entwickelte. Zur Begründung wiesen die Banker darauf hin, dass der wichtigste Faktor bei diesen alljährlichen Rallyes das Wiedererstarken der Schmucknachfrage in Indien und Asien sei, die aufgrund der Hochzeits- und Feiertagssaison entsteht.

Dagegen spricht in diesem Jahr allerdings dass in Indien ein Streit der schmuckverarbeitenden Industrie mit dem Staat wegen zu hoher Abgaben auf Golderwerb herrscht. In China setzt sich inzwischen ein anderer Anlagetrend durch. Chinesische Investoren fokussieren sich momentan eher auf Investments in US-Dollar. Der Goldkauf ist bei chinesischen Anlegern nicht mehr erste Wahl – Tendenz eher abwartend. Bei dieser Einschätzung ist jedoch auch zu beachten, dass das zweite Quartal in China traditionell eher schwach ausfällt. Die Ermittlung zugunsten eines langfristigen Trends, die chinesische Investoren wieder dazu bewegen sollte, ihr Geld in Gold anzulegen, ist somit rein spekulativ.

Noch im Mai 2012 hatte World Gold Council prognostiziert, dass China im laufenden Jahr beim Verbrauch die Schwelle von 1.000 Tonnen Gold überschreiten werde. Im Vorjahr 2011 lag der Verbrauch noch bei rund 770 Tonnen. Inzwischen hat sich der Optimismus gelegt. Die magische, erhoffte Schwelle von 1.000 Tonnen ist in weite Ferne gerückt, der Verbrauch von Gold in diesem Geschäftsjahr wird auf bestenfalls 870 Tonnen für das Reich der Mitte eingeschätzt. Tatsächlich halten sich die Wachstumsraten sowohl in der chinesischen Schmuckindustrie als auch bei Investoren von Goldbarren und Münzen in Grenzen. Erwartet wird, dass die Schmuckbranche 2012 in China etwa 550 Tonnen Gold nachfragen wird, immerhin ein Plus von 7,7 %. 2011 lag das Wachstum noch bei 13 %. Noch deutlicher fällt die Verlangsamung des Wachstums bei den Barren und Münzen ins aus. Hier betrug das Plus im Vorjahr 38 %. Für 2012 wird nun mit einem Anstieg um 24 % gerechnet (320 Tonnen).

Im Zentrum der Spekulation um die weitere Goldpreisentwicklung steht die Prognose von BofAML. Gold sei noch immer ein gutes Investment und BofAML halte deshalb an der (eigenen) Preisprognose auf Sicht von 12 Monaten von 2.000 USD pro Unze fest. Bislang lag der Durchschnittsgoldpreis 2012 bei 1.650 USD, wobei die Preisschwankung von 1,540 bis 1,784 USD je Unze reichte. Die Prognose für den durchschnittlichen Goldpreis im Jahr 2012 senkte die BofAML allerdings um 2% auf 1.710 USD pro Unze, während man den durchschnittlich für 2014 erwarteten Goldpreis um 5% auf 1.650 USD je Unze herauf setzte.

Die Realitäten sehen allerdings ganz anders aus, warnen viele Analysen in Europa und sehen einen Seitwärtstrend beim Gold. Hierfür gibt es mehrere gewichtige Gründe wie Kostendruck, Konkurrenz und Wettbewerb, das Marktniveau und der Verkaufsdruck der Banken:

Risikofaktor Kostendruck
Die industrielle Förderung von Gold ist teuer und muss refinanziert werden. Viele Minenbetreibergesellschaften und Bergbaufirmen haben in der letzten Zeit unter steigenden Kosten (Cash-Kosten) zu leiden, um ihre Minen zu errichten und die Förderung wirtschaftlich zu betreiben. Auch das hat dazu geführt, dass die Aktien dieses Sektors zuletzt stark unter Druck standen. Viele Investmentgesellschaften und Banken sind im Wege der Vorfinanzierung eingestiegen, der Kostendruck und die Renditeerwartungen sind demnach hoch. Goldcorp, der zweitgrößte Goldproduzent in Kanada, hat seine Produktionsprognose für das laufende Jahr senken müssen. Operative Probleme gibt es in den Minen Red Lake (Ontario) und Penasquito (Mexiko). Der Konzern geht nun nur noch von einem Goldausstoß von 2,35 bis 2,45 Mio. Unzen in diesem Jahr aus. Bislang hatte man bei Goldcorp mit einer Produktion von rund 2.6 Mio. Unzen des gelben Metalls gerechnet. Im zweiten Quartal ging der Ausstoß bereits leicht von 597.100 Unzen Gold im gleichen Zeitraum 2011 auf nun noch 578.600 Unzen zurück.

Risikofaktor Konkurrenz und Wettbewerb
Beide Faktoren drücken den Preis für Gold, denn nur Bergbaufirmen, die über eine relativ fixe Kostenstruktur und entsprechend Liquidität verfügen, müssen nicht unter Wert verkaufen, um in diesem Geschäft zu überleben. Einige Unternehmen bieten einen direkten Hebel auf den Goldpreis an;  Investoren und Anleger könnten den operativen und Investitionsrisiken eines Minenbetreibers ausgesetzt sein. Viele Anleger bevorzugen andere Assets, es gibt derzeit wieder einen starken Trend zu Immobilien und hochwertigen Kunstobjekten, Gold ist schon längst nicht mehr erste Wahl. Andere Geschäftsfelder, beispielsweise der neue Erdgas-Boom durch Fracking (Schiefergasförderung), sind für viele institutionelle Anleger und Großinvestoren im Moment wesentlich interessanter.

Risikofaktor Marktniveau und wichtige Marktindikatoren (Marktbewegungen) 
Diese sollten unbedingt beachtet werden. Dazu gehören auch die offiziellen Bestände der großen Edelmetall-ETFs (Exchange Traded Funds). Die Bestands-Veränderungen zu den Vorwochen legen beispielsweise den Schluss nahe, dass der Kursrückgang bei Gold und Silber in den letzten Tagen nicht von einer sinkenden physischen Goldnachfrage begleitet wurde, andern Entscheidungen Trusts und Vermögensverwaltungen war. Indikatoren können die Mittelzuflüsse in die Edelmetall-ETFs innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sein.

Auch die Beobachtung des Markumfeldes ist wichtig. Viele Analysten warnen vor anhaltendem Gegenwind für weiteres Wachstum, da das Umfeld für zyklische Assets, darunter auch Industriemetalle, weiterhin schwierig bleibe. Das führt dazu, dass die BofAML davon ausgeht, dass die Buntmetallpreise im dritten Quartal fallen werden. Die Analysten gehen beispielsweise beim Kupferpreis von einem Rückgang auf 6.500 USD pro Tonne bzw. 2,94 USD pro Pfund aus.

Vorsicht ist geboten, wenn wichtige Indikatoren wie (mutmaßliche) Nachfrage und Marktsättigung gegeneinander ausgespielt werden.  Die anhaltende Krise der Eurozone könne angeblich dazu führen, dass die Nachfrage nach Gold bei Investoren und Zentralbanken weiter ansteigen würde. Von einer Marktsättigung ist hingegen fast nie der Rede. Viele Banken haben jedoch zwischenzeitlich ihre Goldbestände aufgestockt und eine Sättigung ist objektiv eingetreten. Zwar habe die Zentralbank Kasachstans jetzt ihre Absicht bekanntgegeben, in diesem Jahr 24,5 Tonnen Gold kaufen zu wollen, um den Anteil an den Währungsreserven von 15 auf 20% anzuheben. Dies hat allerdings keine Auswirkungen auf das Goldpreisfixing, weil die Regierung in Kasachstan bereits erklärt hat, nur Gold aus eigener, heimischer Förderung aufzukaufen. Interessenten für Gold sollten daher solche Nachrichten ganz genau überprüfen.

Auch das Marktniveau in China als den bedeutendsten Wettbewerber im Goldmarkt lässt sich nur schwer einschätzen. Im ersten Quartal hat sich der Verbrauch dort zwar von 232 Tonnen auf 255 Tonnen Gold erhöht. Wenn man die Schätzungen der Analysten zugrunde legt, wird sich dies jedoch nicht auf das Gesamtjahr hochrechnen lassen.

Trotz der Finanzkrise ist die weltweite Nachfrage nach Gold im ersten Quartal 2012 gesunken. Die Goldverkäufe seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5 % auf 1.097,6 Tonnen zurückgegangen, teilte der Branchenverband World Gold Council (WGC) mit. Demnach gab es den Rückgang trotz Nachfrage in China und Indien. Generell überwog die rückläufige Nachfrage bei Zentralbanken, Schmuckherstellern und Industrie einen Anstieg bei Investitionen in Gold, das in Krisenzeiten als „Fluchtwährung“ dient. Der durchschnittliche Goldpreis zog laut WGC im ersten Quartal um 22 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum an. Weltweit wurde in den ersten drei Monaten des Jahres Gold in einem geschätzten Wert von 59,7 Milliarden Dollar (46,8 Milliarden Euro) verkauft.

Risikofaktor Verkaufsdruck der Banken und das Verhalten der Fonds
Es geht um sogenannte Leerverkäufe. Leerverkauf (Blankoverkauf, engl. short sale) ist ein Begriff aus dem Bank- und Finanzwesen, der den Verkauf von Waren oder Finanzinstrumenten (insbesondere Devisen, Wertpapiere) beschreibt, über die der Verkäufer zum Verkaufszeitpunkt NICHT verfügt. Um seine künftige Lieferverpflichtung erfüllen zu können, muss er sich bis zum Erfüllungszeitpunkt durch den Kauf der Waren oder Finanzinstrumente eindecken. Ein Trader sagte verärgert, die Federal Reserve (Fed) treibt ein böses Spiel mit ihren Leerverkäufen. Die Fed treibe damit den Goldpreis rauf oder runter, in dem sie das Knöpfchen im richtigen Moment drückt.

Eine Legaldefinition des Begriffs Leerverkauf gibt es nicht. Zivilrechtlich unterliegen Leerverkäufe dem Kaufvertragsrecht, das die Möglichkeit eines Leerverkaufs auch nach deutschem Recht zulässt. Selbst am Kassamarkt ausgeführte Leerverkäufe sind laut der Gesetzesbegründung zur Börsengesetznovelle 1989 grundsätzlich den Börsentermingeschäften zuzuordnen. Grund ist, dass einem Bankkunden bei einem Leerverkauf ein Marktpreisrisiko entsteht, das für ein Börsentermingeschäft typisch ist. Kein Börsentermingeschäft liegt vor, wenn der Leerverkäufer aus einem anderen Termingeschäft einen zukünftigen Lieferanspruch auf die leer verkaufte Wertpapiergattung hat und sich die Papiere bis dahin leiht, da dann das für ein Termingeschäft übliche Risiko nicht entsteht. Der Anleger muss sich beim Goldkauf darüber im Klaren sein, das sich das Preisfixing kurzfristig und erheblich ändern kann, ohne das der Anleger irgendetwas gegen – ihm unsichtbare – Leerverkäufe unternehmen kann.

Skeptischer sind aktuell auch die Hedge-Fonds – sie haben ihre Wetten auf einen höheren Goldpreis reduziert. Das Edelmetall hat den Großteil der diesjährigen Kursgewinne wieder abgegeben, nachdem sich abzeichnete, dass die Weltwirtschaft wohl das erneute Abrutschen in die Rezession vermeiden kann.Damit entsteht ein Verkaufs- und Vertriebsdruck bei den Banken. „Angesichts der Tatsache, dass die nordamerikanischen Edelmetallproduzenten am unteren Ende des Sechsjahreswerts des Verhältnisses von Kurs zu Netto-Asset-Wert gehandelt werden, erscheinen die Aktien des Sektors unterbewertet“, vermelden einige Banken, um das Goldgeschäft weiter anzuheizen. „Neue Käufer sollen auf den Goldmarkt kommen“, meint BofAML, mit dem Wunsch zu einer „multiplen Neubewertung des Sektors.“

Nach Meinung der Analysten in den USA sollte Gold auch beim derzeit hohen Preisniveau gekauft werden, nach Ansicht der Experten und Marktbeobachter in Europa sollten die Korrekturen beim Goldpreis genutzt werden, meint Robert Hartmann (Pro-Aurum). Das ist kein Wertungswiderspruch. Gold -Korrekturen gehören zum Bullenmarkt. In dem nun schon seit 11 Jahren andauernden Bullenmarkt hat es in jedem Jahr Korrekturen gegeben. Diese haben sich teils sogar im zweistelligen Bereich bewegt, bis auch schon 30 % in US-Dollar.

Fazit: Sollte man einen Einstieg in Gold nutzen wollen, dürfen weitere, eigene liquide Mittel nicht fehlen, um das Verlustrisiko eines übereilten Verkaufs zu vermeiden. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wo das untere Limit beim Goldpreis liegen dürfte. Gold verleitet sehr leicht zur übertriebenen Euphorie, weshalb eine objektive Rekapitulation der Preisentwicklung des Goldes in den letzten 12 Monaten erforderlich und geboten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass das gelbe Edelmetall weiterhin in seinem Seitwärtstrend gefangen bleibt, ist allerdings aus Sicht vieler unabhängiger Analysten in Europa sehr hoch.

Meistgesucht

  • BofAML
  • prognose goldpreis 2020
  • goldpreis prognose 2020
  • prognose goldpreisentwicklung 2020
  • goldpreis 2020
  • gold prognose 2020
  • goldpreis2012-2020
  • goldpreisentwicklung 2020

GASTKOMMENTAR Nachtflugverbot, Kostendruck, Wettbewerb – Deutsche Lufthansa AG

Die Deutsche Lufthansa AG wird derzeit schwer geprüft! Sie muss nicht nur den defizitären Europaverkehr in den Griff bekommt, um sich und dem Konzern die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Jetzt muss die LH AG ausgerechnet auch noch an ihrem Referenzstandort, dem „Heimatflughafen Rhein-Main“ ein gerichtlich verordnetes Nachtflugverbot verkraften, was insbesondere den CARGO-Frachtverkehr in einem erheblichen Umfang einschränkt. Kurz nachdem das Nachtflugverbot bestätigt wurde, fielen die Kurse von LH- sowie der FRAPORT-Aktien.

Der zuständige Senat mit weinerlich eingestimmten Berufsrichtern am Bundesverwaltungsgericht Leipzig torpedierte die auf Mobilität ausgerichtete deutsche Volkswirtschaft des Jahres 2012, die den Warenumschlag nach dem „just-in-time-Prinzip“ (JIT) dringend braucht; hierzu zählen freilich auch Luftfrachtverkehre, die auch Nachts abgewickelt werden müssen. Nach dem Leipziger Diktat dürfen zwischen 23 Uhr und 5 Uhr früh gar keine Flugzeuge starten oder landen. Ohnehin waren für diesen Zeitraum bislang gerade einmal 17 Flüge genehmigt worden. Zwar hatten Analysten und Wirtschaftsexperten mit Auflagen (Lärmschutzmaßnahmen; Beschränkung auf Flugzeuge mit „leisen Triebwerken“; Bevorzugung von Anflug-Routen mit geringerer Emission), die völlig undifferenzierte Ausurteilung in Leipzig hat allerdings den deutschen Wirtschaftsstandort aufgeschreckt. Die Zuverlässigkeit und Planungsgarantie, einst „deutsche Tugenden“ aus Sicht des Auslandes, kommt erneut auf den Prüfstand.

Das Dax-Vorzeigeunternehmen LH AG fürchtet um den Konsolidierungskurs. Lufthansa kappte bereits wegen der schwachen Passagierentwicklung im August 2011 und den unsicheren Wirtschaftsaussichten ihre Jahresprognose. Der Vorstand gehe für 2011 nur noch von einem operativen Gewinn im oberen dreistelligen Millionen-Bereich aus, verlautbarte es aus dem Konzern. Die vom Konzern erwartete Steigerung gegenüber dem Vorjahreswert von 876 Millionen Euro dürfte aus derzeitiger Sicht nicht mehr realisierbar sein. Die Aktien der Deutschen Lufthansa AG gerieten bereits 2011 in erste Turbulenzen. Dem LH-Management ist bewusst: nur Sparen wird bei weitem nicht reichen. Deshalb stellen sowohl Analysten wie Marktbeobachter die durchaus berechtigte Frage, wohin der Konzern Lufthansa AG steuert?

„Es ist die Pflicht eines Vorstands, sich neben den reinen Kosten auch alle anderen Szenarien, die möglich sind, anzuschauen”, erklärte LH-Vorstand Christoph Franz. Eine Aussage, die allerdings viel Raum für Spekulationen lässt. Konzernweit verbuchte Lufthansa AG in 2010 mit ihren gut 117.000 Mitarbeitern bei einem Umsatz von 27,3 Mrd. Euro einen operativen Gewinn von 876 Mio. Euro. Nun zu den aktuellen Fakten:

• Tochtergesellschaften: Die Lufthansa Tochtergesellschaften German Wings, British Midland, Austrian uns Swiss schrieben für das Jahr 2011 Verluste auf der Europastrecke in der Größenordnung eines dreistelligen Millionenbetrages. Pläne, die Billigflieger Germanwings mit British Midland (BMI) und der österreichischen AUA zu einen neuen, größeren Billiganbieter zu formen, um andere Low-Cost-Carrier wie Ryanair bzw. Easyjet auf Abstand zu halten, wurden zurückgestellt, die EU hat jetzt den Verkauf von der Tochter British Midland genehmigt.

• Altersversorgung der Mitarbeiter, Stichwort: Deferred Compensation. Das Oberlandesgericht Stuttgart (Beschluss v. 22.08.2011 – 2 UF 103/11) hatte aktuell in einem Musterprozess über betriebliche Altersvorsorgeansprüche bei der LH AG zu entscheiden gehabt. In dem Prozess ging es nicht nur um das vom Amtsgericht berücksichtigte Anrecht auf die LufthansaBetriebsrente mit einem Ausgleichswert von 19.680,27 Euro. Es ging zudem um mehrfache Ansprüche aus betrieblicher Altersversorgung im Versorgungsausgleich. Durch den Ausgleich des Anrechts – Deferred Compensation – entsteht kein unverhältnismäßiger Verwaltungsaufwand bei der Deutschen Lufthansa AG als Versorgungsträger.

Zudem hat diese sich selbst nicht gegen einen Ausgleich ausgesprochen, was im Rahmen der Ermessensentscheidung ebenfalls zu berücksichtigen ist4. Da die Deutsche Lufthansa AG für das Anrecht die externe Teilung beantragt hat, erschöpft sich der ihr entstehende Verwaltungsaufwand in der Auszahlung des Ausgleichswertes an die Zielversorgung und in der Erfassung und Berücksichtigung des Versorgungsausgleichs im Versorgungskonto des Antragsgegners. Da die LH AG bereits aufgrund der externen Teilung der Lufthansa-Betriebsrente zu deren Ausgleich durch Zahlung an denselben Zielversorgungsträger verpflichtet ist, entsteht ihr durch den externen Ausgleich des zweiten Anrechts ersichtlich kein nennenswerter Verwaltungsaufwand.

Darüber hinaus ist das Entstehen einer Splitterversorgung auf Seiten der Antragstellerin ausgeschlossen, weil die Ausgleichsbeträge für die betrieblichen Anrechte im Wege der externen Teilung (ohne Abzug von Kosten) insgesamt an einen Zielversorgungsträger zur Begründung eines Vertrages über eine Basisversorgung überwiesen werden. Bei einer Entgeltumwandlung zur betrieblichen Altersversorgung (arbeitnehmerfinanzierte Altersversorgung, auch Deferred Compensation genannt) verzichtet der Arbeitnehmer auf einen Teil seines Gehalts zugunsten einer Altersvorsorgezusage. § 1 Abs. 1 Nr. 3 BetrAVG fordert, dass künftig fällige Entgeltbestandteile in eine wertgleiche Zusage umgewandelt werden.

• Viele Piloten, viele Wünsche: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) kippte die bisherige tarifvertragliche Altersgrenze bei den Piloten der Lufthansa. Mit Urteil vom 13.9.2011, Az. C-447/09, hat der EuGH eine tarifvertragliche Altersgrenze als unwirksam angesehen, weil sie altersdiskriminierend sei. Für die betroffenen Piloten bedeutet dies: weiterfliegen bis 65 und für Lufthansa heißt dies weiterzahlen.

• Viele Kosten, wenige Konzepte: Infolge der Flugticketsteuer stieg der operative Verlust bei LH Tochter Germanwings im ersten Halbjahr 2011 um fast 18 % auf 46 Millionen Euro, obwohl der Umsatz um 10 % auf 293 Millionen Euro zulegte. Kleiner Trost: Germanwings produziert zu niedrigeren Stückkosten als Lufthansa. Stark belastet haben das Geschäft des LH Konzerns auch die Atomkatastrophe in Japan und die Unruhen in Nordafrika. Der operative Gewinn liege noch bei 3 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern mitteilte. Im Vorjahreszeitraum war hingegen noch ein Verlust von 171 Millionen Euro angefallen, was seine Ursachen unter anderem in der Vulkan-Aschewolke hatte, die damals die den Flugverkehr tagelang lähmte, zudem streikten auch noch die Piloten. Der Konzernumsatz zog in der ersten Jahreshälfte 2011 um 11 % auf 14,1 Mrd. Euro an und insgesamt stieg die Zahl der Fluggäste um 10 % auf 50,2 Millionen. Japan, Libyen, Aschewolke, Kerosin-Kosten treffen allerdings zwar nicht nur die Lufthansa AG, aber auch der Dax-Konzern LH AG muss diese Kostenlast managen.

Der Wettbewerbsdruck besteht vor allem im Verhältnis zu den international agierenden Low-Cost-Carriern. Kostendruck entsteht infolge weiterer Belastungen, etwa aufgrund Regierungsauflagen, Steuern und Gebühren sowie der unterschiedlichen Verkehrsrechte zwischen den einzelnen Staaten. Wenn weitere unvorhergesehene Ereignisse hinzukommen, wie beispielsweise Flugverbote wegen einer Vulkan-Aschewolke im Mai 2001, erhöht sich der Kostendruck. Hinzu kommt noch, dass ab 2012 alle Flüge, die von Flughäfen innerhalb der EU starten oder auf Flughäfen in der EU landen, dem EU ETS unterliegen. Dies bedeutet, dass die CO2-Emissionen dieser Flüge bis 2020 um mindestens 20% ihres Niveaus von 1990 reduziert werden müssen.

Auf der Kurzstrecke drückt der massive Wettbewerb mit Billig-Airlines wie Ryanair oder Easyjet die Margen. Die haben sich auf die Kurzstrecke konzentriert, fliegen von Punkt zu Punkt. Die Flugzeuge sind ständig in der Luft und verdienen Geld. Ein solches Modell ist für die Lufthansa-Kernmarke nicht möglich, da hier die Kurzstrecke als Zubringer für die Langstrecke genutzt wird, die Flugzeuge deshalb länger am Boden sind. Kosteneinsparungen allein reichen nicht. Zwar wurden alle 50-sitzigen Flugzeuge ausgemustert und gegen größere Maschinen ausgetauscht, die pro Passagier geringere Kosten verursachen. So konnten die Stückkosten im Europaverkehr beispielsweise im Jahr 2010 um 14 % gesenkt werden. Analysten und Bilanzbuchhalter wissen hingegen, dass mindestens das doppelte Einsparvolumen generiert werden muss, um wieder im Europaverkehr profitabel zu sein.

Auch besondere Faktoren, wie etwa das Nachtflug- und Ladeverbot auf Verkehrsflughäfen wie Frankfurt Rhein-Main, können den Kostendruck auf die LH zunehmend weiter erhöhen. Laut LH AG dürfte die CARGO-Tochter das Nachtflugverbot im Jahr mindestens 40 Mio. Euro kosten. Das sei mehr, als er erwartet habe, kommentierte die LH AG. „Wir können unser Zentrum in Frankfurt und die Umladungen dort nicht verlegen“, sagte der Lufthansa-Cargo-Vorstandsvorsitzende Ulrich Garnadt derzeit noch. Die richtige Managementstrategie wird für den Lufthansa Konzern jetzt darüber entscheiden, wie zukunftsfähig die LH AG aufgestellt wird, um die kommenden Turbulenzen in der heutigen, schwierigen Marktlage weltweit zu meistern.

Hierzu gehört auch, dass die LH AG unter Umständen dem Land Hessen und FRAPORT die „rote Karte“ im CARGO-Geschäft zeigen muss und damit auf einen anderen Standort ausweicht, wo es heißt: „Herzlich Willkommen LH CARGO!“ Sandro Valecchi

Top