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Welche Folgen hat die erneute Abstufung Europas durch Standard & Poors?

Die erste richtige Handelswoche des Jahres war erneut sehr bewegt. Nachdem zunächst alles danach aussah, dass die Börsen sich nun endgültig gefangen haben und weiter nach oben tendieren kommen die alten Gespenster des letzten Jahres allmählich wieder zurück auf das Parkett. Am Freitag schockten Gerüchte über eine weitere Abstufung wichtiger europäischer Staaten durch die Rating Agentur Standard & Poors die Märkte erneut. Zwar konnten die Indizes zu diesem Zeitpunkt noch einigermaßen versöhnlich aus dem Handel ins Wochenende gehen, man muss aber nun wohl erst einmal abwarten wie die Märkte ab Montag auf die Abstufungen, die dann nachbörslich tatsächlich veröffentlicht wurden, reagieren werden. Nicht etwa die Tatsache das erneut abgestuft wurde ist hier bemerkenswert, sondern der Zeitpunkt und vor allem der Umfang und die Deutlichkeit.

Der von uns schon des öfteren erwähnte Währungskrieg, mit dem Ziel den Euro dauerhaft und langfristig zu schwächen, tobt also weiter. Die amerikanische Ratingagentur S&P entzog Frankreich gestern die Bestnote und stellt damit die jüngsten politischen Errungenschaften der deutsch-französichen Kooperation indirekt in Frage. Welche Auswirkungen dies nun auf den Rettungsfond EFSF haben wird ist noch nicht abzusehen, aber ich wage mal zu behaupten das sich die Wirtschaftsmächte, die hinter dieser neuen Maßnahme stehen, nicht mit einem angeschlagenen Gegner zufrieden geben werden. Man will Europa und den Euro offenbar am Boden sehen… warum habe ich ja schon mehrfach geschrieben. Die Abstufung Italiens in die Zweitklassigkeit mit BBB+ ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht von Mario Monti, sondern wiegt vielleicht sogar noch schwerer als der Entzug der Bestnote für Frankreich. Denn die Sparbemühungen der Italiener und das vorgelegte Konzept sind durchaus erfolgversprechend.

Merkwürdiger Weise passiert dies erneut zu einem Zeitpunkt da sich die Lage in Europa endlich zu bessern scheint. Die gefürchteten ersten Anleiheauktionen Spaniens und Italiens verliefen deutlich erfolgreicher als man dies noch im Dezember hätte annehmen können. Italien zahlt inzwischen nur noch die Hälfte der Zinsen für kurz laufende Anleihen und auch in Spanien gingen die Verzinsungen ordentlich runter sowie die Nachfrage nach Staatspapieren rauf.  Was also hat S&P bewogen diesen Schritt jetzt zu gehen und neben Frankreich und Italien auch noch Österreich die Bestnote zu entziehen sowie Portugal, Spanien, Slowenien, die Slowakei, Malta und Zypern weiter abzustrafen? Es gibt keine vernünftige Erklärung, Politiker verschiedenster Nationen reiben sich verwundert die Augen oder treten kopfschüttelnd vor die Kameras. Mir geht es da auch nicht anders…

Wie in meinem Neujahrs-Newsletter also schon erwähnt muss man in der ersten Jahreshälfte dieses Börsenjahres sehr flexibel bleiben, denn offensichtlich haben sich die Dinge in den letzten drei Wochen nicht grundlegend geändert, auch wenn das Jahr erst einmal gut angefangen hat. Die üblichen Saisonalitäten der durchschnittlichen Wertentwicklung des DAX in den letzte 36 Jahren sollte man ebenfalls zumindest im Hinterkopf behalten. Letzte Woche habe ich Ihnen dazu den Chart, mit den Besonderheiten für das letzte Jahr des US Präsidentschafts-Zyklus, mitgeschickt. In der Folge des erneuten Rundumschlages von Standard & Poors werden alte Diskussionen wieder aufflammen, die Renditen für die Refinanzierung der betroffenen Euroländer erneut steigen, Deutschland möglicherweise bald als einziger Anker, ohne wesentlichen Rückhalt, noch viel tiefer in die Tasche greifen müssen, und der Euro trotzdem weiter abwerten. Nicht das ich zwingend davon ausgehe, dass auch all dies passieren wird, aber die Wahrscheinlichkeiten für solche Szenarien sind seit gestern – zumindest kurzfristig – wieder deutlich gestiegen.

Möglicherweise fängt der Markt auch bald an diese Störfeuer zu ignorieren. Denn erst wenn es gelingt diese Ratings auszublenden, und die Ratingagenturen über diesen Weg zu entmachten, wird wirklich wieder Ruhe einkehren können. Unter langfristigen Gesichtspunkten darf durchaus bezweifelt werden dass die Strategie der Initiatoren aufgehen wird… Für die kommende Woche aber  erwarte ich nun erst einmal einen bewegten Start. Am Montag ist Martin Luther Kings Day, also ein Feiertag und es findet kein Handel an den US-Börsen statt. Wir sind also auf uns gestellt und müssen diese hässlichen Vorgaben erst einmal bewältigen. Aus Asien kommen bereits die ersten Nachrichten die darauf hindeuten könnten dass wir an den Börsen dort eher Negatives zu erwarten haben. So fürchtet beispielsweise nun Japan in absehbarer Zeit der Nächste Kandidat auf der S&P Abschussliste zu sein…

Ich habe gestern morgen die Hälfte meines Depots aufgelöst, was sich im Nachhinein wohl als glückliche Fügung erwiesen hat. Wie ich ihnen in der letzten Ausgabe unseres kostenlosen Newsletters geschrieben habe, war das Erreichen der Zone zwischen 6.400 und 6.500 Punkten das ursprüngliche Ziel. Nachdem der DAX aber nun zum wiederholten Mal an der 6.200 Punkte Marke gescheitert ist habe ich mich entschlossen die Karten teilweise vom Tisch zu nehmen, und die schönen Jahresanfangs-Gewinne zu sichern. Ich rechne, wie schon geschrieben, noch mit einem deutlichen Rücksetzer in der ersten Jahreshälfte, vielleicht sogar schon anlässlich der nun richtig startenden Berichtssaison zum vierten Quartal. Achten Sie insbesondere auf die Zahlenwerke der Banken-Schwergewichte. Die enttäuschenden Zahlen von JP Morgen mahnen zur Vorsicht! Nächste Woche geht es mit folgenden Unternehmen los:

Wir haben uns in dieser Woche im Blog etwas ausführlicher mit folgenden Aktien beschäftigt:
Allen voran wäre da wohl als Aktie der Woche, die Commerzbank, zu erwähnen. Hier gab es grundsätzlich gute Neuigkeiten die hoffen lassen dass der Aktienkurs weiter steigen wird. mehr dazu hier…! Die Aktie des Stahlhändlers Klöckner & Co präsentierte sich erneut sehr stark. Vieles deutet momentan auf einen Ausbruch nach oben hin, ebenso wie bei unseren weiteren Stahlwerten, Salzgitter und Rheinmetall, die allerdings am Freitag auch etwas an Boden verloren haben. TUI und Aixtron sehen charttechnisch im Moment sehr interessant aus. Sollten die Börsen, trotz der widrigen Umstände weiter steigen, sehe ich hier gute Chancen auf schöne Gewinne in den nächsten Wochen. Ebenso wie bei der Porsche und VW Aktie, die zusätzlich zum starken operativen Geschäft von der Euroschwäche profitieren dürften. Wir haben uns im Blog auch etwas näher damit auseinander gesetzt was die Porsche Aktie tatsächlich wert sein müsste, und ob es sich lohnen könnte bald wieder in Goldaktien zu investieren.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine erfolgreiche Börsenwoche! viele Grüße, Ihr

Lars Röhrig

 

P.S. Zum Schluss noch einen Hinweis auf die diesjährigen Depot Testsieger, und einen Link für Sie zum Thema Sichere Geldanlage in Form von Festgeld und Tagesgeld für die Zeit in der man vielleicht nicht investiert sein sollte.

Verzweifelte Dollar-Rettungsversuche der US Ratingagenturen?

Da die US Börsen und London heute aufgrund eines Feiertages geschlossen bleiben, ist eher mit einem sehr ruhigen Handelsverlauf heute zu rechnen. So richtig los geht es also erst am Dienstag. Bis dahin kann man sich auch mal wieder mit anderen Themen beschäftigen und es dürfte heute reichen nur ein Auge am Markt zu haben… Es ist schon erstaunlich wie intensiv sich Moodys, Fitch und Co. dann doch immer wieder im richtigen Moment für den schwächelnden Dollar auf Ihre Ratingtätigkeit besinnen, und die vermeintlich angeschlagenen Eurostaaten abstufen. Zu diesem Thema möchte ich heute gerne einen sehr gelungenen Beitrag von Halvers Kapitalmarkt hier heute veröffentlichen, den ich sehr passend finde.

„Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, dass immer dann, wenn etwas Ruhe an den euroländischen Finanzmärkten eingekehrt ist bzw. man ihnen etwas Ruhe gönnen sollte, der mit besonders viel PS ausgestattete Rasenmäher der US-Rating-Agenturen angeworfen wird, um auch ja den kleinsten euroländischen Keimling zu köpfen. In den Genuss dieses Turbo-Epiliergeräts kamen zuletzt Italien und Belgien sowie eine französische Großbank.

Für mich ist es nicht mehr ausgeschlossen, dass bis Ende des Jahres selbst Deutschland mit Blick auf seine Kredite und Bürgschaften für die Euro-Familie angeschossen oder, diplomatisch ausgedrückt, mit negativem Ausblick versehen wird. In jedem Fall dürfte der Rasenmäher weiter wüten. Ja, natürlich haben Euroland und einige seiner Familienmitglieder große wirtschaftliche und Schuldenprobleme. Das ganze Gebilde durchlebt seinen ultimativen Stresstest. Aber im relativen Vergleich besteht überhaupt kein Grund für westatlantische Selbstgerechtigkeit. Haben etwa die Vereinigten Staaten von Amerika keine Probleme? Der Verschuldungsstand der Amerikaner hat Ausmaße erreicht, die vom Maastricht-Kriterium so weit entfernt sind wie die Erde vom Neptun.

Ein anderes Anekdötchen ist, dass sich Demokraten und Republikaner nicht auf eine Erhöhung des Schuldenlimits einigen können. So greift man zur Bezahlung von Rechnungen der Regierung einfach mal in die staatlichen Rentenkassen. Überhaupt inflationiert man sich aus der Schuldenkrise heraus. Nennt man so etwas Stabilität? Mit welcher Argumentation behalten die USA ihr dreifaches A-Rating? Ein Freund von mir in den USA wundert sich schon seit geraumer Zeit, warum wir uns diese Ungleichbehandlung gefallen lassen. Die Probleme in den USA sind nicht minder groß. Er meint sogar, dass mindestens 15 US-Bundesstaaten mühelos in Peloponnes South, Attica North oder New Greece umbenannt werden könnten.

Aber zumindest kann man den Amerikanern nicht mangelnden Zusammenhalt bei Problemen vorwerfen. Und genau darauf kommt es in schwierigen Zeiten an. Den haben wir Euroländer kaum. Das merkt man spätestens an den mittlerweile üblichen Umgangsformen der Euro-Politiker untereinander. Statt diplomatisch feiner Note nähern wir uns zunehmend den Schlachtgesängen der Süd- und Nordkurve.

So haben die US-Rating-Agenturen leichtes Spiel, von den eigenen Schwächen der USA abzulenken und den Finger auf uns zu richten. Da ist es wenig überzeugend, wenn der EU-Ratspräsident von Rompuy sagt „Wir lassen den Euro nicht sterben“. Dies wirkt dann eher als hilfsloser Versuch, sich bei der Schlacht um das euroländische Büffet schützend über die griechischen Oliven zu werfen. Es fehlt an einem glaubwürdigen europäischen Gesamtkonzept, an Führung, die Perspektiven bietet und der Gegenseite die Munition nimmt.“ Von einer echten Gemeinschaft ist die Europäische Union noch sehr weit entfernt, aber Sie ist ja auch noch so jung…

Noch kurz zum Markt: Obwohl also auch in der kommenden Woche keine großen neuen Nachrichten den DAX beflügeln dürften, sollte es zu einer leichten Erholung kommen. Die Märkte sind derzeit stark überverkauft und zahlreiche negative Meldungen sollten auf dem aktuellen Kursniveau bereits eingepreist sein. Aus psychologischer Sicht ist deshalb mit einer leichten Kurskorrektur nach oben in den nächsten Handelstagen zu rechnen. Bereits am Freitag konnte man diese Entwicklung bei einzelnen Werte wieder beobachten, und es sind genau die von denen ich Ihnen letzte Woche berichtet hatte…

Wie es allerdings mittelfristig dann weitergeht, und ob es dem Dax gelingen wird sich wieder oberhalb der wichtigen Marke von 7.251 Punkten zu etablieren, oder gar die 7.400 in Angriff zu nehmen hängt sehr stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise, den neuen Nachrichten zur wirtschaftlichen- und konjunkturellen Entwicklung, insbesondere in Europa, und natürlich somit auch von der  Entwicklung des Eurokurses ab. Bis der Markt seine Richtung gefunden hat sollte man sich weiterhin in erster Linie an der Charttechnik orientieren, die in diesen Tagen noch der einzig verlässliche Partner zu sein scheint.

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