Lange hat es gedauert, und zum Schluss hat wohl niemand mehr so richtig daran geglaubt. Gestern am späten Abend erreichte die Märkte die Nachricht dass VW und Porsche nun definitiv bis zum 01.08.2012 verschmolzen sein wollen. Die monatelange Hängepartie ist damit für die Porsche Aktionäre, ebenso wie die Anteilsinhaber von VW Papieren beendet. VW wird das Porsche Sportwagengeschäft zum ersten August übernehmen und beide Konzerne in Zukunft von den Synergieeffekten profitieren. Als Kaufpreis für die verbleibenden 50,1 Prozent  an der Porsche AG wird der Porsche Automobil Holding SE der Betrag von 4,46 Milliarden Euro und eine VW Stammaktie (aus steuerrechtlicher Sicht handelt es sich nicht um einen Verkauf, sondern um einen internen Umbau. Daher muss auch die eine Aktie fließen) zufließen. Aus der Transaktion resultiert auf Ebene der Porsche Automobil Holding SE, unter Berücksichtigung von Effekten aus der at Equity Bilanzierung der Beteiligung an der Volkswagen Aktiengesellschaft im IFRS-Konzernabschluss, ein einmaliger positiver Ergebniseffekt in Höhe von voraussichtlich rund EUR 7 Milliarden.
Die Porsche SE erklärte gestern dass man aus dem Erlös zunächst die bestehenden Bankverbindlichkeiten von knapp zwei Milliarden Euro zurückgeführt werde. Sonderausschüttungen an die Aktionäre der Porsche SE seien nicht geplant. Wer also mit einer fetten Dividende nach Abschluss der Transaktion gerechnet hatte wurde enttäuscht. Die Vorteile liegen nun bei Volkswagen, deren Vorsteuergewinn sich in den kommenden Jahre durch den abgeschossenen Deal um sechs Prozent erhöhen dürfte. Wer eine Auto Aktie im Depot haben will sollte sich überlegen ob er seine Stücke bald in VW Stamm- oder Vorzugsaktien tauschen will. Damit ist man dann immer noch an der Porsche Story beteiligt wenn auch nur in einem deutlich geringerem Umfang.
Die Porsche SE Aktie wird in Zukunft dann zu einer reinen Finanzholding gehören, die allerdings noch einen nennenswerten Anteil an der Volkswagen AG besitzt, der sich in den kommenden Jahren weiter positiv entwickeln sollte und nach meiner Auffassung zum jetzigen Zeitpunkt deutlich unterbewertet ist. Der Erfolg der Neuausrichtung der Porsche SE, die kürzlich auf der Hauptversammlung beschlossen wurde, muss hingegen erst noch abgewartet werden. Der verbleibende Teil der Liquidität soll nun nach Abschluss des Deals für den Erwerb von strategischen Beteiligungen mit Schwerpunkt entlang der automobilen Wertschöpfungskette verwendet werden, hieß es kürzlich in einer Pressemitteilung. Die Meldung dass man sich auch im Solarbereich engagieren könnte darf ich zumindest komisch finden, da es im Moment wohl bessere Anlagemöglichkeiten gibt.
Mein Fazit bleibt dass es grundsätzlich zu begrüßen ist dass der Deal nun endlich abgeschlossen wird. Die Risiken durch die ausstehenden Klagen, die hauptsächlich in der Porsche SE verbleiben, sind nach wie vor nicht zu unterschätzen, auch wenn ich persönlich davon ausgehe dass Porsche siegreich aus diesen hervor gehen wird, oder zumindest entsprechende Vergleiche erzielen kann. Dies ist der alles entscheidende Faktor bei der Bewertung der Porsche SE neben dem gehaltenen Volkswagen Anteil. Aktuell notiert die Porsche Aktie bei ca. 64 Prozent des Nettovermögenswertes. Bei einem üblichen Holding-Abschalg von 10 bis 20 Prozent wäre die Porsche Aktie ohne das Klagerisiko dann immer noch deutlich unterbewertet. Letztlich wird die Porsche Aktie somit ab dem 01.08.2012 zu einer Wette auf einen positiven Ausgang der Klagen sein und kein Automobilhersteller mehr – Darüber sollten sich Anleger im Klaren sein.
Die heutige Kursentwicklung der Porsche Aktie dürfte somit für viele Anleger eine herbe Enttäuschung sein. Nach einem deutliche Plus notiert die Aktie inzwischen nahezu unverändert knapp über der Marke von 42,- Euro. Offensichtlich trennen sich hier einige größere Adressen nun von ihren Positionen, bzw. schichten in Volkswagen Aktien um.  Somit bleibt nun abzuwarten wo der Markt den fairen Preis der Aktie in den kommenden drei Wochen taxieren wird. Nimmt man den Wert des VW Anteils von 150 Millionen Stammaktien erhält man heute einen Wert der Beteiligung von ca. 19 Milliarden Euro. Das Eigenkapital der Porsche SE betrug zum 31. März 2012 noch 22,36 Milliarden Euro. Addiert man nun den geschätzten Ergebnisseffekt von ca 7 Milliarden durch den Verkauf an VW hinzu dann kommt man auf ein Eigenkapital von knapp 30 Milliarden Euro. Das wiederum würde eigentlich einen Porsche Aktienkurs von nahezu 86,- Euro rechtfertigen.
Wie Sie, liebe Leser, ja wissen fahre ich seit einigen Monaten hier zweigleisig und habe zwei ähnlich große Positionen in VW Vorzugsaktien und Porsche Aktien. Daran werde ich auch heute trotz der schwachen Kursentwicklung der Porsche Aktie erst einmal nichts ändern da ich grundsätzlich davon ausgehe dass die Aktie deutlich mehr wert ist als heute dafür an der Börse bezahlt wird. Für Volkswagen erweist sich der Deal erst einmal als riesiges Schnäppchen, da man sich den profitabelsten Sportwagenbauer dieser Welt mit einem KGV von 3,5 für das nächste Jahr nun komplett einverleibt hat. Spannend dürfte es somit heute erst einmal sein zu beobachten ob das heute morgen gerissenen Gap bei der Porsche Aktie nun geschlossen wird und es anschließend dann doch noch zu einem angemessenen Anstieg der  Aktie kommt…es würde mich nicht wundern!
Meistgesucht
- porsche se aktionärsstruktur