Es war wohl nicht alleine der äusserst schwache Philly Fed Index der die US Börsen gestern zum Absturz brachte, sondern mal wieder die Summe der Dinge, die den Markt gestern den „Risk Off“ Modus einschalten ließ. Zuvor hatte FED Chef Ben Bernanke nicht das erhoffte QE3 Programm ausgerufen sondern „nur“ die Operation Twist verlängert, um sich noch etwas Pulver trocken zu halten. Grundsätzlich hätte diese Maßnahme auch ausreichen können um den Markt weiter zu beruhigen, wenn nicht nahezu alle US Wirtschaftsindikatoren gerade zu diesem Zeitpunkt eingebrochen wären. Der Philly FED Index mit satten minus 16,6 Punkten ließ aber offensichtlich bei den meisten Marktteilnehmern zumindest die Alarmglocken angehen. Weitere schlechte Nachrichten brachten das Fass dann offenbar zum Ãœberlaufen…
Die Renditen spanischer Anleihen sind auch am gestrigen Tage geradezu dramatisch weiter angestiegen. In der Folge wurde an der Wallstreet auch die Nachricht darüber dass Spanien nun mindestens 62 Milliarden Euro brauchen werde um sein marodes Bankensystem zu retten, ebenfalls nicht sehr positiv aufgenommen. Und ich mache heute schon jede Wette das es bei dieser Summe für Spaniens Banken nicht bleiben wird. Wie immer in den letzten Jahren wird dem Steuerzahler Europas die ganze Breite der Katastrophe häppchenweise serviert, um die volle Tragweite der Tragödie , vor allem aber des politischen Versagens, nicht offenbaren zu müssen. Spanien hat den offiziellen Antrag auf Hilfe immer noch nicht gestellt und pokert weiterhin um die Konditionen, ebenso wie Griechenland. Zeit spielt bei den Nehmerländern offenbar eine untergeordnete Rolle…
Heute hat sich die Ratingagentur Fitch erst einmal 15 Banken vorgeknöpft deren Bonität allesamt deutlich, um bis zu drei Stufen, abgestuft wurde. Unter den Betroffenen befindet sich nun auch der deutsche Branchenprimus, die Deutsche Bank. Das Rating für langfristige Schuldtitel ist von zuvor AA3  auf A2 gesenkt worden. Von der Herabstufung waren ebenso die Credit Suisse, UBS, HSBC, Barclays, Royal Bank of Scotland, BNP Paribas, Credit Agricole und Societe Generale betroffen. In den USA traf es alle Großbanken wie JPMorgan, Morgan Stanley, Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs, in Kanada die Royal Bank of Canada. Ich halte auch diese Meldung grundsätzlich für einen möglichen Auslöser für den gestrigen Kursrutsch an den US Börsen, denn insbesondere die Abstufung der US Banken wird jenseits des Atlantiks ernster genommen als die Abstufung „unserer“ Banken in Europa. Und offenbar wussten da manche Marktteilnehmer schon vor der offiziellen Meldung mehr als andere…
Die Verkäufe an den US Börsen waren somit auch für mich sehr beeindruckend, da keine ernsthafte Gegenwehr der Bullen erkennbar war, und dies gerade zu einem Zeitpunkt geschehen ist an dem wohl die wenigsten Marktteilnehmer damit gerechnet haben. Vieles deutetet eigentlich auf einen weiteren Anstieg des S&P 500 bis auf 1.403 Punkte hin, bis Goldman Sachs gestern seinen Anlegern empfahl den Verkaufsknopf zu drücken. Auch dies ist ein möglicher Grund für den gestrigen Abverkauf, zumindest stimmt die zeitliche Abfolge der Ereignisse überein. Wie man sieht haben die Goldmänner immer noch einen gewissen Einfluss, trotz aller Skandale der Vergangenheit. Gerade dieser Punkt wäre aber für mich persönlich eher ein Kontraindikation der  bald wieder steigende Kurse erwarten lässt. Nicht selten entstehen solche Empfehlungen aus Eigeninteresse der Bank…
Der Dax ist damit geradezu mustergültig an der oberen Begrenzung des nun weiterhin gültigen Abwärtstrends abgeprallt. Zuvor wurde ein starkes Kaufsignal generiert das sich aus heutige Sicht natürlich als klassisches Fehlsignal interpretieren lässt. Heute muss somit erst einmal abgewartet werden ob es sich eher um ein einmaliges Ereignis handelt und der Markt sich auf diesen Niveaus wieder stabilisieren kann, oder ob wir es nun wieder mit einer generellen Trendwende zu tun haben. Dann wäre wohl auch ein Test der 5.900er Marke in naher Zukunft sehr wahrscheinlich. Grundsätzlich bleibt mit der gestrigen Kursbewegung an den US Börsen für den DAX somit weiterhin die Unterstützung bei ca. 6.230  bz. 6.200 Punkten „kriegsentscheidend“, und dürfte bereits heute wieder in den Fokus der Anleger rücken.
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