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Die Idee Euro und ein Untergang auf Raten

Auch die vergangene Woche brachte, wie von uns erwartet, keine entscheidende Wende an den Finanzmärkten. Barack Obama konnte mit seiner Rede zu dem geplanten Konjunkturpaket über insgesamt 450 Milliarden Dollar offenbar wenig überzeugen. Anleger weltweit befürchten dass auch dieses Maßnahmen-Paket durch die Republikaner abgeschmettert wird. Obama hat an zuletzt deutlich politischen Einfluss eingebüßt, und wird es schwer haben bis zu den kommenden Wahlen noch weitreichende Veränderungen durchzusetzen. Letztlich werden wir also warten müssen ob Ben Bernanke die US Märkte mit einem neuen Stimulus für die Finanzmärkte überraschen kann, bis dahin werden die Märkte weiterhin sehr nervös und extrem volatil bleiben.

Die Nachricht der Woche aber wahr der spontane Rücktritt des EZB Chefvolkswirts Jürgen Stark. Mit ihm schmeißt nun schon der dritte deutsche Vertreter in der EZB hin, und bringt damit erneut die Börsen unter Druck. Letztlich dürfte Stark wohl wegen mangelnder Unterstützung aus Berlin das Handtuch geworfen haben. Das mag zwar persönlich verständlich sein, aber letztlich ist es doch schade dass die Zahl der Entscheider im Euroraum mit einem gewissen wirtschaftlichem Weitblick immer kleiner wird, und die Gefahr eines politischen und wirtschaftlichen Verfalls der Eurozone dadurch weiter gestiegen ist.

Nach Bundesbank-Chef Axel Weber und Herrn Issing geht nun also auch Jürgen Stark. Offensichtlich sind die deutschen Vertreter in der EZB nicht bereit die dortigen Praktiken mit zu tragen. Konkret ging es immer wieder um die Ankäufe von Staatsanleihen maroder Staaten, einer Handlung die nicht in den Statuten der Europäischen Zentralbank verankert ist. Die EZB droht sich somit zu einer „Bad Bank“ Europas zu entwickeln, dies wollte auch Stark so anscheinend nicht hinnehmen. Zwar wurden für den Rücktritt offiziell private Gründe angegeben, glaubhaft ist dies in der jetzigen Situation aber nicht! Jürgen Stark war immer gegen den Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB, und hat sich während seiner Amtszeit massiv für die Stabilität des Euros eingesetzt.

Zuletzt kaufte die Europäische Zentralbank sogar italienische Papiere ohne einen triftigen Grund, was letztlich, wie auch in den anderen Fällen, einer Belohnung der Verfehlungen dieser Länder gleichkommt. Nun hat auch Stark aufgegeben, da er offensichtlich nicht mehr bereit ist die Fehlentscheidungen der europäischen Politik im Allgemeinen und der EZB im Speziellen mit zu tragen. Die offensichtliche Uneinigkeit Europas stürzt die EZB zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in eine erneute Krise, und somit auch den Euro. Dieser fällt weiterhin wie ein Stein und markiert heute ein 10-Jahres-Tief gegenüber dem Yen…Wie es beim Euro weitergehen könnte lesen Sie bitte hier…

Das Vertrauen in die europäische Währung und in eine gemeinsame und nachhaltige Wirtschaftspolitik hat seit letzter Woche somit erneut schweren Schaden genommen. Die deutschen Vertreter scheiden reihenweise aus den führenden Gremien der Währungsunion aus, und dass obwohl Deutschland doch den Karren für alle aus dem Dreck ziehen soll. Das kann nicht funktionieren! Am Wochenende wurde dann zusätzlich noch bekannt dass der Chef der Euro Gruppe, Jean Claude Juncker,  sein Amt zur Verfügung stellen will, da er der Meinung ist dass das Krisenmanagement in der Eurozone nicht mehr nebenamtlich zu machen ist. Ab Oktober soll der umstrittene Italiener Mario Draghi die Nachfolge von Jean Claude Trichet antreten. Alles keine unbedingt beruhigenden Perspektiven für die Märkte.

Als trauriges Fazit von meiner Seite bleibt, dass die politische Krise in Europa offenbar viel tiefer gehend ist als wir alle bereits angenommen hatten. Ich halte den Rücktritt von Jürgen Stark für ein Ereignis mit deutlicher Signalwirkung, und gehe davon aus, dass der Markt dies in den kommenden Wochen sehr wahrscheinlich einpreisen wird.  Ebenso wie auch die neuesten Nachrichten aus dem Krisengebiet Griechenland, die nicht gerade zuversichtlich stimmen. Das Land hat kürzlich mitgeteilt, dass die Schuldenproblematik nicht zu lösen ist. Die griechische Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 7,3 Prozent eingebrochen, die Schulden des Landes werden nicht sinken sondern voraussichtlich im Jahr 2011 um vier bis fünf Prozent steigen. Die Verzinsung für einjährige Staatsanleihen Griechenlands liegt inzwischen bei sagenhaften 96Prozent. Damit werden kurz und knapp zwei Dinge klar, Griechenland ist faktisch bankrott und auch nicht mehr zu retten.

Der Markt preist den wahrscheinlichsten Ausgang der griechischen Tragödie in Form einer nun unkontrollierten Pleite des Landes bereits jetzt voll ein, und rechnet innerhalb der nächsten 12 Monate (eher wohl deutlich weniger!) mit diesem Ereignis. Dennoch halten manche Politiker immer noch krampfhaft an einer Rettung des Mittelmeer-Staates fest, und sind bereit „unser“ Geld ohne Aussicht auf Erfolg, weiterhin in einem großen schwarzen Loch zu versenken, um Zeit zu gewinnen. Zeit wofür fragt man sich?? Ein geordneter und freiwilliger Ausstieg Griechenlands würde bei weitem nicht soviel Schaden angerichtet als das was jetzt wahrscheinlich kommen wird. Wiedermal…!

Bleibt nur zu hoffen das es den führenden Köpfen in Europa doch noch kurzfristig gelingen wird sich von der romantischen Vorstellung eine ewig währenden Liebesbeziehung aller europäischer Staaten zu lösen. Beziehungen scheitern, aus mangelnder Liebe oder weil einer der Partner betrogen hat, manchmal auch am Geld. Treffen alle drei Gründe zu ist spätestens dann eine Trennung unvermeidlich! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche Woche. Bleiben Sie weiterhin vorsichtig, das dicke Ende kommt wohl noch, denn die Märkte werden den Druck auf die Politik so lange aufrecht erhalten bis die richtigen Entscheidungen getroffen werden!

Verzweifelte Dollar-Rettungsversuche der US Ratingagenturen?

Da die US Börsen und London heute aufgrund eines Feiertages geschlossen bleiben, ist eher mit einem sehr ruhigen Handelsverlauf heute zu rechnen. So richtig los geht es also erst am Dienstag. Bis dahin kann man sich auch mal wieder mit anderen Themen beschäftigen und es dürfte heute reichen nur ein Auge am Markt zu haben… Es ist schon erstaunlich wie intensiv sich Moodys, Fitch und Co. dann doch immer wieder im richtigen Moment für den schwächelnden Dollar auf Ihre Ratingtätigkeit besinnen, und die vermeintlich angeschlagenen Eurostaaten abstufen. Zu diesem Thema möchte ich heute gerne einen sehr gelungenen Beitrag von Halvers Kapitalmarkt hier heute veröffentlichen, den ich sehr passend finde.

„Ich kann mich einfach des Eindrucks nicht erwehren, dass immer dann, wenn etwas Ruhe an den euroländischen Finanzmärkten eingekehrt ist bzw. man ihnen etwas Ruhe gönnen sollte, der mit besonders viel PS ausgestattete Rasenmäher der US-Rating-Agenturen angeworfen wird, um auch ja den kleinsten euroländischen Keimling zu köpfen. In den Genuss dieses Turbo-Epiliergeräts kamen zuletzt Italien und Belgien sowie eine französische Großbank.

Für mich ist es nicht mehr ausgeschlossen, dass bis Ende des Jahres selbst Deutschland mit Blick auf seine Kredite und Bürgschaften für die Euro-Familie angeschossen oder, diplomatisch ausgedrückt, mit negativem Ausblick versehen wird. In jedem Fall dürfte der Rasenmäher weiter wüten. Ja, natürlich haben Euroland und einige seiner Familienmitglieder große wirtschaftliche und Schuldenprobleme. Das ganze Gebilde durchlebt seinen ultimativen Stresstest. Aber im relativen Vergleich besteht überhaupt kein Grund für westatlantische Selbstgerechtigkeit. Haben etwa die Vereinigten Staaten von Amerika keine Probleme? Der Verschuldungsstand der Amerikaner hat Ausmaße erreicht, die vom Maastricht-Kriterium so weit entfernt sind wie die Erde vom Neptun.

Ein anderes Anekdötchen ist, dass sich Demokraten und Republikaner nicht auf eine Erhöhung des Schuldenlimits einigen können. So greift man zur Bezahlung von Rechnungen der Regierung einfach mal in die staatlichen Rentenkassen. Überhaupt inflationiert man sich aus der Schuldenkrise heraus. Nennt man so etwas Stabilität? Mit welcher Argumentation behalten die USA ihr dreifaches A-Rating? Ein Freund von mir in den USA wundert sich schon seit geraumer Zeit, warum wir uns diese Ungleichbehandlung gefallen lassen. Die Probleme in den USA sind nicht minder groß. Er meint sogar, dass mindestens 15 US-Bundesstaaten mühelos in Peloponnes South, Attica North oder New Greece umbenannt werden könnten.

Aber zumindest kann man den Amerikanern nicht mangelnden Zusammenhalt bei Problemen vorwerfen. Und genau darauf kommt es in schwierigen Zeiten an. Den haben wir Euroländer kaum. Das merkt man spätestens an den mittlerweile üblichen Umgangsformen der Euro-Politiker untereinander. Statt diplomatisch feiner Note nähern wir uns zunehmend den Schlachtgesängen der Süd- und Nordkurve.

So haben die US-Rating-Agenturen leichtes Spiel, von den eigenen Schwächen der USA abzulenken und den Finger auf uns zu richten. Da ist es wenig überzeugend, wenn der EU-Ratspräsident von Rompuy sagt „Wir lassen den Euro nicht sterben“. Dies wirkt dann eher als hilfsloser Versuch, sich bei der Schlacht um das euroländische Büffet schützend über die griechischen Oliven zu werfen. Es fehlt an einem glaubwürdigen europäischen Gesamtkonzept, an Führung, die Perspektiven bietet und der Gegenseite die Munition nimmt.“ Von einer echten Gemeinschaft ist die Europäische Union noch sehr weit entfernt, aber Sie ist ja auch noch so jung…

Noch kurz zum Markt: Obwohl also auch in der kommenden Woche keine großen neuen Nachrichten den DAX beflügeln dürften, sollte es zu einer leichten Erholung kommen. Die Märkte sind derzeit stark überverkauft und zahlreiche negative Meldungen sollten auf dem aktuellen Kursniveau bereits eingepreist sein. Aus psychologischer Sicht ist deshalb mit einer leichten Kurskorrektur nach oben in den nächsten Handelstagen zu rechnen. Bereits am Freitag konnte man diese Entwicklung bei einzelnen Werte wieder beobachten, und es sind genau die von denen ich Ihnen letzte Woche berichtet hatte…

Wie es allerdings mittelfristig dann weitergeht, und ob es dem Dax gelingen wird sich wieder oberhalb der wichtigen Marke von 7.251 Punkten zu etablieren, oder gar die 7.400 in Angriff zu nehmen hängt sehr stark von der Entwicklung der Rohstoffpreise, den neuen Nachrichten zur wirtschaftlichen- und konjunkturellen Entwicklung, insbesondere in Europa, und natürlich somit auch von der  Entwicklung des Eurokurses ab. Bis der Markt seine Richtung gefunden hat sollte man sich weiterhin in erster Linie an der Charttechnik orientieren, die in diesen Tagen noch der einzig verlässliche Partner zu sein scheint.

Deutsche Bank und Commerzbank profitieren von Portugals Anleihenemission

Heute gehören die beiden Aktien der Commerzbank sowie die der Deutschen Bank unter anderem zu den größten Gewinnern im Dax. Die Sorgen um eine mögliche Schieflage Portugals und der damit verbundenen Probleme bei der Refinanzierung haben heute deutlich nachgelassen, nachdem das Land ohne Mühe Anleihen im Wert von 1,25 Milliarden Euro am Markt platzieren konnte. Das hoch verschuldete Land vermeldete heute die Platzierung zweier Anleihen mit Laufzeiten von drei beziehungsweise zehn Jahren. Fachleute verwiesen zwar darauf, dass das platzierte Volumen zu gering sei um von einer echten Entwarnung zu sprechen, den Bankentiteln tat die Meldung aber offensichtlich gut. Gerade die Aktie der Deutschen Bank die im Vorfeld dieser Nachricht wieder verkauft wurden konnten sich heute deutlich erholen und notieren somit mit einem satten Plus von über vier Prozent über der wichtigen Marke von 42,- Euro. Zunächst scheint es also wiedermal Entwarnung für den Euroraum und die Schuldenkrise zu geben. Ob es sich hierbei um ein erneutes Strohfeuer handelt werden die nächsten Tage zeigen. Der Markt scheint insgesamt etwas heiß gelaufen zu sein…

Regierung distanziert sich von Deutsche Bank Chef Ackermann

Josef Ackermann mach einmal mehr von sich Reden. Heute viel er den europäischen Rettungsmaßnahmen zu Griechenland kräftig in den Rücken und zweifelte öffentlich an, dass der Mittelmeerstaat seine Schulden zurückzahlen könne. Die Bundesregierung hat sich inzwischen ausdrücklich von den Äußerungen distanziert! Eine Regierungssprecherin sagte: „Es gebe aber keine Zweifel an der Entschlossenheit der griechischen Regierung, dieses Sparprogramm umzusetzen. Zu derartigen Spekulationen über die Fähigkeit des südeuropäischen Landes, seine Schulden zurückzuzahlen, gebe es „keinen Anlass und keinen Nutzen“

Das trifft es wohl auf den Punkt. Welchen Sinn und Zweck sollte es haben wenn sich der oberste Bankenführer unseres Landes dazu hinreißen lässt in einer solch fragilen Situation solche Äußerungen zu tätigen? Entweder ist die Deutsche Bank gerade selber massiv short im Euro, oder man will einfach von den eigenen Problemen, die nicht unerheblich sind, ablenken. Laut Presseberichten soll der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo den deutschen Branchenprimus und sieben weitere Institute aus den USA, der Schweiz und Frankreich wegen möglicher Irreführung von  Investoren und Ratingagenturen über die Bewertung von Hypothekentiteln vorgeladen haben

Zudem muss die US-Wertpapiertochter Deutsche Bank Securities ein Bußgeld von umgerechnet 460.000 Euro zahlen, weil sie regelwidrig sogenannte ungedeckte Leerverkäufe ermöglicht hatte. Alles nicht unbedingt positive Nachrichten für den deutschen Branchenprimus, und dazu noch die eigenen Verwicklungen in die Griechenland-Krise. Erst kürzlich hatte Ackermann über einen möglichen Beitrag seiner und anderer Banken zur Lösung der Schuldenkrise in Griechenland mit der Bundesregierung verhandelt. Die da großzügig angebotene Mithilfe scheint nun in Angst umgeschwenkt zu sein, dass sein Institut am Ende auf den Krediten sitzenbleiben könnte.

Dies allerdings in einem öffentlichen Interview kund zu tun hilft wohl niemandem in der aktuellen Situation! Das Ackermann dann auch noch das Wort „Kernschmelze“ im Zusammenhang mit dem Euro verwendete, dürfte dann die Spekulanten zum erneuten Abverkauf der europäische Leitwährung über Nacht eingeladen haben. Sollten die Aktienmärkte nun also erneut abtauchen gibt es wohl auch seitens der europäischen Regierungen nicht mehr viel was sie dagegen tun könnten. Vielen Dank dafür, Herr Ackermann!

Nouriel Roubini ist wieder zuversichtlich für Europa

Der Starökonom Nouriel Roubini hat sich heute ein weiteres mal zur Euro-Krise zu Wort gemeldet und ist nach dem gestern verabschiedetem Rettungspaket der Europäer nun wieder sehr zuversichtlich, dass die getroffenen Maßnahmen ausreichen werden um Europa durch diesen Schlamassel zu bringen. Die Meinungen der Fachleute über die Wirksamkeit des Hilfspaketes könnten unterschiedlicher nicht sein, um so beeindruckender ist das gerade Roubini nun seine Meinung geändert hat. Den tatsächlichen Bedarf an Kapital der PIGS Staaten taxiert er im schlechtesten Fall bei ca. 600 Milliarden Euro und sieht die getroffenen Maßnahmen somit als ausreichend an. Wenn man bedenkt, dass es gerade Nouriel Roubini war der noch vor kurzem vor einem Domainoeffekt gewarnt hatte, und Griechenland nur als die Spitze des Eisberges bezeichnete, sollte diese Aussage nun eigentlich neues Vertrauen in die Finanzmärkte bringen. So recht daran glauben, dass nun alles wieder im Lot ist, will ich aber noch nicht. Der Euro ist nach wie vor sehr instabil, Nachrichten um eine erneute Herabstufung Portugals und Spaniens machen schon wieder die Runde… Es wird wohl noch eine weile dauern bis der Markt wieder Vertrauen fasst…

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