Heute möchte ich Ihnen zur Ãœberbrückung der Wartezeit auf Ben Benanke kurz einen Schwank aus meinem Leben erzählen, den ich gestern Abend erlebt habe. Ich fuhr wie schon so oft mit meinem Fahrrad zu der Tankstelle meines Vertrauens, um noch ein paar Kleinigkeiten für das Abendessen zu besorgen, die im Kühlschrank gerade fehlten. An der Kasse fragte mich der Tankstellenangestellte dann plötzlich: „Sind Sie mit dem Auto da?“. Etwas verwundert entgegnete ich Ihm „Nö wieso??. Die darauf folgende Antwort des Tankwarts, mit anschließend ausschweifender Diskussion, hat mich dann doch einigermaßen erschüttert….“Dann darf ich Ihnen nichts verkaufen!“ hieß es. Etwas perplex habe ich zunächst einmal nach der versteckten Kamera gesucht, konnte aber auf die Schnelle keine finden… Der Tankwart versicherte mir dass er das Gesagte völlig ernst meinte und zitierte umgehend aus einem Zeitungsabschnitt in der BILD-Zeitung:
Demnach hat CSU Ministerin Haderthauer den Verkauf von Getränken, Alkohol , Tabakwaren und Schokoriegeln zum 01.09.2012 an Tankstellen in Bayern massiv eingeschränkt. Nur noch Kleinstmengen dürfen ab 20:00 Uhr an Werktagen verkauft werden. Jeder Tankwart ist ausserdem seit 01.09. verpflichtet zunächst festzustellen ob es sich bei der Person an der Kasse um einen „Reisenden“ handelt, oder nicht. Als Reisende gelten laut Definition Harderthauers Menschen die mit einem Auto, LKW oder Motorrad die Tankstelle erreichen. Fahrradfahrer oder gar Fußgänger haben Kaufverbot. Zusätzlich muss an der Kasse selbst in Stoßzeiten vor dem Kauf geprüft werden, wie viele Mitreisende in einem Auto, Bus oder Kleinbus sitzen und wie viele dieser Mitreisenden sich gleichzeitig an der Kasse anstellen, um einzukaufen. Denn es dürfen beispielsweise pro Mitreisendem eines Fahrzeuges nur 4 Flaschen Bier verkauft werden, bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder. usw.usw.usw.
Nach dem Lesen dieser Zeilen musste ich zunächst erst einmal schallend lachen. Wieder suchte ich nach der versteckten Kamera, fand aber immer noch keine…. Zuhause angekommen habe ich dann wirklich noch zu später Stunde im Internet recherchiert und konnte es kaum fassen. Es stimmt tatsächlich! Ich bin ehrlich gesagt jetzt noch schockiert. Unabhängig davon dass ich der Meinung bin dass wir weißgott ganz andere Probleme in unserem Land haben als so etwas, kommen da spontan eine ganze Menge Fragen in mir hoch…
Wo liegt der Sinn einen solchen, auch meiner persönlichen Sicht, völlig sinnbefreiten Erlass zu produzieren, war mein erster Gedanke. Wie wenig kann man am „normalen“ Leben teilhaben um nicht zu wissen dass gerade in ländlichen Gegenden die Tankstellen eine wesentliche Rolle bei der Nahversorgung spielen, die viele Menschen dringend benötigen? Und wie wird sich dieser Beschluss nun auf die Betreiber von Tankstellen auswirken, die bekannter Maßen einen Großteil ihre Einnahmen durch genau dieser Waren generieren? Sie werden andere Wege finden müssen diese Loch zu stopfen. Die Mindereinnahmen finden wir Verbraucher demnächst dann zwangsläufig in Preiserhöhungen der Waren und der Spritpreise wieder, da bin ich mir sicher!
Wie hoch wird der Verwaltungsaufwand zur Durchsetzung dieser Maßnahmen sein, und was kostet das den Steuerzahler jeden Monat? Wie viele Menschen die bislang zu Fuß oder per Fahrrad zur Tanke gepilgert sind werden sich jetzt für Kurzstrecken ins Auto setzen müssen und damit sinnlos die Umwelt belasten? Und abschließend, wie viel Schaden kann man mit so einem Erlass in einem Bundesland produzieren ohne irgend einen nennenswerten Vorteil dabei zu produzieren? Wir werden es bald wissen fürchte ich…! Wurde über all diese Dinge wirklich vor dem Erlass nachgedacht? Und geht es wirklich nur darum  das fast schon heilige Ladenschlussgesetz in Bayern zu schützen? Haben wir eigentlich keine anderen Sorgen? Und muss ich solche Eskapaden als Steuerzahler wirklich über mich ergehen lassen? Fragen über Fragen…
Einen sehr lesenswerten Artikel zu dem Thema mit dem dazu absolut passenden Unterton habe ich auf der Seite des NDR gefunden… ich zitiere hier mal den ersten Satz: „Wer bisher geglaubt hat, die CSU entfalte mit den Auftritten von Alexander Dobrindt bereits ihren maximalen Unterhaltungswert, der hat die Rechnung ohne Frau Haderthauer gemacht. Die hat im Sommerloch einen gesellschaftlichen Erziehungsauftrag entdeckt, der in etwa so lauten könnte: Wer es verabsäumt, in werktäglicher Planung für Speis und Trank zu sorgen, bewegt sich eindeutig außerhalb familiärer Leitmotive und bedarf der staatlich unterstützten Gewöhnung an christliche Geschäftszeiten.“
In diesem Sinne, vergessen Sie bei Ihrem nächsten Tankstellenbesuch Ihr Auto nicht, auch wenn Sie nur einen Schokoriegel für 50 Cent kaufen wollen, weil Ihnen gerade nach etwas Süßem ist. Die zwei Liter Sprit die Sie auf dem Weg dorthin und zurück verfahren sind doch nicht so schlimm. Und das bisschen Bewegung was Sie normalerweise täglich dadurch hatten um sich nach einem langen Bürotag noch etwas zu entspannen und fit zu bleiben wird sowieso überbewertet…!