Eigentlich wollte ich ja hier im Blog nicht mehr politisieren, die jüngsten Ereignisse in Europa kann man aber einfach nicht ignorieren, auch wenn ich persönlicher im Moment nichts lieber tun würde als das. Die Wahlen in Griechenland haben kurzzeitig tiefe Spuren in den Indizes hinterlassen, und das auch nicht ohne Grund. Eine handlungsfähige Regierung lässt sich offenbar nicht aufstellen, was dazu führt das neue Kräfte im Lande nun ihre große Chance sehen.
Insbesondere der Linksruck in Griechenland lässt kurzzeitig die erneute Sorgen aufkommen dass das Land nicht in der Lage sein könnte eine regierungsfähige Koalition auf die Beine zu stellen. Nach den heutigen Berichten ist dem wohl auch so. Baldige Neuwahlen werden damit immer wahrscheinlicher. Letztlich befürchtete die Finanzwelt auch, dass egal wie die neue Regierung aussehen wird, und wann diese einsatzbereit ist, die dann an der Macht stehenden Politiker sich nicht an die Vereinbarungen der letzten Monate mit der Troika halten könnte. Die Sparziele des Landes sind somit wieder in Frage gestellt. Die Rückzahlung der Gelder aus dem Rettungsfonds werde ebenfalls immer unwahrscheinlicher. Für mich persönlich war diese Rückzahlung sowieso immer unwahrscheinlich!
Der Vorsitzende der erstarkten Ultra Linke Partei Syriza, Alexis Tsipras wird nun mit der Regierungsbildung beauftragt, nachdem alle anderen Versuche bisher gescheitert sind. Das heißt schon etwas! Hier ist nun offensichtlich jemand am Drücker dem sein Über-Nacht-Erfolg bereits jetzt kräftig zu Kopfe gestiegen ist. Dennoch sollte auch den Linken im Lande klar sein dass Griechenland auf viele Jahre oder Jahrzehnte wohl isoliert in der Welt dastehen würden, wenn nun an bereits geschlossenen Verträgen rückwirkend ernsthaft gerüttelt wird, bzw. diese einfach ignoriert werden sollten. Niemand bei gesundem Verstand würde wohl mit Griechen, die sich nicht an solche Vereinbarungen halten, in Zukunft noch Geschäfte machen. Das käme dann wohl auch einem Todesstoß des Landes gleich, der damit einher gehen würde  dass man Griechenland in wenigen Jahren höchstwahrscheinlich zur Dritten Welt zählt.
Ein geordneter Austritt des Landes aus der Eurozone wäre freilich ein anders Szenario, und würde am Ende wohl nur Gewinner zurücklassen. So hart sich das nun anhören mag, aber ich persönlich finde dass die Entwicklungen in Griechenland aus dieser Perspektive nun endlich in die richtige Richtung gehen könnten. Europäische Politiker sprechen sich öffentlich für einen geordneten Austritt des Landes aus unserer Währungsunion aus. Ich denke dass die Gunst der Stunde nun auch genutzt werden sollte um diesen Plan umzusetzen. Wir Europäer würden wohl, aus gegebenem Anlass, auch international den größten Respekt dafür ernten, wenn wir diesen Schritt nun endlich zu gehen bereit sind.
Die Protestwähler in Griechenland haben das erreicht was sie erreichen wollten. Das Volk hat somit in gewisser Weise wieder die Macht übernommen, und die Wiege der Demokratie kehrt zu ihren Wurzeln zurück. Ob sie sich allerdings wirklich über die Tragweite ihres Handelns bewusst sind wage ich an dieser Stelle zu bezweifeln. Vielleicht dämmert dem ein oder anderen griechischen Wähler nun doch dass ein Linksruck in dem Land nicht unbedingt gewünscht sein kann. Eine Regierung die als erste Amtshandlung alle anderen Mitglieder eines Bündnisses enteignen will würde wohl auch nicht davor zurück schrecken dies in abgewandelter Form mit den eigenen Bürgern zu tun, wenn der Karren erste einmal richtig in den Dreck gefahren wurde.
Sollte es also in absehbarer Zeit in Griechenland doch noch zu Neuwahlen kommen, bevor der Geldhahn durch die Geberländer endgültig zugedreht und verplombt wird, besteht noch Hoffnung dass sich das griechische Volk noch einmal besinnt. Ob diese letzte Chance allerdings vom Rest der Welt noch gewünscht wird darf zumindest bezweifelt werden. Alleine der Schaden den die Aussagen von Alexis Tsipras, und die offensichtliche Regierungskrise des Landes, an den internationalen Finanzmärkten nach nur zwei Tagen hinterlassen hat, dürfte ein vielfaches von dem sein was die gesamten Rettung des Landes jemals gekostet hätte…und das nicht zum ersten Mal! Ich persönlich bleibe den Griechen tief verbunden, habe immer nur sehr nette Vertreter des Landes kennen gelernt und finde das Land wunderschön. Spätestens nach dem damaligen Spontan-Referendum von Papandreou, und den heutigen Aussagen von Alexis Tsipras muss man sich als Europäer aber wohl die Frage stellen ob das Land wirklich zu „uns“ passt, oder jemals passen wird?