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Die Netflix Aktie fährt Achterbahn…!

Es ist schon immer wieder faszinierend welche Auswirkungen die Handlungen von Börsengurus wie Warren Buffet, Ken Fisher oder auch Carl Icahn haben können. Gestern war es mal wieder soweit, nachdem bekannt wurde das Carl Icahn die Hälfte seiner Position bei Netflix aufgelöst hat, konnten die restlichen Anleger eine wahre Achterbahnfahrt bei der Aktie „genießen“. Das eigentlich Üble daran war aber, dass die Aktie zuvor noch einen sehr kräftigen Schub nach oben gemacht hat, bevor es dann gegen Handelsende an der Wall Street nur noch bergab ging. RBC Capital hatte den Titel vor Handelsbeginn erneut auf „Outperform“ hochgestuft und ein Kursziel von 440,- Dollar angegeben.

Die Folge dieser Hochstufung war ein reges Kaufinteresse, das die Aktie zunächst auf 389,- Dollar steigen ließ. Nach der Meldung über Icahns Ausstieg verlor die Netflix Aktien dann nicht nur die kräftigen Tagesgewinne, sondern musste den Handel mit einem deutlichen Minus von über neun Prozent bei 322,- Dollar beenden. Wehe dem der da zum Handelsbeginn gekauft hatte..!

Nach diesem Schock dürfte die Aktie heute auch weiterhin eher schwächer tendieren, auch wenn bei solchen Highflyern jederzeit alles möglich erscheint. Die Marke um 318,- Dollar sollte eine erste Unterstützung bieten, hält diese nicht dürfte die untere Begrenzung des hier eingezeichneten Trendkanals erneut getestet werden. Erst unterhalb der Marke von 290,- Dollar muss man sich dann wohl richtige Sorgen machen. Denn wie man hier sehen kann befinden sich noch zwei größere Gaps in diesem Aktienchart die dann geschlossen werden könnten. Zumindest die Kurslücke bei 176,50 Dollar scheint dann in greifbare Nähe zu rücken, da die runde Marke von 200,- Dollar eigentlich die erste „echte“ Unterstützung bei der Aktie darstellt.

Die Analysten von Jeffries haben ihr Rating für die Aktie nach den Ereignissen von gestern überarbeitet und das Kursziel von 160,- auf 215 Dollar angehoben, andere bleiben mit Kursen über 300,- Dollar etwas optimistischer. Ich persönlich halte die Aktie schon seit längerem für deutlich überbewertet, wie offenbar wohl auch die Insider, die seit Monaten nur noch verkaufen…!

Climbing the Wall of Worry…?

Der DAX macht nun wieder einen sehr stabilen Eindruck, und zeigte zuletzt deutliche Stärke im direkten Vergleich zu anderen europäischen Indizes. Nachdem nun die 61,80 Fibonacci Linie mehrfach getestet wurde, gehe ich davon aus dass diese in Kürze überwunden werden kann. Somit wäre das nächste Kursziel für den Dax, nach der 6.100er Marke, der Bereich um die 6.300 bis 6.330 Punkte (50ger Fibonacci). Damit wäre dann auch die Bodenbildungsphase im Deutschen Leitindex endgültig abgeschlossen. Auch beim S&P 500 hat sich das Bild nun wieder deutlich aufgehellt. Gelingt ein Anstieg über die Marke von 1.240 Punkten, gilt der Bärenmarkt bereits wieder offiziell als beendet. An den genannten Marken dürfte es allerdings noch einmal zu härteren Auseinandersetzungen zwischen Bullen und Bären kommen, und der Sieger steht keinesfalls schon fest!

Am Freitag gelang es den Indizes, diesseits und jenseits des Atlantiks, wieder auf Kursniveaus zu schließen, die nun durchaus sogar wieder die Erwartungen an eine mögliche Jahresendrally zulassen. Anleger die bislang an der Seitenlinie gestanden haben werden nun mehr und mehr gezwungen sein sich der Rally anzuschließen, um eine weitergehende Erholung nicht vollends zu verpassen. Dieser Umstand könnte auch in den nächsten Handelstagen für weiteren Kaufdruck sorgen. Es scheint nun dass, neben der Hoffnung auf baldige Besserung, die schlechten Nachrichten immer mehr ignoriert werden. Dieses Phänomen kann man oftmals nach einer Bodenbildung beobachten.

Das Bärenlager dürfte nun also zunehmend nervös werden, und immer mehr Short-Positionen eindecken, was zusätzlichen Kaufzwang auslöst. Zudem dürften die Nachrichten, dass die EZB mit hoher Wahrscheinlichkeit bis Jahresende wieder ihre Zinsen senken wird, und Ben Bernanke sich ebenfalls kurzfristig weitere stimulierende Maßnahmen vorbehält, für weiteren Druck auf die Bären sorgen. All dieser Umstände sollten sich in den kommenden Wochen unterstützend auf die Aktienmärkte auswirken. Die nächsten politischen Großereignisse wie das Treffen der EU Spitzen und das G20 Treffen Anfang November bergen aber auch große Gefahren für beide Lager.

Dieser zunehmende Pessimismus bei der Mehrzahl der Marktteilnehmer, und die immer noch niedrigen Umsätze an den Börsen passen ebenfalls sehr gut zu dieser Theorie. Viele Marktteilnehmer trauen sich nicht wieder in den Markt, oder warten auf den nächsten starken Rücksetzer, der aber erst einmal nicht kommt. Wie Ken Fischer, die Investmentlegende aus den USA in einem Interview einmal gesagt hat, handelt es sich hier um ein immer wiederkehrendes Phänomen an den Börsen. Er nennt es „markets climb the wall of worry“ Eine bereits sehr alte Theorie die auf den Ergebnissen der “Verhaltensforschung” von Mark Hulbert basiert.

Seit 1980 beobachtet Hulbert dabei die Performance und aktuelle Markteinschätzung von über 160 US Börsenbriefen. Letztendlich leitet Hulbert dann anhand der Performance und der „Stimmungslage“ des einzelnen Börsenbriefes, sowie deren Prognosen, einen Indikator ab. Diese bilden, zusammen mit allen anderen Börsenbriefen einen – meistens antizyklischen – Stimmungs-Indikator. Vereinfacht gesagt ist dieser Indikator eine einfache Darstellung massenpsychologischer Phänomene, die aber für die Börse extrem aussagekräftig ist. Auch hierzulande kann man diese Stimmungsschwankungen anhand einzelner Börsenbriefe gerade wieder sehr schön beobachten.

Letztlich bleibt also auch von uns das Fazit, selbst nach genauer Abwägung aller Wahrscheinlichkeiten, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine seriöse Prognose für die kommenden Wochen nicht möglich ist. Es bleibt dem Anleger nichts anderes übrig als täglich zu überprüfen ob die eingeschlagene Strategie noch richtig ist. Der Markt wird uns – wie immer – die Richtung weisen! Aber für den Moment sieht es sehr danach aus dass die Kurse an der Mauer der Angst hochklettern, was typischer Weise für das erste Drittel einer neuen Hausse sprechen würde. Wie weit diese neue Bewegung dann tatsächlich tragen kann bleibt abzuwarten. Achten Sie also auf die oben erwähnten Marken!

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