Den nun folgenden Kurzkommentar zum Markt am Ende des Oktober 2011 hatte ich ursprünglich als Kommentar auf Wunsch des Lesers „Nikolas“ geschrieben. Ich habe mich dann aber doch entschlossen, dass hier als Post zu veröffentlichen, da es auch für andere mglw von Interesse sein könnte.
Der DAX hat heute an einem schwachen Monatsende im nachbörslichen Handel die 6100 erreicht, das ist aber in meinen Augen nicht entscheidend, denn das ist nur ein Rechenwert und kein wirklicher Kurs, zumal das auf einem typischen Abverkauf in den letzten Minuten in den US beruht. Ein paar Minuten vorher waren wie im S&P500 noch ein Prozent höher.
Morgen der 01.11.11 wird aber wichtig. Wie schon vor ein paar Tagen geschrieben, halte ich die 6100 im DAX für die Wassermarke, die wir halten sollten. Dabei darf man diese Zahl nicht exakt nehmen, es beschreibt eine Zone, denn das war die Ausbruchszone aus der Range 5700-6100 vor der EU Entscheidung. Wir dürfen Morgen problemlos mal drunter schauen und Richtung 6000 gucken, dann sollte aber im Laufe des Tages wieder Kaufinteresse kommen und der Ausbruch bestätigt werden. Wenn dieses Kaufinteresse Morgen im Bereich 6000-6100 fehlen sollte, ist in meinen Augen Vorsicht geboten und der Markt hat möglicherweise wieder den Charakter geändert. Das muss man dann ernst nehmen, heute ist noch nichts entscheidendes passiert.
Ich muss allerdings zugeben, dass mich die Schwäche gerade heute im Ausmass überrascht hat. Ich habe mit ihr am Freitag fest gerechnet, weil sie natürlich nach so einem Anstieg zwangsläufig ist. Am Freitag kam sie aber nicht und ich habe am Freitag etwas Geld mit Shorts verloren. Und ich habe für Morgen den Monatsersten mit Schwäche gerechnet, aber nicht heute, weil heute der Monatsabschluss ist und gute Zahlen im Oktober für Wallstreet wichtig sind. Aber so ist halt Mr. Market, auch für einen alten Fahrensmann wie mich hat er immer wieder eine Überraschung parat.
Nachbörslich habe ich dann aber den Grund für die Schwäche erkannt, der mir während der Session nicht bewusst geworden ist. Kurzauszug aus dem WSJ: “MF Global Files For Bankruptcy MF Global Holdings Ltd. filed for Chapter 11 bankruptcy protection in New York on Monday morning after an effort to sell itself to Interactive Brokers Group Inc. failed. The filing sent financial exchanges around the world scrambling to address the uncertainty swirling around the collapsed broker-dealer.†Oder mehr hier in der New York Times zu MF Global
Das ist also der Grund, warum die Börsen heute so besonders schwach waren. Das versöhnt mich auch wieder mit Mr. Market, weil es irritiert mich immer, wenn ich mit seiner Stimmung nicht in Sync bin wie heute. Aber das erklärt vieles, so etwas mag Wallstreet nun gar nicht. Und wenn ein Broker platt geht, bedeutet das auch massive Geldflüsse und panikartige Versuche Mittel abzuziehen. Das so ein Tag schwach wird ist nicht verwunderlich. Das bedeutet aber auch, die Wahrscheinlichkeit, dass das in Kürze vergessen ist, ist hoch. Solche Themen verursachen in der Regel nur kurze Marktschwächen.
Darüber hinaus war das Verhalten des US Marktes bis auf die letzten Minuten heute bei aller Schwäche recht konstruktiv. Insofern bleibe ich noch bei meiner Gelassenheit. Wachsamkeit ja, aber Gelassenheit, auch wenn es sich heute wieder nicht schön angefühlt hat. Derartige Korrekturen sind normal und ein Muss und die letzten Minuten darf man nicht überbewerten. Dass es im DAX heute wieder heftig gerappelt hat, ist halt das alte Spiel. Kommt Angst auf, geht das Geld wieder Richtung US und wird aus dem DAX abgezogen. Der DAX ist zum Optionsschein amerikanischer, institutioneller Anleger auf die Weltkonjunktur geworden. Mit den DAX Firmen und mit Deutschen hat das wenig zu tun.
Wir sind ja selber schuld, weil wir unser Geld lieber dem Staat für weniger als die Inflationsrate geben. Oder besser sollte ich sagen „unsere deutschen Mitbürger“, denn hier lesen ja die letzten Mohikaner mit, die sich in D noch für den Aktienmarkt interessieren. Genau genommen kann man die Deutsche Börse also gleich zumachen, weil aus Deutschland kommen die DAX Käufer sowieso nicht …. aber halt, das ist ja schon passiert. Wir fusionieren ja mit der NYSE und dann sind die deutschen Aktien endlich da, wo sie sowieso gehandelt werden. In Frankfurt bleiben all die schönen Derivate, ohne die die Finanzwelt ja untergehen würde. Das macht ja auch Sinn, weil Oma Büllerbeck hat die ja in der „nachhaltigen Garantie-Version“ im Depot. Der „unwichtige“ Aktienhandel geht dafür nach NewYork. Aber wen interessiert das schon, wer braucht schon Aktien. Und davon abgesehen, welche Firma braucht schon einen Aktienmarkt um Kapital aufzunehmen, wenn man seine Mittel für Investitionen bei so schönen Instituten wie der IKB als Kredit bekommen kann (oder auch nicht). Wer in diesem Absatz Sarkasmus findet, kann ihn behalten.
Also Fazit: abwarten und Tee trinken. Bis jetzt finde ich nichts so herausragend oder ungewöhnlich an diesem Rücksetzer, dass ich meine grundsätzlich positive Sicht aufs Jahresende in Frage stellen müsste. Morgen kann meine Sicht schon anders aussehen. (HS)