Gestern Abend erreichte erneut eine Nachricht die Märkte, die durchaus das Potenzial hat den Markt heute mal wieder etwas durcheinander zu wirbeln. Volkswagen hat offenbar nicht nur bei den kleineren Vierzylinder-Diesel ein „Software-Problem“, sondern auch die Sechszylinder-Diesel-Motoren sollen betroffen sein…
Damit stehen auch die Konzerntöchter Audi und Porsche nun auch direkt im Kreuzfeuer der Kritik. Denn sowohl bei einigen Modellen der Baureihe A6 Quattro, A7 Quattro, A8 und A8L sowie beim Q5 (Q7 nicht!?) und auch dem Porsche Cayenne sowie dem VW Touareg sind die fraglichen Motoren in den letzten Jahren verbaut worden.
Die US-Umweltbehörde EPA gab gestern bekannt, dass der VW Konzern die Manipulations-Software auch in die oben genannten Modelle der 3-Liter V6-Diesel-Aggregaten installiert haben könnte. Insbesondere betroffen seien hier die Modelljahrgänge 2014 bis 2016, bei denen die gemessenen Abgaswerte bis zu neun mal höher sind als angegeben. Der Volkswagen Konzern wies die Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme zurück und sicherte erneut zu vollumfänglich mit der EPA an einer lückenlosen Aufklärung zu arbeiten.
Damit weitet sich die Dieselgate-Affäre in vielerlei Hinsicht aus. Denn bereits wieder gefasstes Vertrauen dürfte alleine aufgrund der Vermutung erschüttert worden sein, dass VW möglicherweise immer noch nicht ganz mit offenen Karten spielt. Sollte sich der Verdacht der US Umweltbehörde EPA bestätigen, wäre dies wohl dann der finale Beweis dafür, dass es in Sachen „lückenloser Aufklärung“ des Konzerns um die gemachten Fehler nicht so bestellt ist, wie man es nun in einer solch existenzbedrohenden Situation erwarten würde. Noch ist hier allerdings nichts „bewiesen“, aber alleine der Verdachtsmoment ist alles andere als gut für den VW Konzern und natürlich auch die Aktie.
Die VW Vz. Aktie machte gestern einen Freudensprung (siehe Chart) an der Börse und brach aus der zuvor definierten Trading-Range zwischen 103 und 110,- Euro nach oben aus. Grund für diesen Anstieg dürften wohl - neben den guten Porsche Zahlen – die Berichte gewesen sein, das die Verbraucher möglicherweise direkt an den Kosten der Rückrufaktion beteiligt werden und auf den Konzern somit weniger Belastungen zukommen werden. Ob das allerdings angesichts der Situation die richtige Strategie ist, um sich die Autokäufer von morgen zu sichern, darf ernsthaft bezweifelt werden. Kurzfristig würde dies der Bilanz des Konzerns möglicherweise helfen, langfristig aber wohl zum Verlust eines hohen Prozentsatzes an Kunden bedeuten. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, dass man bei Volkswagen diesen Weg wirklich beschrieben will!
Ich gehe nun davon aus, dass die VW Aktie, ebenso wie die Porsche Aktie, die manche Anleger offenbar immer noch mit dem Autobauer Porsche in Zusammenhang bringen, deutlich unter Druck kommen werden und sich der gestrige Ausbruch nach oben als klassischer Fehlausbruch erweisen könnte. Einen Rückfall in die Trading-Range als erste Reaktion auf die Nachrichten halte ich für sehr wahrscheinlich. Ob diese dann unter den neuen Voraussetzungen noch gehalten werden kann, bleibt aber noch abzuwarten und hängt maßgeblich wohl auch von den weiteren Prüfungsergebnissen der EPA ab!