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Daimler, BMW, Renault, Peugeot, Porsche – Alle kaufen ausser VW?

Es gibt einfach Aktien die muss man nicht haben… zumindest im Moment nicht. Allen voran wäre da wohl die des Automobilherstellers VW zu nennen, da die Unsicherheiten einfach zu groß sind und sich aus heutiger Sicht keinesfalls absehen lässt, wie weit der Abgas-Skandal, mit allen seinen denkbaren Folgen die Volkswagen Bilanzen in Zukunft belasten werden. Wenn man also nicht gerade sehr langfristig orientierter Investor, wie bspw. die Porsche SE ist, dann sollte man in Ruhe abwarten wie sich das Ganze zu entwickelt. Zumal der DAX insgesamt sehr schwach aussieht und auch die jüngsten Daten aus China einmal mehr zur Vorsicht mahnen…

Für Daytrader sind solche Aktien selbstverständlich ein Paradis, aber der Otto-Normal-Anleger wird an den zu erwartenden Kurskapriolen früher oder später verzweifeln und schließlich das Handtuch werfen, bevor die VW Aktie dann möglicherweise wieder nach oben dreht. Ab welchem Niveau dies passieren kann ist genauso spekulativ wie alle anderen Zahlen, die diesbezüglich gerade im Markt kursieren. Die beste Strategie ist es also, geduldig abzuwarten bis die VW Aktie einen nachhaltigen Boden gefunden hat.

Ganz anders sieht dies aber möglicherweise bei den Mitbewerbern BMW, Daimler, Renault und auch Peugeot aus. Momentan geht der Markt davon aus dass Diesel-Fahrzeuge insgesamt nun stark in Verruf geraten sind, was ich persönlich so nicht glaube. Auch die anteiligen Verkäufe von Dieselfahrzeugen in den USA sind eher überschaubar. Die Sippenhaftung der Branche ist aber definitiv da und sollte auch nicht unterschätzt werden. Dennoch, bin ich eher der Ansicht, dass man sich nun gezielt ein paar sinnvolle Kursziele im Chart der oben Genannten suchen sollte, um dann zu gegebener Zeit einen Einstieg zu wagen. Denn der aktuelle Abverkauf bietet auch auf mittelfristiger Ebene große Chancen für Mutige.

Insbesondere die BMW Aktie zeichnet sich durch eine solide Bilanz, 4,4 Prozent Dividende, eine gewisse E-Auto-Phantasie und der möglichen Zusammenarbeit mit Apple in Sachen selbstfahrende Autos oder Karosseriebau, aus. Letzteres sind zwar noch Gerüchte, aber durchaus vorstellbar bis wahrscheinlich. Auch Daimler hat einen guten Lauf und dieser dürfte mit der neuen Modellpalette weiter anhalten. Die negativen Auswirkungen durch die Entwicklungen in China dürften sich in Grenzen halten, da der Konzern hier weitaus weniger präsent ist als andere Mitbewerber. Auch das auf der IAA vorgestellte Konzept für ein selbstfahrendes Auto verdeutlichen dass sich der Konzern intensiv mit innovativen Technologien auseinandersetzt um Apple, Google, Tesla und Co. dieses Feld nicht kampflos zu überlassen.

Porsche hat kürzlich den Anteil an den Volkswagen Stammaktien und am Grundkapital von VW noch einmal leicht erhöht, was ich unter langfristigen Gesichtspunkten durchaus für clever halte. Die Porsche Aktie notiert zudem immer noch mit einem deutlichen Abschlag auf den inneren Wert (ca. 30-35%) gemessen an der VW Beteiligung. Dieser Abschlag ist weiterhin in den Prozessrisiken mit der gescheiterten VW Ãœbernahme begründet. Auch hier kann niemand heute verbindlich sagen wie teuer diese Risiken am Ende tatsächlich sind, der Abschlag scheint mir aber einigermaßen komfortabel berechnet zu sein. So gesehen besteht die grundsätzliche Ãœberlegung, ob man den möglichen Rebound der VW Aktie dann nicht zu gegebener Zeit besser mit Porsche Aktien spielt…?!

Die beiden französischen Autobauer, Peugeot und Renault, finde ich auch weiterhin grundsätzlich interessant. Beide haben sich neu aufgestellt und restrukturiert, erste Erfolge dieser Bemühungen sind deutlich in den Bilanzen sichtbar. Das Nachholpotenzial gegenüber den deutschen Herstellern ist hier wahrscheinlich immer noch deutlich größer… grundsätzlich. Dennoch haben beide Automobilhersteller einen sehr hohen Anteil von Dieselfahrzeugen im Programm und leiden somit möglicherweise unter dem Dieselgate Skandal, wenn sich die grundsätzliche Einstellung der Verbraucher zu dieser Technik ändern sollte. Eine Ãœbertreibung der Aktienkurse nach unten ist somit nicht auszuschließen.

So tragisch die Ereignisse um Volkswagen auch sind, ebenso hoch ist die damit verbundenen Chance für Anleger nun noch einmal in den Automobilsektor einzusteigen. Verabschieden sollte man sich hingegen von dem Gedanken dass die jeweiligen Aktien demnächst die Höchsstände dieses Jahres wieder sehen werden, da der große „Automobil-Zyklus“ seinen Zenith ebenso überschritten haben dürfte wie die Rohstoffmärkte. Erst grundlegende Veränderungen und Technologien wie selbstfahrende Autos oder staatliche Förderung von E-Mobilität könnten hier für einen weitern Schub sorgen, der aber wohl nicht vor dem Jahr 2020 zu erwarten ist.

Dennoch bieten die oben genannten Aktien auch mittelfristig deutliches Potenzial, sobald sich die Lage etwas beruhigt haben sollte und definitiv klar ist ob nur Volkswagen seine Abgaswerte geschönt hat, oder auch noch andere Anbieter. Die diesbezüglichen Untersuchungen der verschiedensten Behörden werden sich noch über Wochen hinziehen, weswegen hier auch kein Grund zur übertriebenen Eile besteht. Nach intensiver Durchsicht aller relevanten Charts am Wochenende würde über die gesamte Branche auch aus technischer Sicht durchaus noch mit Abschlägen von ca. 10 Prozent rechnen. Auf diesem Niveau hätte dann auch der DAX höchstwahrscheinlich die 9.000er Marke unterschritten, womit zugleich der immer noch zu hohe Optimismus unter Anleger abgebaut sein dürfte… Eine gute Ausgangslage für eine mögliche Herbstrally!

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