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K+S – Die Börse ist ein Spielkasino…!

Es ist wohl eine der wildesten Spekulationen der letzten Jahre…Die K+S Aktie wird geschlachtet und alle stimmen in den Chor der Pessimisten mit ein. Zuletzt haben wir ähnliche Bewegungen im Goldmarkt gesehen, nun ist offenbar der weltweite Kalimarkt auf der Liste der Wall-Street-Haie ganz nach oben gerutscht. Faszinierend dabei ist das mediale Echo auf die Ereignisse vom Dienstag und nicht zuletzt auch der plötzliche Sinneswandel vieler Analysten. Ohne Frage ist der plötzliche Angriff von Uralkali auf die eigene Branche verwunderlich und hinterlässt einige Fragen und Spekulationen. Dass hier aber sofort von einem Preisverfall bei Kali-Produkten in die genannten Regionen ausgegangen wird und dies dann auch umgehend in den Kursen wieder zu finden ist, obwohl da noch so einige Fragezeichen offen sind, ist mehr als nur auffällig.

Das die Short Quote bei einigen Kali-Produzenten zuletzt – und vor dem eigentlichen Ereignis – deutlich nach oben geschnellt sind, ist dann auch eigentlich nur eine Bestätigung für die Vermutung das hier einiges im Argen sein dürfte. Das Goldman Sachs bereits vor dem Absturz seinen Anteil an der K+S AG auf über 5 Prozent erhöht hat legt zumindest nahe dass die Amerikaner hier nicht beteiligt sind, ebenso wie BlackRock. Die Frage, die sich mir hier nun aufdrängt, ist die, ob all die Analysten, teilweise großer Banken, die Ihre Kursziele in den letzten beiden Tagen deutlich zurückgenommen haben, komplett ahnungslos sind und ebenfalls überrascht wurden oder vielleicht auch nicht…!

Weiterhin unklar sind die Motive die Uralkali zu diesem Schritt bewogen haben. Angefangen von der Vermutung dass Uralkali sich über den Alleingang des weißrussischen Partners Belaruskali geärgert hat, über einen Preiskampf, der dazu führen soll dass man bald Mitbewerber günstig übernehmen kann, bis hin zur Blockadehaltung um zu verhindern dass einer der Bergbau-Giganten sich in dem Umfeld breit machen könnte, ist alles dabei. Angeblich sollen auch einige Oligarchen aus Russland ein großes Interesse daran haben verstärkt in den Sektor zu investieren… da sind deutlich günstigere Aktienkurse natürlich sehr hilfreich! Auffällig finde ich auch die immer neuen und sehr negativen Aussagen des Uralkali Chefs die offensichtlich den Absturz der Branche anheizen sollen…!

Letztlich spielt das aber keine wesentliche Rolle bei der Betrachtung des grauenhaften K+S-Charts. Traurig ist nur, dass einmal mehr die Kleinanleger die Leidtragenden sind, die die Zeche für die Exzesse einzelner Großanleger, oder für den Egotripp einer einzelnen Firma, bezahlen müssen. Leider ist dieses Ereignis ebenfalls mal wieder das beste Beispiel dafür warum es in Deutschland keine Aktienkultur gibt. Denn, wenn ein vermeintlich sicherer Dax Konzern ohne Probleme so zerlegt werden kann, ist das auch bei anderen Branchen grundsätzlich möglich. Ich jedenfalls kann die Angst der Privatanleger seit dem K+S Desaster jetzt wieder deutlich besser verstehen, und auch die allgemein fälschliche Annahme dass es sich bei der Börse um ein großes Spielkasino handelt…!

Die Auflösung einiger Rätsel um den Kali-Krieg wird irgendwann kommen – natürlich nicht vollumfänglich – denn die Drahtzieher bleiben meist unerkannt. Natürlich wird es eine Untersuchung durch die Börsenaufsichten geben, aber da wird nichts bei rauskommen, wie immer. Vielleicht wird sogar eine kleine Strafe von ein paar Millionen Euro oder Dollar verhängt, was aber Wurscht ist, weil man hat ja Milliarden verdient. Das zahlt man dann eben aus der Portokasse, und die Karawane zieht weiter.

Für den Privatanleger bleibt nichts, ausser strikter Risikokontrolle und Abwarten bis der Spuk vorbei ist. Sicherlich fällt die Aktie nicht auf 2 bis 3,- Euro, wie gestern schon wieder sensationslüstern kolpoltiert wurde. Wo der Boden aber tatsächlich ist bleibt weiterhin unklar, auch wenn ich davon ausgehe dass dieser nicht mehr weit entfernt sein könnte. Zumindest rechne ich immer noch mit einer kräftigen technischen Gegenreaktion…hundertprozentig darauf verlassen würde ich mich darauf aber nicht.

Festzuhalten bleibt für mich am Ende dieses Artikels, dass die K+S Aktie auf Jahressicht am meisten an Wert verloren hat und gerade im Hinblick auf die nordamerikanischen Aktivitäten einer der interessantesten Ãœbernahmekandidaten ist (für wen auch immer!) und einem Marktanteil im Kali-Geschäft von weltweit 10 Prozent hat. Eine Ãœbernahme würde hier aus meiner Sicht am meisten Sinn machen. K+S hat zudem noch das zweite Standbein Salz, mit dem notfalls auch ein Preisverfall bei Kali etwas abgefedert werden kann. Letztlich ist auch der „angedrohte“ Preisverfall bei Kali aus heutiger Sicht keinesfalls sicher. Wo die faire Bewertung des Unternehmens ist, steht damit erst einmal in den Sternen….

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