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G20 Gipfel – Die Saat für eine europaweite Erholung wurde gelegt

Soviel (Zweck-) Optimismus wurde nach einem G20 Treffen schon lange nicht mehr verbreitet. Alle Beteiligten zeigten sich mit den Ergebnissen des Gipfels sehr zufrieden. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, nahm ein „Gefühl der Annäherung“ vom Gipfel der größten Industrie- und Schwellenländer In Los Cabos mit, wie es in der Presse hieß, betonte aber auch dass es noch eine ganze Reihe von Aufgaben zu bewältigen gäbe, und man einen Schritt nach dem anderen gehen müsse. Letztlich fiel auf dass das Wort „Hoffnung“ in Ihren Aussagen immer wieder vorkam…

Auch die Kanzlerin zeigt sich optimistisch über die Ergebnisse des Gipfels. Insbesondere die Tatsache dass Deutschland nicht die Rolle des Sündenbocks zugewiesen bekam dürfte unsere Staatsführung erfreut haben. Viel mehr hagelte es Lob für die besonnene Vorgehensweise von den Amerikanern. Ein Satz fiel hier besonders ins Auge: „Der Rahmen, an dem die Europäer arbeiteten, laufe auf eine viel schlagkräftigere Antwort hinaus als bisher ins Auge gefasst, sagte ein beteiligter US-Beamter, der anonym bleiben wollte. Was auch immer das heißen soll, es hört sich zumindest erst einmal beruhigend an 😉

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso forderte auf dem Gipfel eine globale Finanztransaktionssteuer, will die Einnahmen daraus aber nicht etwa zur Deckung von Schulden oder gar künftige Rettung von Banken verwenden, sondern diese lieber in die Entwicklungshilfe stecken. Ein sicherlich ehrenwerter Gedanke, den ich aber an dieser Stelle doch zumindest komisch finden darf, da diese Steuer damit wohl wieder einmal direkt vor der Einführung an dem geplanten Sinn und Zwecke vorbei eingeführt würde. Unabhängig davon dass ich ein Befürworter einer Ausweitung der Entwicklungshilfe bin sollten wir den Fokus doch erst einmal auf die Stabilisierung der Eurozone legen damit wir auch morgen noch etwas Geld für die ärmeren Länder übrig habe und nicht selbst irgendwann hilfsbedürftig werden.  Natürlich  ist vor allem Großbritannien weiterhin dagegen, was man aus sich der Briten auch   nachvollziehen kann. Eine globale Transaktionssteuer würde die Briten wohl mangels alternativer Einnahmequellen in eine schwere Krise stürzen.

Aus der Abschlusserklärung des Gipfels ging dann letztlich hervor dass die Europäer die Einführung einer Bankenunion, mit dem Ziel einer „integrierten Finanzarchitektur“ planen würden. Konkrete Schritte wollen die EU-Staaten bei ihrem Gipfel Ende kommender Woche vereinbaren. Man darf also durchaus gespannt sein ob es gelingt dieses Mal dann auch den schönen Worten „echte“ Taten folgen zu lassen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, natürlich würde ich mir wünschen dass sich nun endlich mal etwas bewegt, so richtig glauben kann ich es aber noch nicht. Dazu hat uns die Politik in den letzten Monaten zu oft bewiesen dass sie eben nicht in der Lage ist gemeinschaftliche und schnelle Entscheidungen zu treffen, und diese auch im Sinne des europäischen Gedanken umzusetzen.

Meinung nach dem Gipfel

Kurz meine subjektive Sicht auf die Ereignisse der letzten Nacht.

Ich begrüsse die Entwicklung und denke mehr war erst einmal nicht drin. Dieses Ergebnis ist kein Scheitern, sondern im Rahmen des Möglichen eher ein Erfolg. Und es kam erstaunlich schnell zustande, auch ein Positivum. Wir haben nun die Chance den verkappten amerikanischen Flugzeugträger aus der Union zu bekommen – die Briten standen einem Fortschritt Europas hin zu den Vereinigten Staaten von Europa sowieso nur im Weg und waren in Fortführung ihrer „Balance of Power“ Strategie in meinen Augen nur Mitglied um genau diesen Fortschritt zu hintertreiben.

Wenn der Markt es jetzt schafft sich hier zu stabilisieren, wird die Panikmache gegen den Euro – die aus offensichtlichem Eigeninteresse auch stark von der Finanzindustrie in London unterstützt wurde – ad absurdum geführt. Die Welt geht eben nicht unter, nur weil die EZB nicht mit dem Geld um sich wirft.

Eine engere Fiskalunion ist halt bittere Medizin und wird nicht gerne genommen. Das aber alle 17 Euro Staaten und 6 weitere freiwillig dem Weg zustimmen – und nur eine Nation, natürlich die Briten, definitiv absagt ist in meinen Augen sehr positiv, mit so viel Konsens habe ich in Anbetracht des Deutsch-Französischen Diktats eigentlich nicht gerechnet.

Wenn Cameron glaubt, dass er mit einer Blockade der EU nun irgend etwas Positives für sein Land bewirkt, ist er komplett auf dem Holzweg. Das wäre das Verhalten eines verzogenen Kindes und würde wohl die öffentliche Meinung des ganzen Kontinents gegen die Insel aufbringen. Das Ergebnis eines solchen Weges wäre die völlige Marginalisierung der Insel. Man kann den Briten nur raten nicht so dumm zu sein. Denn Englands Wirtschaft – insbesondere die Finanzindustrie – kann ohne Europa nicht leben, Europa ohne England aber sehr wohl.

Deshalb erwarte ich, dass dem Finanzkomplex in London in den nächsten Wochen dämmern wird, dass er mit einer Total-Opposition gegen Europa ganz schnell seiner Existenzgrundlagen beraubt wird. Wer hindert denn die 17+6 harte Regulierungen zu beschliessen, die ganz gezielt die Londoner Geldmaschine abwürgen ? Warum sollten die das jetzt nicht tun ?

Ich wage daher mal die Prognose, dass die gleichen die nun über Monate Europa aus Eigeninteresse zum massiven Gelddrucken zwingen wollten, in wenigen Wochen Druck auf Cameron machen, nun doch eine konstruktivere Haltung einzunehmen, weil sie merken wie ihnen die Geschäftsgrundlage entschwindet. Machtpolitisch ist dieser Ausgang für die Briten in meinen Augen eine krachende Niederlage.

Summa Summarum wird uns die Unsicherheit um den Euro also wohl bis ins Frühjahr erhalten bleiben. Aber daran sind wir ja gewohnt. Wenn die Märkte sich aber im Lichte dieser Nachrichten stabilisieren können, ist dem permanenten Druck auf die Euro-Zone zum Gelddrucken wohl erst einmal der Boden entzogen und es könnte sein, dass sich das heisse Geld nun ein anderes Ziel aussucht. Warum mal nicht das britische Pfund zur Abwechslung ?

Was der Markt jetzt daraus macht, kann ich Ihnen nicht sagen. Ich kann nur abwarten, bis Mr. Market seine Karten aufdeckt. Aber ich sehe immer noch die Chance zu einer positiven Ãœberraschung.

Es bleibt definitiv spannend. (HS)

DAX Marktausblick auf nächste Woche – Das Wort zum Sonntag

Am Sonntag ein kurzer Ausblick auf den Anfang der kommenden Woche.

Die Presse produziert negative Schlagzeilen zum EU Gipfel, ich bin aber nicht sicher ob Mr. Market das auch so sieht.

Denn der Markt würdigt nun schon seit einigen Tagen, dass die EU endlich bei den wirklich harten Entscheidungen angekommen ist und zeigt dabei deutlich bullische Markttechnik. Und auch dieses Wochenende bestätigt bei allen Problemen das Bild, dass man endlich nicht mehr nur rumschwätzt, sondern bereit ist wirklich zu handeln – auch schmerzhaft. Niemand hat ernsthaft erwartet, dass ernste und harte Entscheiungen die von 17 bzw 27 Regierungschefs abgenickt werden müssen, in einem netten Treffen am Nachmittag mal eben durchgewunken werden. Das es nun hakt, ist also eher der Beweis das es endlich ernst wird. Und das ist gut so !

Diesen Ernst bei der EU honoriert der Markt mit Hoffnung und wird das in meinen Augen auch weiter tun, bis endlich die Fakten auf dem Tisch liegen und die Hoffnung entweder enttäuscht oder bestätigt wurde. Dann – möglicherweise Mittwoch – wird der DAX je nach Nachrichtenlage nach oben oder unten aus der Range 5700-6100 deutlich und mit Momentum ausbrechen. Diese Bewegung will ich nicht verpassen ! Vorher werden wir je nach Nachricht auch hin und her schwingen und es kann gut sein, dass Montag eher schwach wird, zumal es nach dem starken Freitag als Gegenbewegung fällig ist – zu einer dauerhaften Bewegung wird das aber nach meiner Erwartung wohl nicht und die 5700 sollten weiter halten. Das Hin- und Her bis zur Entscheidung ist weiterhin das „weisse Rauschen“ der Politik, das man nicht wirklich traden kann.

In welche Richtung der Ausbruch dann kommt und auf Basis welcher Fakten, weiss heute nur der liebe Gott – ich auf jeden Fall nicht und wahrscheinlich heute noch nicht einmal die Regierungschefs. Es ist auch nicht zwingend nötig sich vorher zu positionieren, weil man sowieso nur raten kann und raten führt nicht zum Erfolg am Markt. Viel entscheidender ist dagegen, die Bewegung danach richtig zu spielen – das kann man wirklich beeinflussen, das kann man heute planen und vorbereiten und da wird dann das Geld gemacht oder verloren. Wenn sich aber jemand trotzdem schon vorher positionieren will, würde ich persönlich die Long-Seite bevorzugen.

Denn Faktum ist auf jeden Fall, dass Mr. Market nun mit aller Macht an das „Gute“ glauben will und deutlich bullische Markttechnik zeigt. Man muss ihm dafür nun nur ein überzeugendes Argument liefern, dann wird er das mit einer beeindruckenden Rally um mehrere hundert Punkte im DAX belohnen. Genügend Shorts sind auf jeden Fall noch im Markt, um einen schönen Squeeze zu befeuern. Mal schauen, ob die EU genügend Entschlusskraft hat, um die harten und klaren Entscheidungen zu treffen, die zu dieser Rally führen könnten. Umgedreht würde eine deutliche Enttäuschung wohl zu einem ganz üblen Abverkauf führen. Nur eines ist sicher: wir werden es erleben …. (HS)

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