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Warum die EZB standfest bleiben muss – Kommentar zum Währungskrieg

Da der Druck der Märkte auf die EZB unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen weiter schwelt, hier meine persönliche Meinung zum Thema. Für mich befinden wir uns in einem unerklärten Währungskrieg, in dem nun Standfestigkeit und kein Wackeln – und schon gar keine Panik – gefragt ist.

Denn ich bin überzeugt, dass die Eurozone unbedingt dem Druck der Märkte zum Kauf von Staatsanleihen via EZB wiederstehen muss. Dieser Druck ist nämlich in meinen Augen nicht selbstlos. Hinter dem Druck stehen für mich massive Interessen des Big Money und der USA -siehe mein Artikel zum Rom des 21. Jahrhunderts

Denn würde die EZB nachgeben und wild Anleihen kaufen, gäbe es eine kurze aber heftige Erleichterungsrally, die SmartMoney nutzen würde um seinen Positionen abzuladen. Dann würden die Märkte sich kurz danach Gedanken machen, ob ein Deutschland das defacto für die ganzen Schulden Europas bürgt, dann nicht selber ins Wanken kommt. Als Folge kommen dann die ganzen Warn-Schüsse und Herabstufungen für D und am Ende geht Deutschland in die Knie und die Eurozone ist dann wirklich erledigt. Die vermeintliche Rettung ist nämlich in Wirklichkeit der Sargnagel, genau deswegen drückt die angelsäschische Welt auch so auf das Thema. An einem starken Euro hat in den Finanzzentren in NewYork und London niemand wirklich ein Interesse. Ein Euro als Weltwährung Nr. 1 stellt vielmehr deren Existenz in Frage.

Im Moment wird der Kampf doch primär noch in der Peripherie der Eurozone ausgetragen. Die Eurobonds sind also die perfekte Methode um auch den Kern sturmreif zu schiessen. Der Kern muss aber stehen, sonst geht alles unter.

Ich sehe strategisch aus Sicht der Eurozone keine Alternative als den Schmerz noch über Monate auszuhalten und einfach weiter zu machen auf dem langsamen Weg des Schuldenabbaus und der Stabilierung. Es gibt einfach keinen QuickFix, das ist Illusion. Solange sich Deutschland nicht infizieren lässt, hat die Eurozone aber die Chance das durchzustehen. Und wenn die Politiker klug sind, zeigen sie mehr als deutlich mit dem Finger auf eine der Quellen dieser Angriffswellen: London.

Wenn über Monate der Angriffe und Abwertungswellen die EZB immer noch nicht eingeknickt ist und die Eurozone den eingeschlagenen Weg konsequent weiter geht, werden die Wellen plötzlich aufhören. Weil der Markt dann nach anderen Themen Ausschau halten wird. Und plötzlich wird das Thema aus den Schlagzeilen verschwinden, obwohl sich substantiell gar nicht so viel geändert hat. So etwas hatten wir schon oft. Die berechtigten Probleme und Kritik an der Eurozone ist im Moment eindeutig overhyped, den US und GB geht es weit dreckiger.

Man schaue sich mal die Fundamentaldaten von GB an. Staatsschuld irgendwo bei 80% des BIP und Neuverschuldung so um die 10% des BIP ! Und mangels Industrie keine Chance da rauszuwachsen. Dass das Land ein AAA hat ist ein sehr schlechter Witz, das Land ist in meinen Augen industriell kaputt und hängt nur noch am Tropf der Finanzindustrie. Da hat Spanien und Italien aber eine wesentliche gesundere Wirtschaftsstruktur als GB ! Was braucht man noch um zu erkennen, das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht ? Die Eurozone ist objektiv stabiler als sie wirkt, die Gegner setzen halt den Hebel an der Schwachstelle der mangelnden Koordination an. „Haltet den Dieb“ lautet das beliebte Spiel !

Im übrigen, die Angst nächstes Frühjahr kaufe keiner die Anleihen der PIGS ist in meinen Augen reine Panikmache aus taktischem Interesse, auf die man nicht herein fallen darf. Asien und insbesondere China wird kaufen und muss kaufen. Irgendwo müssen die Devisen dieser Länder doch hin. Und in den Dollar sollen sie nicht mehr. Genau darum geht es doch hier globalstrategisch gesehen.

Mann muss das Thema also in meinen Augen aus der Warte eines Währungskrieges sehen. Und im Krieg sind Panik und Angst keine guten Ratgeber, sie sind vielmehr die Waffe der Gegner. Die Mittel die Asien und die EMAs in den Euro investieren, fehlen den US zur Finanzierung ihrer weltweiten Präsenz. Hier ist ein weltweiter Kampf um diese Mittel entbrannt, denn die ganze westliche Welt ist überschuldet. Und in dem ich meinen Konkurrenten (Euro) krankenhausreif schiesse und das Vertrauen in die Währung zerstöre, sicher ich mir (USD) den Zugriff auf diese Gelder. Und London schwimmt mal wieder im Beiboot mit, wie so oft. Dieses Interesse eint in meinen Augen die angelsächische Finanzwelt mit der US Administration. Denn das Finanzzentrum der Welt ist zwangsläufig da, wo die stärkste Währung und Wirtschaftsmacht existiert.

Das wir in der Eurozone überhaupt so angreifbar sind, dazu haben wir in Europa durch Uneinigkeit, Misswirtschaft und Fehlkonstruktionen fröhlich beigetragen. Wir müssen diese Krise deshalb nun als Chance begreifen vieles nachzuholen und so stärker zu werden. Wenn wir aber den vergifteten Ratschlägen aus der angelsächischen Finanzwelt nachgeben, werden wir in meinen Augen untergehen und in Zukunft nur noch ein Wurmfortsatz dieser Finanzzentren sein. Halten wir aber durch, haben wir die Chance es denen heim zu zahlen, die sich nun am Elend weiden und von eigener Schwäche ablenken. Denn wenn wir tapfer durchhalten und einfach weiter voranschreiten, wird GB der erste Baustein sein, der in der angelsächischen Welt umkippt. Und dann dreht sich der Wind und die Massnahmen die uns nun schmerzen, werden Europa und dem Euro Stärke und Rückhalt geben. Dann ist der USD als Weltreservewährung sehr schnell Geschichte mit allen globalen Konsequenzen. Nichts fürchtet die US Administration mehr, als das genau das geschieht !

Wir leben definitiv in historischen Zeiten. Nach dem Fall der Mauer hat der gute Herr Fukuyama mal was vom „Ende der Geschichte“ gefaselt. Dieses „Ende“ dauerte genau bis 2000, die Geschichte ist aber nun wieder in Bewegung und wir stecken mittendrin, ob wir wollen oder nicht !

(HS)

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