Der Gold-Trade gestern war offensichtlich genau richtig. Die Aktien der Explorer haben allesamt stark zugelegt, wobei die von mir Genannten zu den stärksten ihrer Branche gehört haben. Insbesondere die Nachrichtenlage bei Barrick Gold gibt Anlass zur Hoffnung, denn neben den wieder steigenden Gold-Notierungen hat sich nun der chilenischen Präsidenten Sebastian Pinera persönlich dafür ausgesprochen, dass die Arbeiten am Pascua-Lama-Projekt rasch fortgeführt werden sollen. An dieser Stelle sei aber auch noch einmal erwähnt dass der Goldpreis noch ein weiteres Stück zu gehen hat, um eine Trendwende abzuschließen. Der Wind kann also auch jederzeit wieder drehen. Die Positionen die nun inzwischen schön zweistellig im Gewinn sind, werden entsprechend abgesichert. Heute möchte ich es kurz machen, was die mögliche weitere Entwicklung des DAX anbelangt:
Die Schwäche der letzten Tage setzt sich fort, nur deutsche Aktien scheinen sich noch nicht so richtig mit dieser Situation anfreunden zu können, bzw. sie wollen einfach noch nicht ordentlich konsolidieren. In Japan fallen die Kurse weiter im Eiltempo, in den USA sehen wir seit zwei Tagen deutliche Schwäche in der letzten Handelsstunde, was darauf hindeutet, dass hier verstärkt Kasse gemacht wird. Zudem sind insbesondere die Aktien die zuletzt als Treiber der Hausse galten nun ebenfalls deutlich unter Druck..!
Kurzum, Das oben dargestellte Setup dürfte nun das sein, was auch die Kaufprogramme „im Auge“ haben. Eigentlich selbsterklärend, aber hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung. Alle Gaps wurden mustergültig geschlossen, wie >hier< beschrieben. Die letzte verbliebene Kurslücke dürfte -wie angenommen – erst zu einem späteren Zeitpunkt geschlossen werden. Mit der gestrigen Kursbewegung und der heutigen erneuten Schwäche könnte sich sich nun eine SKS Formation auf der kurzfristigen Ebene entwickeln, deren Ziel dann bei 8066 Punkten liegen würde. Spätestens mit dem Unterschreiten der unteren Trendlinie (grün) des leicht abwärts gerichteten Konsolidierungs-Trends sollte dann auch deutlicher Druck auf die Aktien ausgeübt werden.
In diesem Sinne…ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Wochenabschluss und die richtigen Entscheidungen!
Ben Bernanke hat geliefert. Wieder einmal hat es der Notenbankchef offensichtlich geschafft genau den richtigen Ton zu treffen, bzw. dem Markt genau soviel zu geben wie nötig, aber eben auch nicht mehr. Die Ankündigung die Operation Twist bis zum Jahresende zu verlängern wird wurde zunächst gegen 18:30 Uhr positiv vom Markt aufgenommen. In Erwartung der anschließenden Rede des FED Chefs gegen 20:15 Uhr fingen die Kurse dann aber bereits an leicht zu bröckeln. Diese Entwicklung sollte aber nicht über bewertet werden, denn dafür dass offensichtlich so viel spekulatives Geld im Markt war das auf QE3 gehofft hatte fiel die Reaktion doch sehr verhalten aus. Gegen Ende der gestrigen Handelssitzung erholten sich die Kurse dann wieder, getrieben durch große Kaufprogramme im Markt.
Ben Bernanke hatte sich in seiner abschließenden Rede klar dazu bekannt weitere Anleihekäufe a la QE3 zu tätigen, falls dies notwendig werde. Vor allem die sich zuletzt weiter verschlechternde Lage in Europa belaste die Konjunkturaussichten in den USA weiterhin, hieß es. Dem müsse entschlossen entgegen getreten werden, sagte Bernanke. Neue geldpolitische Maßnahmen der US-Notenbank seien somit insbesondere von der Entwicklung in Europa abhängig… Das war es was der Markt hören wollte. Eine grundsätzliche Bereitschaft der FED die Geldschleusen noch einmal zu öffnen bevor es richtig eng werden könnte für die Weltkonjunktur.
Auch wenn die europäischen Märkte heute morgen nach der FED Entscheidung zu leichter Schwäche neigen besteht somit nun die durchaus berechtigte Hoffnung auf weiter steigende US Aktienkurse in den kommenden Tagen. Eine ernsthafte Sell-The-News Reaktion ist ausgeblieben, die Chance auf  das Erreichen der 1.400 Punkte Marke im S&P 500 ist somit weiterhin gegeben. Heute geht der Markt nun erst einmal wieder zum Tagesgeschäft über, und natürlich werden wir nach dem Anstieg der letzten Tage heute auch im frühen Handel wieder leichte Gewinnmitnahmen sehen. Zudem stehen einige interessante Termin auf dem Kalender.
Spanien wird sich heute erneut refinanzieren. Mit Spannung erwartet der Markt die aktuellen Konditionen die das Land bei seinen 2, 3 und 5 Jahres Auktionen erzielen wird. Ebenso wird Frankreich heute seine 3, 4, und 5-Jahres BTAN Auktionen durchführen. am Vormittag erwartet der Markt die wichtigen Einkaufsmanager Indizes aus Deutschland sowie die Europäische Leistungsbilanz. Aus den USA kommen heute wieder die neuesten Daten vom US Arbeitsmarkt um 14:30 Uhr sowie das Bloomberg Verbrauchervertrauen gegen 15:50 Uhr und die aktuellen Zahlen zum US Häusermarkt gegen 16:00 Uhr. Gegen 18:00 Uhr wird dann noch einmal EZB Präsident Mario Draghi zur aktuellen Situation in Europa Stellung nehmen. Hier hoffte der Markt immer noch auf eine neue Zinssenkung der Europäischen Zentralbank.
Der Termin des Tages bleibt aber wohl das Zusammentreffen der Finanzminister der Euroländer in Luxemburg, die insbesondere über die aktuelle Situation in Spanien und Griechenland diskutieren wollen. Von Spanien wird erwartet dass heute der offizielle Antrag auf Milliardenhilfen für die spanischen Banken aus dem Rettungsfonds EFSF gestellt wird. Aus Griechenland kommen immer noch fordernde Töne, die an dem Hauptzahlern hoffentlich weiter abprallen werden. Es verspricht also mal wieder ein sehr spannender Tag an den Börsen zu werden, mit vorerst ungewissem Ausgang. Auch wenn die Grundtendenz weiterhin positiv bleiben sollte…!
Der gestrige Tag mit seiner beeindruckenden Rally in den letzten 45 Minuten der Handelszeit an der Wallstreet, hat für uns zwei wichtige Lehren parat, die wir uns alle unbedingt vergegenwärtigen sollten. Damit beantworte ich indirekt auch ein paar Fragen und Kommentare.
Lehre 1 – Gedankliche Flexibilität und opportunistische Haltung
Gestern um 21.15 Uhr war die Welt mit meiner alten, kurzfristigen Strategie noch völlig im Reinen. Es sah alles, wirklich alles nach dem Absturz bis ca. 1000 im S&P500 aus. Der Markt konnte die 1100 nicht halten und näherte sich den Tagestiefständen, die 1080 waren schon erreicht. Im DAX war alles blutrot mit -10% bei großen Werten. In all den Tagen davor, war die letzte Stunde besonders schwach. Viel sprach also dafür, dass der Markt nun zusammen bricht. Und unzählige Profis hatten aggressive Short Wetten im Markt. Dann kam dieses gewaltige Kaufprogramm und als Folge davon wurden alle diese Shorts aus ihren Positionen gepresst und wir hatten einen gewaltigen Shortsqueeze der uns 4% in 45 Minuten nach oben bewegt hat. Dazu hier noch einmal das eindrucksvolle Chartbild der US Indizes:
Es ist völlig egal was das Kaufprogramm ausgelöst hat, möglicherweise hat ein klug programmierter Algorithmus eines der BigBoys diese Menge an Shorts gesehen, eine Gelegenheit erkannt und mit genügend Kapital versucht, genau diesen Squeeze auszulösen. Möglicherweise hat ein dumm programmierter Algorithmus eine Headline aus Europa getradet, obwohl es eigentlich gar nichts zu traden gab. Völlig egal. Aber sobald sich der Wurm gedreht hatte und nach oben ging, mussten alle Marktteilnehmer mit und haben diese Bewegung möglich gemacht. Um 21.15 Uhr hatte ich also eine kurzfristige Strategie. Um 21.45 Uhr, als ich sah mit wie viel Momentum wir durch die 1100 durch gingen, habe ich diese Strategie ohne zu zögern fallen gelassen. Und um 22.15 Uhr gestern war mir klar, dass eine Bewegung dieser Dynamik das Potential hat kurzfristig zu weiteren Käufen zu animieren, die Rally also heute und morgen noch Potential hat.
Ich habe also innerhalb einer Stunde meine kurzfristige Sicht auf den Markt um 180 Grad gedreht. Nicht weil meine Analyse vorher falsch war, die würde ich jederzeit wieder so machen, sondern weil mir der Markt einen klaren Hinweis gegeben hatte. Und ich habe gelernt auf diese Hinweise demütig und unverzüglich zu reagieren. Ein weniger erfahrener Marktteilnehmer würde in dieser Situation dazu neigen, seine alte Position gedanklich zu verteidigen und daran festzuhalten. Und als Folge dabei viel Geld verlieren. Und wenn er dann endlich nach Tagen bereit ist die veränderte Welt zu akzeptieren, dann dreht Mr. Market schon die nächste Pirouette die einen wieder auf dem falschen Fuß erwischt. Ich denke wir alle haben das schon mal genau so erlebt, oder ?
Die Lehre ist also, große gedankliche Flexibilität ist ein Muss ! Und eine opportunistische Haltung, die demütig akzeptiert, was uns Mr. Market vorsetzt und nicht versucht zur Befriedigung des eigenen Egos die eigene Meinung zu verteidigen. Wenn Mr. Market eine solche Rally hinlegt, dann hat das Folgen. Schon alleine weil nun andere versuchen an den Folgetagen auch auf den Zug zu springen. Genau das passiert heute und wahrscheinlich auch Morgen. Und es kann gut sein, dass die Rally sachlich ohne Grund, ungerechtfertigt und einfach nur Ausbund des psychopathischen Verhaltens von Mr. Market ist. Das ist aber völlig egal und keinen Gedanken wert. Die Rally ist da und deshalb real. Wer Geld verdienen will, muss sich schnell anpassen oder der Markt walzt ihn platt.
Das ist auch die Schwierigkeit von öffentlichen Voraussagen in so Blogs wie hier. Und deswegen mache ich sie sehr ungern ! Wer das gestern nicht direkt erlebt hat, kann nicht verstehen, warum ich innerhalb einer Stunde meine Sicht anpasse. Gestern hat der Hari noch von S&P500 bei 1000 geredet und heute von 1150 – der spinnt doch. Und wie hätte ich jemanden warnen sollen, dass sich meine Sicht geändert hat ? In den 45 Minuten in denen auch ich nur damit beschäftigt war meine Positionen anzupassen ? Wer das verstanden hat, wird mich nicht mehr fragen was ich morgen vom Markt erwarte. Denn der weiß, dass meine Meinung schon eine Stunde später anders sein kann. Wer erfolgreich sein will, muss lernen eine eigene Meinung zu entwickeln. Anders geht es nicht. Immer schön gedanklich flexibel bleiben!
Lehre 2 – Zeithorizont
Damit sind wir auch beim zweiten typischen Fehler den zu Viele an der Börse machen. Sie sind sich nicht über den Zeithorizont im klaren in dem sie agieren ! Mit schrecklichen Folgen für das eigene Depot. Denn man muss ja gar nicht so kurzfristige Richtungswechsel mitmachen wie ich. Man kann auch langfristig denken und kann dann solche Tage wie gestern einfach ignorieren. Nur dann muss man auch langfristig handeln !
Typisches Szenario: Max Müller liest in einer Anlegerpostille einen Artikel, der eine Aktie als unterbewertet und „Schnäppchen“ anpreist. Das überzeugt Max Müller, unter anderem weil es viele gute langfristige Argumente gibt, warum das Geschäftsfeld zukunftsträchtig ist und langfristig wachsen wird. Max Müller kauft also, ohne sich mit der kurzfristigen Markttechnik des Titels zu beschäftigen, er könnte das auch gar nicht, weil ihm die Techniken dafür fehlen. Genau 24 Stunden lang fühlt sich Max Müller nun wie Warren Buffet und als kommender „Value-Investor“. Dann, am nächsten Tag, fällt der Titel um 5%. Am Tag darauf wieder um 4%. Und so weiter. Zunächst wird Max Müller es nicht glauben, aber nach 20% Verlust und einer Woche später dann entnervt verkaufen und seiner Frau sagen: die Börse spinnt doch, ich rühre keine Aktie mehr an. Erkennt sich jemand wieder ? Ich mich schon, diese Fehler habe ich Anfang der 90er Jahre auch gemacht.
Die Börse spinnt aber keineswegs, Max Müller ist einfach nur unfähig. Er kauft eine Aktie aus langfristigen Erwägungen, springt dann aber nach Tagen raus, weil ihn ein kurzfristiger Verlust überrascht, über den er sich vorher keine Gedanken gemacht hat. Das kann nicht gut gehen ! Wenn man sicher gehen will in der nächsten Woche nicht 10% zu verlieren, muss man sich zwingend auch mit kurzfristigen Fragen auseinandersetzen und die Techniken dafür beherrschen.
Und damit sind wir wieder beim 04.10.11 und der Frage an mich, wie ich die weitere Entwicklung sehe. Ich kann diese Frage so nicht beantworten. Ich gebe die Antwort daher auf meine Weise:
Kurzfristig hat diese Rally Potential uns noch weiter nach oben zu bringen. Morgen (Donnerstag) könnte auch noch gut werden, dann dürfte der Schock-Effekt dieser Rally langsam auslaufen und die Bären langsam wieder ihre Krallen wetzen. Mittelfristig sind wir immer noch in einem Abwärtstrend. Nichts hat sich daran bisher geändert. Es ist immer noch wahrscheinlich, dass wir noch neue Tiefststände sehen. Langfristig haben wir in vielen Aktien Kaufkurse. Langfristig ist es egal, ob man VW für 87 oder 93 gekauft hat, es sind beides wohl gute Kurse.
Das ist meine Sicht heute 05.10.11 um 21.15 Uhr während ich das schreibe. Aber bitten erwarten Sie nicht, dass ich diese Sicht auch zwingend in 24 Stunden noch habe. Gerade die kurzfristige Sicht kann sich schnell ändern. Die wichtige Lehre ist also: man sollte unbedingt den Zeithorizont seines Handelns mit dem Zeithorizont der Anlagestrategie in Einklang bringen. Wer das vergisst, wird Geld verlieren.
Mr. Market interessiert sich nicht für unser Ego. Und uns sollte es auch nicht interessieren. Wir sind an der Börse um Erfolg zu haben, nicht um Recht zu behalten !