Die Reaktionen an den Börsen sprachen gestern eine deutliche Sprache. Nach der Ankündigung Mario Draghis dass man den Euro in jedem Fall retten und erhalten will, und dem vollmundigen Spruch dass die Maßnahmen der EZB dazu reichen werden, hausierten die Börsen weltweit. Die Aktienkurse stiegen, die Indizes konnten sich daraufhin von ihren kritischen Marken lösen. Zuvor sah die allgemeine charttechnische Situation bei DAX, S&P und Co. extrem brenzlich aus. Die Indizes drohten abzukippen, ein massiver Kursrutsch lag in der Luft. Doch dann kam Super Mario… „Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten“, sagte er und schob noch einen Satz nach der die Märkte in Euphorie versetzte: „Und glauben Sie mir, das wird reichen.“ Dieser Satz hat die gewünschte Wirkung nicht verfehlt. Mario Draghi hat es geschafft ohne einen Euro Einsatz zu verhindern dass die Märkte zusammenbrechen – Dafür gebührt ihm – zumindest aus taktischer Sicht – wohl Respekt.
Die Meinungen von Wirtschaftsfachleuten und Politikern zu diesem Statement fallen jedoch sehr unterschiedlich aus. FDP-Finanzexperte Frank Schäffler zeigt sich im Handelsblatt erzürnt: Draghi sei „kein Retter, sondern ein Plünderer des Spargroschens der Bürger“. Auch die Neue Zürcher Zeitung äusserte sich eher skeptisch zu dem Auftritt Draghis: „Die Probleme der Euro-Zone seien primär nicht geldpolitischer Natur, und die EZB werde daran alleine wenig ändern können.“ Fazit: Draghi werde den Euro alleine nur in den Zerfall begleiten können.
Aus meiner persönlichen Sicht hätte eine solche Ankündigung in einem früheren Stadium der Krise weitaus mehr Sinn gemacht. Dann wäre vieles noch zu verhindern gewesen und weitaus weniger Geld bei unsäglichen Rettungsversuchen verbrannt worden. Heute stellt sich die Gesamtsituation nun weitaus kritischer dar als bspw. noch vor einem Jahr. Draghi ist letztlich aus heutiger Sicht nur noch der letzte verzweifelte Verteidiger eines gescheiterten Plans, vor ein paar Monaten hätte er noch der „große Retter“ des Euro werden können. Heute wirken solche Aussagen eher wie eine Verzweiflungstat.
Ich halte die Rede des EZB Chefs somit eher für eine weitere Beruhigungspille für die Märkte, die genauso wenig funktionieren wird wie alle anderen politischen Ankündigungen der letzten Monate, wenn nicht Taten und eine zügige Umsetzung folgen. Der (Reform-) Druck auf die Regierungen der angeschlagenen Südländer dürfte seit gestern somit wieder deutlich gesunken sein. Das ist aus meiner Sicht eine wirklich schlechte Entwicklung! Denn gerade dieser Punkt sollte nicht mehr in der Öffentlichkeit diskutiert werden, weil er wieder und wieder Unruhe in die Kapitalmärkte bringt. Durch die letzten Ankündigungen der EZB dass nun die Politik am Zuge sei bevor man etwas unternehmen werde waren die Fronten zuvor eigentlich geklärt. Doch dann kam Super Mario… und hat nicht zuletzt die Glaubwürdigkeit der EZB einmal mehr in Frage gestellt.
Man darf also heute durchaus gespannt sein welche Haltbarkeit die jüngsten Aussagen Draghis nun haben werden. Der gestrigen Euphorie wird wahrscheinlich schon heute etwas Ernüchterung folgen. Wenn sich die ersten schlauen Köpfe Gedanken darüber machen was denn eigentlich gestern passiert ist…!?!  Zudem stehen wir mal wieder vor einem Wochenende an dem viel passieren kann. Wie auch in den letzten Wochen rechne ich – insbesondere nach einem Tag wie gestern – mit Gewinnmitnahmen an den US Börsen. Aus rein charttechnischer Betrachtung war die gestrige Kurserholung, nach den starken Verkäufen zum Beginn dieser Woche, zudem nicht mehr als eine technische Gegenbewegung. Heute steht noch eine große POMO Sell Aktion Der FED auf dem Programm, die die Kurse zusätzlich belasten dürfte. Abschließend habe ich noch ein kleinen statistischen Hinweis für Sie …In den letzten 8 Handelswochen haben die Börsen am Montag immer mit einem deutlichen Minus eröffnet…!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen heute die richtigen Entscheidungen!