Die Geschäftsleitung beim Zahlungsabwickler Wirecard versucht aktuell offensichtlich mit jeder noch so kleinen positiven Meldung gegen die Short-Attacke anzugehen. Die mysteriösen Anschuldigungen der Zatara-Studie hallen immer noch nach. Obwohl der Markt eigentlich davon ausgeht, dass es sich hierbei um eine „Fake“ handelt, der den Leerverkäufern in die Hände spielen soll, ist es dem Unternehmen bis heute nicht gelungen neues Vertrauen zu schaffen. Auch die teilweise kräftigen Insiderkäufe haben nichts daran geändert, dass die Anleger immer noch massiv verunsichert sind.
Heute macht die Aktie wieder einmal einen kleinen Satz nach oben. Der Grund hierfür ist in zwei Meldungen zu finden. Zum einen erweitert das Unternehmen mittels einer Kooperation mit der Firma AEVI International seinen mobile Point of Sale wie es auf Neudeutsch so schön heißt. AEVI ist ein Tochterunternehmen von Wincor Nixdorf und liefert weltweit IT-Lösungen für Handelsunternehmen und Retailbanken. Die zweite Meldung betrifft den inzwischen etwas optimistischere Ausblick der Geschäftsleitung auf das laufende Geschäftsjahr. Demnach will man den Gewinn vor Steuern und Abschreibungen nach einem „erfreulichen Jahresstart“ nun leicht von zuvor 280 bis 300 Millionen Euro auf nunmehr 290 bis 310 Millionen Euro steigern. Erreicht werden soll dieser marginale Anstieg mittels des neuen Indien-Geschäfts sowie der Tochterunternehmen in Brasilien und Rumänien.
Was sich zunächst einmal positiv liest, ist sicherlich nicht der große Wurf um damit die Stimmung der Anleger nachhaltig zu verbessern. Denn die tatsächliche (netto) Steigerung dürfte wohl eher Bescheiden ausfallen und ändert an den Unsicherheiten um die Geschäftspraktiken des Unternehmens wenig, die in der Zatara Studie angeprangert werden. Auch die neue Kooperation mit AEVI zeigt zwar dass Wirecard grundsätzlich ein sehr umtriebiges Unternehmen ist, lässt aber ebenfalls nicht zwingend darauf schließen, dass sich dies demnächst im Aktienkurs widerspiegeln wird.
Somit bleibt alles wie es ist. Der heutige Anstieg gibt erneut Hoffnung auf eine Bodenbildung, hinterlässt aber auch ein weiteres Gap, dass möglicherweise noch geschlossen werden muss. Hier nun einen Boden auszurufen wäre meiner Meinung nach zu früh und weiterhin riskant. Bis auf Odey Asset Management LLP haben zuletzt nahezu alle Leerverkäufer Ihre Positionen weiter erhöht oder neue aufgebaut. Somit bleibe ich weiterhin skeptisch und lieber an der Seitenlinie bis sich hier ein höheres Hoch im Chart zeigt. Massive Widerstände für die Aktie liegen bei 33,63, 34,65 und 35,66 Euro. Erst wenn diese aus dem Weg geräumt sind, wird es wieder bullisher. Bis dahin gelten für mich weiterhin die genannten Ziele auf der Unterseite.