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Deutsche Annington – Igitt!

Wer gestern die „Börse vor Acht“ gesehen hat, konnte alle wesentlichen Informationen zum geplanten Börsengang der Deutschen Annington in kompremierter Form erhalten. Und das Fazit dort war das gleiche wie meine Persönliches – zu dem Börsengang und dem Unternehmen im Allgemeinen. Der zunächst abgesagte Börsengang soll nun doch noch kurzfristig durchgezogen werden. Ich persönlich stelle mir immer die Frage welche Menschen denn da bei den Konsortialbanken (JP Morgan und Morgan Stanley) oder in beratender Funktion sitzen, wenn ein Börsengang abgesagt werden muss, oder offensichtlich so geplant wird dass er in die Hose geht. Und wie hoch muss der Druck sein wenn man jetzt doch…?

Jeder Börsenneuling weiß, dass ein abgesagtes oder verschobenes IPO in keinem Falle gut für den Aktienkurs ist. Beispiele dafür gibt es auch der jüngeren Geschichte der deutschen Börse zu Hauf. Für diesen unglücklichen Weg entscheid sich zwangsweise wohl auch die Deutschen Annington. Wegen mangelnder Nachfrage, die wohl auf den überhöhten Preis zurückzuführen ist, wurde das IPO abgesagt um bereits wenige Tage danach mit einem beschleunigten Bookbuilding-Prozess doch durchgezogen zu werden….

Dieses mal nur noch zum halben Preis und unter Zugeständnissen an die Investoren! Das Immobilien-Unternehmen bringt seine Aktien nun für 16,50 Euro mit Mühe an den Mann, nachdem man im ersten Anlauf noch 18,- bis 21,- Euro haben wollte. Zudem werden nun nur noch 35 Millionen Aktien anstatt der ursprünglich geplanten 57 Millionen Aktien ausgegeben. Neben der Wohnungsgesellschaft selber mussten somit auch die bisherigen Eigentümer, die Finanzinvestoren Terra Firma und CPI Capital Partners Europe, deutliche Abstriche hinnehmen. Dennoch zieht man den Börsengang nun wohl durch, was bei mir persönlich ebenfalls einen faden Beigeschmack hinterlässt.

Das eingenommene Geld soll aber nicht etwa in die Modernisierung der teilweise maroden Wohnimmobilien gesteckt werden, sondern laut Annington-Chef Rolf Buch umgehend in die Schuldentilgung fließen. Ein kleinerer Teil soll an die genannten Investoren ausgeschüttet werden. Im Unternehmen selber verbleibt laut Presseberichten nichts von dem frischen Kapital. Zielsetzung ist hier wohl in erster Linie künftig die Schulden auf 5,2 Milliarden Euro zu reduzieren und dadurch ein besseres Rating zu bekommen, um das Unternehmen dann durch die Ausgabe unbesicherter Anleihen günstiger zu refinanzieren…!

Zu den Ereignissen der letzten Tagen sollte sich jeder Interessierte wohl ein paar ernsthafte Gedanken machen. Der fast schon peinliche Börsengang zeugt aus meiner Sicht nicht unbedingt von Professionalität. Zudem sind alle erhältlichen Informationen über das Unternehmen nicht sonderlich sympathisch. Warum die Annington tatsächlich an die Börse geht bleibt für mich persönliche ebenfalls eine Frage mit einem besonders großen Fragezeichen am Ende. Wenn man dann noch bedenkt dass wir uns am Ende einer Immobilienblase befinden könnten…!?

Am Ende bleibt mein persönliches Fazit hier so klar wie selten zuvor: Die Annington ist für mich eine erstklassige Igitt-Aktie, die ich nicht beobachten oder gar in eine Watchlist aufnehmen werde –  geschweige denn irgendwann kaufe.

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