Die gestrige Hauptversammlung der Deutschen Bank verlief erwartungsgemäß, könnte man sagen. Nicht nur das „Reförmchen“ mit dem leicht einfallslosen Namen „Strategie 2020“ ,über das ich hier kürzlich bereits berichtet hatte, wurde von Aktionärsvertretern kritisch gesehen, sondern insbesondere der Umstand dass künftig ausgerechnet Anshu Jain die Geschicke der Bank leiten soll. Der Mann den viele als Hauptverantwortlichen für die massiven Probleme und Rechtsstreitigkeiten der Bank sehen. Jürgen Fitschen hingegen, der sich gerade wegen des verdachtes auf Prozessbetrug verantworten muss, wird Aufgabenbereiche abgeben und etwas mehr aus der Schusslinie genommen.
Kurzum die Bank ist gestern bei den Aktionären mit der personellen und strategischen Neuaufstellung deutlich abgeblitzt. Mehr als ein Drittel der anwesenden Aktionäre dem Vorstand das Misstrauen aus. Leider „nur“ ein Drittel muss man sagen. Denn es steht nun zu befürchten dass – trotz aller guten Vorsätze – kurzfristig keine wesentlichen Änderungen durchgesetzt werden. Die Gewinne der Bank sind nach wie vor auf einem nicht zufriedenstellenden Niveau und werden letztlich zum Großteil von den Rechtsstreitigkeiten und vor allem auch den Manager-Boni aufgefressen. Die Aktionäre schauen diesem Treiben seit Jahren mit traurigen Gesichtern von der Seitenlinie zu. Auch die neue Strategie lässt für die kommenden fünf Jahre nicht viel mehr erwarten, denn zunächst werden wohl weitere Restrukturierungskosten in Milliardenhöhe anfallen.
Die Deutsche Bank Aktie hat den gestrigen Tag erstaunlich gut weggesteckt. Heute notiert der Titel vorbörslich ca. 2,5 Prozent niedriger, was aber der Dividendenzahlung geschuldet ist. Dennoch würde ich nach diesen unerfreulichen Aussichten für DB-Aktionäre nicht so schnell damit rechnen, dass es hier demnächst zu deutlich höheren Notierungen kommt. Viel mehr bleibe ich dabei, dass die Aktie sowohl aus charttechnischer Sicht als auch fundamental betrachtet weiteres Abwärtspotenzial hat. Der Bereich 25,50 bis 26,65 Euro scheint mir hier eine sinnvolle Zielmarke zu sein, bevor es dann möglicherweise mal wieder längerfristig aufwärts gehen kann.
Das gestern öffentlich entzogene Vertrauen der Großaktionäre könnte kurzfristig durchaus dazu führen, dass sich der ein oder andere Anleger dieser Gattung demnächst von seinen Anteilsscheinen trennt…!?