Auch in der Premium-Klasse deutscher Aktien gibt es die ersten deutlichen Bremsspuren. Die Aktien der Autobauer BMW, Porsche, VW und Daimler führten die zurückliegende Hausse an und konnten in nahezu jeder Marktlage durch extreme Stärke überzeugen. Seit einigen Tagen aber häufen sich die Anzeichen dafür, dass auch diese Branche nicht von der aktuellen Korrektur verschont bleiben wird. Zumal die auslösenden Probleme in den Schwellenländeren gerade die deutschen Premium-Hersteller hart treffen könnten…!
Gestern wurden die neuen Absatzzahlen in den USA veröffentlicht. Zusammenfassend kann man wohl sagen dass die glorreichen Zeiten deutscher Verkaufsdominanz auch hier erst einmal vorbei sein könnten. Denn sowohl VW als auch Porsche mussten Rückgänge bei den Auslieferungen von Neufahrzeugen im letzten Monat hinnehmen. Porsche verkaufte acht Prozent weniger Sportwagen, die Kernmarke VW 19 Prozent weniger. Daimler bleib mit 22.600 verkauften Autos ungefähr auf Vorjahresniveau. Lediglich BMW „glänzte“ weiterhin mit einem Zuwachs von drei Prozent. Auch das ist aber kein Vergleich mit den Werten die Anleger im letzten Jahr gewohnt waren.
Dies sind allesamt aber immer noch hervorragende Zahlen, die für sich betrachtet keinen ernsthaften Grund zur Sorge darstellen sollten. Zumal der Rückgang bei den Verkäufen tatsächlich einigen externen Faktoren geschuldet sein dürfte… Die Währungsturbulenzen in den Schwellenländern hingegen muss man als Anleger ernst nehmen. Denn, ein nicht gerade geringer Teil der Autos wird in den Schwellenländern abgesetzt. Eine weitere deutliche Abwertung der Landeswährungen dort führen dazu, dass die Autos entweder gar nicht mehr gekauft werden, oder nur noch mit entsprechenden Preisnachlässen an den Mann/die Frau gebracht werden können.
In beiden Fällen dürften die Auswirkungen auf die Absatzzahlen und die Quartalsbilanzen bei den Konzernen nicht lange auf sich warten lassen. Zusammen mit der ersten erkennbaren Schwäche des US Automarktes und der immer noch schwelenden Absatzkrise in Europa entsteht hier also gerade eine äusserst ungesunde Mischung für die Automobilhersteller weltweit. Sicherlich ist dieser kleine Knick in den USA nun kein noch Grund in Panik zu geraten, aber in jedem Fall sollte man wohl im Hinterkopf behalten, dass sich an der zuvor stabilen Situation ein paar Faktoren geändert haben, und deren weitere Entwicklung genau beobachten.
Die, aus meiner persönlichen Sicht, teilweise etwas zu optimistischen Aktienkurse der vier Genannten könnten sich den neuen Gegebenheiten in den kommenden Wochen entsprechend nach unten anpassen. Zumal eine weitere Korrekturbewegung des DAX seit gestern deutlich wahrscheinlicher geworden ist. Für VW und Porsche Aktionäre kommen zwei weitere Belastungsfaktoren hinzu. Zum einen hat sich der Abstand zur weltweiten Nummer Eins, Toyota offenbar wieder vergrößert und zum anderen lauern erneut die schon bekannten Prozessrisiken, wegen der gescheiterten Übernahme des VW Konzerns durch Porsche. Nicht zu vergessen ist auch, dass VW das höchste Exposure in den Emerging Markets hat.
Insgesamt also eine Gemengelage die man mit etwas Besonnenheit erst einmal beobachten sollte…VW, Porsche und Daimler sind für mich somit maximal eine Halteposition in diesem Umfeld, Bei BMW kann man aufgrund der i3-Phantasie und der jüngsten Absatzzahlen eine erste Position kaufen, die allerdings knapp abgesichert werden sollte.