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Der Commerzbank Supergau – und was wir daraus lernen können!

An einem Tag wie heute lohnt es durchaus noch einmal einen Artikel über die Commerzbank zu verfassen. Die Gerüchte um eine neue Kapitalerhöhung haben sich zum Leidwesen der Aktionäre leider erneut bestätigt. Damit aber nicht genug, statt der 700 bis 800 Millionen Euro, die gestern noch im Raum standen, erhöht die Commerzbank ihr Kapital ein weiteres Mal im satte 2,5 Milliarden Euro, und schockiert damit den markt erneut. Der Absturz der Aktie nach der Meldung war geradezu mustergültig. Sie erinnern sich – ich hatte vor kurzem die möglichen Kursziele genannt, wenn ich auch damals nicht davon ausgegangen bin dass ein erneuter Kapitalschritt dazu führen würde. Damals ging es eher um die charttechnische Ausgangslage die einen Kursrutsch bis maximal 1,17 Euro erahnen ließ. Das heutige Tief von 1.201 Euro ist nur unwesentlich von dieser Marke entfernt. Charttechnik ist eben keine genaue Wissenschaft, auch wenn sie gute Anhaltspunkte liefert. Hier noch einmal der Link zu dem Artikel vom 21.02.2013

Unabhängig davon dass ich diese erneute Kapitalerhöhung als echten Tritt in die …der Aktionäre betrachte, kann man wohl davon ausgehen dass dies das vorerst letzte Kapitel des Commerzbank Dramas gewesen sein dürfte. Mit dem Geld möchte die CoBa Führung nun die letzten Staatshilfen zurückzahlen – wahrscheinlich um wieder etwas freier agieren zu können. Geplant ist, die stillen Einlagen des Rettungsfonds SoFFin über 1,6 Milliarden Euro vorzeitig zurückzahlen und die stillen Einlagen der Allianz über 750 Millionen Euro auslösen. Leider steht zu befürchten, dass damit auch wieder alte Exzesse bei der Bank Einzug halten könnten, wenn auch nicht in der Form in der wir sie vor dem Ausbruch der Krise gesehen haben.

Auch Martin Blessing hat sich mit der Salamitaktik der letzten Monate, schlechte Nachrichten zu produzieren, und dabei alle Bedürfnisse der Aktionäre komplett zu ignorieren, sicherlich keinen Gefallen getan. Man kann also durchaus davon ausgehen dass es in absehbarer Zeit zu einem Führungswechsel bei der Bank kommt. Der Markt wird dieses Ereignis dann höchstwahrscheinlich auch mit einem Kurssprung nach oben belohnen – frei nach dem Motto schlechter kann es ja nicht mehr werden!

Letztlich hilft das aber heute keinem Anleger, der daran geglaubt hat dass hier der Turnarround nicht mehr allzu weit entfernt ist. Zunächst einmal sitzen all diejenigen, die keine Stopp Orders im System hatten erneut auf hohen Verlusten. Selbst für diejenigen die sich strikt an Ihre Risikokontrolle gehalten haben dürfte es, angesichts des heutigen Kursrutsches, schwer gewesen sein hier noch mit nur einem blauen Auge rechtzeitig raus zu kommen. Von den Altaktionären möchte ich an dieser Stelle gar nicht reden…


Was lernen wir aus dieser Geschichte?

– Zunächst einmal bleibt ein angeschlagenes Unternehmen mit schlechter Ertragslage ein schlechtes Investment – zumindest so lange bis das Gegenteil duch harte Fakten in Form von soliden Zahlen belegt werden kann. Auch bei mir hat diese Erkenntnis etwas lange gedauert, als ich im letzten Sommer die Segel gestrichen habe! Seitdem habe ich die Commerzbank Aktie konsequent gemieden und nur noch halbherzig beobachtet.

– die zweite Lehre aus dem heutige Kursdebakel ist wohl auch dass man keiner Aktie oder keinem Unternehmen blind vertrauen sollte – niemals! Beispiele hierfür gibt es zu Hauf und wird es immer wieder geben. Eines der prominenteste ist wohl zur Zeit die Apple Aktie. Wer hier bei 700,- Dollar eingestiegen ist hat aus heutiger Sicht ein ziemlich großes Problem. Auch solche Unternehmen mit Substanz und einem exzellenten Geschäftsmodell, sowie einer hervorragenden Marktstellung bleiben eben von den Wirren des Marktes nicht verschont!

– Charttechnik funktioniert! Unter normalen Umständen hätte ich mit einem Kursrutsch bis an den längerfristigen Aufwärtstrend gerechnet. Die aussergewöhnliche Situation heute hat aber zu einer entsprechenden Kursreaktion geführt, die dann von den Computerprogrammen aufgegriffen wurde und den Aktienkurs noch ein ganzes Stück tiefer befördert hat. Die von mir dargestellte Schulter-Kopf-Schulter Formation dürfte hier eine nicht ganz unwesentliche Rolle gespielt haben…Wie bei jeder anderen Aktie auch, gilt es sich bei einem Trade vorher genau zu überlegen wo das maximale Risiko liegt. Im positiven Sinne können solchen Ãœberlegungen sogar dazu führen einen Einstieg in eine Aktie gezielt danach zu planen, um Ãœberreaktionen des Marktes auszunutzen.

– Ein Unternehmen, dass mehrere Kapitalerhöhungen durchführen muss um zu überleben, wird NIEMALS wieder die alten Höchststände erreichen! Noch immer lese ich entsprechende Einträge in Börsenforen, und kann es kaum glauben. Noch einmal sei an dieser Stelle gesagt dass das rein rechnerisch gar nicht hinhauen kann. Ich habe ehrlich gesagt gerade keinen genauen Ãœberblick darüber wie viele Kapitalerhöhungen in welchem Umfang es hier in den letzten Jahren gegeben hat, aber bei der letzten Hochrechnung war es am Ende ein Faktor von ca. neun!! D. h. bis GESTERN gab es ca. neunmal so viel Aktien wie zu dem Zeitpunkt als die Commerzbank Aktie noch bei knapp 30,- Euro notierte.

– Soll heißen, mit der heutigen Maßnahme muss man den Wert wohl künftig eher durch knapp 12 teilen, um ungefähr auf einen vergleichbaren Höchstkurs aus dem Jahr 2007 zu kommen. Liebe Anleger, dies ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis, dass rein mathematisch betrachtet, Kurse um 2,50 Euro wohl auf lange Sicht das maximal erreichbare Ziel bleiben werden. Damals lief bei der Commerzbank aber noch einiges besser, wie wir alle wissen, also wäre ein gewisser Abschlag heute wohl gerechtfertigt. Die Charts vieler Broker haben die Veränderungen der letzten Jahre leider oftmals nicht eingepreist, was dem unbedarften Anleger entsprechendes Kurspotenzial signalisiert. Hier werden immer noch unbereinigte Kurse abgebildet, die es aus heutiger Sicht eigentlich nie gegeben hat. Mit der heutigen Meldung wurde soeben auch bekannt, dass die CoBa plant je zehn „alte“ Aktien zu einer Neuen zusammenzulegen. Damit dürfte sich der Aktienkurs auf dem Papier dann etwa verzehnfachen, und künftig nicht mehr ganz so „wertlos“ aussehen. Wundern Sie sich also nicht wenn die alten Höchststände dann mit knapp 300,- Euro in den Charts dargestellt werden.

Am Ende bleibt somit für mich zunächst die traurige Erkenntnis, dass man sich als Commerzbank Anleger auch künftig eine gewissen Willkür ausgesetzt sein dürfte…zumindest sollte man das wohl nach den Erfahrungen der letzten Monate in seine Trading-Planung mit einkalkulieren. Die Aktie ist und bleibt für mich daher bis auf Weiteres ein reiner Trading-Kandidat und wird in meinem Depot,wohl nie mehr zum längerfristigen Investment mutieren. Mit dem heutigen Kursrutsch besteht nun zunächst wieder die Chance auf einen erfolgreichen Long-Trade, und somit auch die Chancen sich einen Teil der zuvor verlorenen Gelder zurück zu holen. Aber bitte unbedingt mit engmaschiger Risikokontrolle!!! Im etwas ungünstigeren Fall wird die Aktie weiter unter Druck bleiben bis die heutige Nachricht entsprechend verarbeitet wurde. Dann kann es auch durchaus noch einmal zu einem kleinen Rutsch auf das charttechnische Ziel bei ca. 1,17 Euro kommen.

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