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Jackson Hole, oder die 100 Milliarden Dollar Frage

Am Ende dieser Woche steht für die Märkte eine entscheidende Wegmarke an – die jährliche Notenbanker Tagung in Jackson Hole. Der Höhepunkt dieser Veranstaltung wird sicher Ben Bernankes Rede am Freitag 26.08.2011 sein. Letztes Jahr, zur selben Zeit, hat Bernanke hier QE2 angekündigt, und damit den Startschuss für eine monatelange Rally der Märkte gegeben. In diesem Jahr schaut der Markt, insbesndere nach den turbulenzen der vergangenen vier Wochen,  hin- und her gerissen zwischen Panik und Hoffnung auf Jackson Hole.

Was immer Bernanke also macht oder nicht macht, wird die Märkte danach mit Sicherheit massiv bewegen, und mit hoher Wahrscheinlichkeit die weitere Tendenz an den internationalen Finanzmärkten bis zum Jahresende bestimmen. Für die  Märkte wird das Ereignis Jackson Hole somit die alles entscheidende 100 Milliarden Dollar Frage beantworten. Und für Trader, ebenso wie für Anleger, wird es deshalb extrem wichtig sein sich zu diesem Zeitpunkt richtig zu verhalten und die  richtigen Entscheidungen zu treffen .

Ich will mich hier nicht an den Spekulationen beteiligen, was die FED machen oder nicht machen wird. Dazu gibt es schon genügend Text überall im Web und ich habe dazu nichts wirklich viel Neues beizutragen. Ob die Programme der FED wirklich wirken (ich bezweifele das ) oder nicht, ist für Anleger zunächst auch völlig nebensächlich. Entscheidend ist nur wie der Markt – insbesondere also das BigMoney  – darauf reagieren wird. Die ganzen volkswirtschaftlichen Diskussionen zum Pro und Contra solcher Maßnahmen kann man also, mit einem Zeithorizont von ein paar Monaten, getrost überlesen, ohne als Anleger etwas zu verpassen. Volkswirte sind oftmals eher Kontraindikatoren für die Märkte 😉

Ich möchte statt dessen hier einige Gedanken zu möglichen Marktreaktionen mitteilen, die mir wichtig erscheinen:

1.       Mittlerweile hat der Markt wahrgenommen, dass QE2 keineswegs die Konjunktur in den USA positiv beeinflusst hat. Es wurden nur kurzzeitig die Asset-Preise aufgeblasen. Diese Luft entweicht gerade wieder. Deshalb würde eine einfache Fortführung des alten Programms als „QE3“ mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Markt nicht goutiert werden. Sollte Bernanke also einfach weiter machen, wäre das wohl eher ein Grund in den kommenden Wochen von weiter fallenden Kursen auszugehen.

2.       Das schlimmste Szenario wäre, wenn Bernanke dem Thema QE3 aus dem Weg geht und gar nichts dazu sagt. Das wäre verheerend und würde vom Markt als Hilflosigkeit der FED interpretiert.  Zudem würde wohl der Eindruck entstehen Benanke hätte sich dem politischen Druck seitens der Republikaner gebeugt. Ein Crash wäre dann vorprogrammiert – Dax Kursziele von 4.500 oder gar 3.000 Punkten wären dann möglich.

3.       Sollte Bernanke einen Bluff wagen, und mit gespieltem Selbstbewusstsein sagen das die Konjunktur kein weiteres QE mehr benötigt da die konjunkturellen Ängste übertrieben seien – wäre dies ein Ritt auf der Rasierklinge. Wie bei jedem guten Bluff kann es aber funktionieren und ausreichen die Märkte zu beruhigen. Ebenso gut kann eine solche Strategie aber auch nach hinten los gehen…

4.       Somit gibt es eigentlich nur ein Szenario auf das der Markt mit relativer Sicherheit mit einer Rally reagieren würde: Wenn Bernanke ein völlig neues Programm auflegt, dass in seiner Art und dem Umfang historisch beispiellos ist. Dies könnte beispielsweise der direkte Kauf von Assets, wie Aktien, durch die FED sein. Darauf würde der Markt mit Sicherheit begeistert reagieren!

Würde es alleine nach Ben Bernanke gehen, würde es mit Sicherheit eine Alternative 4 geben. Dafür hat er sich schon zu eindeutig festgelegt und letztlich geht es jetzt auch um seine ganz persönliche Reputation, und seinen Platz in den Geschichtsbüchern. Aber man darf nicht vergessen, dass Bernanke nicht mehr alleine der Herr der Entscheidungen ist. Die Opposition gegen sein Gelddrucken wächst und wächst, innerhalb der FED und politisch ausserhalb. Es ist also durchaus vorstellbar, dass Bernanke am Ende gar nicht so kann, wie er selber gerne würde.

Letztlich wissen wir aber nicht, was am Freitag in Jackson Hole und darauf am Montag an den Märkten passieren wird. Alles ist möglich, sicher ist bisher aber nur extreme Volatilität.

Es bringt deswegen auch keinen wirklichen Vorteil, sich am  allgemeinen Wettraten selbsternannter „Gurus“ zu beteiligen. Wir sind alle keine Insider der FED, und werden es kurzfristig auch nicht werden. Es gibt aber einen Aspekt der das Potential hat für Anleger und Trader viel wichtiger zu sein – das Verhalten des Marktes in den Tagen vor Jackson Hole.

Wie fast immer kann man es im Vorfeld solcher strategisch wichtigen Entscheidungen als gesichert ansehen, dass die Planungen der FED bei BigBoys der Wallstreet durchsickern werden, und als direkte Folge daraus bereits in den tagen vor dem eigentlichen Ereignis das sogenannte „Frontrunning“ gibt. Die FED ist mit den Spitzen der Wallstreet zu stark verknüpft, als das so eine entscheidende Weichenstellung wirklich geheim bleiben kann. Ausserdem diskutiert Bernanke seine Pläne im Vorfeld mit Sicherheit mit dem Oval Office. Alleine schon dadurch steigt die Zahl der Mithörer exponentiell.

Wir müssen daher in dieser Woche den US Markt unbedingt sehr aufmerksam beobachten! Springt er weiter panisch hin- und her, spricht das für Unsicherheit, und dafür dass noch nichts durchgesickert ist. Bewegt sich der Markt aber diese Woche konsistent über mehrere Tage in die gleiche Richtung, schiebt der S&P500 also Richtung 1200 Punkte hoch, oder läuft dieser durch die Unterstützung bei 1100 nachhaltig nach unten, kann man davon ausgehen, dass hier wieder das BigMoney am Werk ist.

Dann sollte man sich in meinen Augen für die Woche nach Jackson Hole genau in die vorher eingeschlagene Richtung positionieren. Ein Musterbeispiel dafür war die Woche vor der Herabstufung des US Ratings – das Big Money wusste natürlich vorher schon längst was kommt. Es bleibt wie es ist… Die Märkte sind kein fairer Ort, und Frontrunning von BigMoney ist der Weg mit dem die grossen Gewinne erzeugt werden. Demenstprechend muss man als Kleinanleger versuchen in solchen Situationen dem großen Geld zu folgen, und nicht sich gegen den Trend zu positionieren.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg in den kommenden Tagen, und die richtigen Entscheidungen! Denken Sie immer daran: The Trend is your friend ! Das gilt auch wenn er nach unten zeigt! HS

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