Die neue Börsenwoche bringt höchstwahrscheinlich auch einige neue Erkenntnisse über den „wahren Zustand“ der US Konjunktur – so ist zumindest der Grundtenor unter den Analysten… Denn seit gestern Abend läuft wieder einmal die US Berichtssaison. Nachbörslich hat der US Aluminium Gigant Alcoa den Zahlenreigen in den USA eröffnet, und könnte damit auch eine Duftmarke für den gesamten Rohstoffsektor setzen. Der Verlust stieg im Jahresvergleich noch einmal um 2 Millionen auf nunmehr 119 Millionen Dollar. Allerdings wurde das Ergebnis durch Sonderbelastungen beeinflusst, ohne die man sogar schwarze Zahlen geschrieben hätte. Beim Umsatz konnte man auf 5,85 Milliarden Dollar zulegen.
Den Anlegern schien diese Rechnung des Firmenchefs Klaus Kleinfeld zu gefallen, die Aktie konnte nachbörslich sogar leicht zulegen. Wahrscheinlich hatte man noch deutlich schlechtere Zahlen erwartet…Der starke Preisverfall bei den Aluminium-Preise hatte bei Alcoa in den letzten drei Monaten erneut auf das Ergebnis gedrückt. Auch hier bei der Herstellung von Aluminium leidet man unter der chinesischen Konkurrenz, die mit ihrem hohen Ausstoß und einem entsprechenden Ãœberangebot die Marktpreise nach unten bewegt. Nur mit einer gestiegenen Produktivität quer durch alle Geschäftsbereiche und einer starke Entwicklung in der Sparte Fertigung konnte dieser Faktor einigermaßen kompensiert werden. Zudem litt Alcoa wohl auch unter dem starken Dollar. Denn das Unternehmen betreibt verschiedene Dependancen im Ausland für die ein starker Dollar nicht unbedingt von Vorteil ist…
Die Auslegung der gelieferten Daten heute dürfte einigermaßen spannend werden…Ich persönlich halte es für nicht ganz gerechtfertigt hier einen maßgebenden Indikator für die gesamte US Wirtschaft zu suchen, aber einige Marktteilnehmer sind da offenbar anderer Meinung. Auch wenn Alcoa also aufgrund der genannten Faktoren erneut ein negatives Ergebnis produziert hat, heißt das noch lange nicht dass es deswegen der US Wirtschaft grundsätzlich schlecht gehen muss. Vielleicht ist ja sogar genau das Gegenteil der Fall. Niedrige Preise für einen Rohstoff oder rohstoffintensive Produkte helfen dem weiterverarbeitenden Gewerbe kräftig auf die Sprünge. Hinzu kommen noch die deutlich gesunkenen Energiekosten in den USA, die sich bei der Herstellung oder Weiterverarbeitung, aber auch bei Alcoa und Co. in den kommenden Jahren positiv bemerkbar machen werden.
Wer sich den Alcoa Chart einmal etwas näher anschaut kann hier wahrlich nicht viel Hoffnungsvolles finden. Die Aktie befindet sich, ebenso wie so mancher Stahltitel, seit vielen Monaten im Sinkflug. Erst kürzlich wurde erneut eine wichtige Unterstützungslinie unterschritten – die Erwartungen der Anleger befinden sich offenbar an einem Tiefpunkt. Nicht zu Unrecht, denn der Ausblick auf kommende Quartale blieb zuletzt sehr verhalten, die abgelieferten Zahlen bestätigten den negativen Trend. Wie immer liegt aber genau hier aber auch eine Chance für demnächst kräftig steigende Kurse. Denn, fällt das Ergebnis in den kommenden Quartalen nur geringfügig besser aus als erwartet, dürfte eine entsprechende Kursreaktion nicht lange auf sich warten lassen.
Für die kommenden Monate erwartet Klaus Kleinfeld nun eine anziehende Nachfrage nach Aluminium-Produkten. Ob das auch dem Ergebnis auf die Sprünge helfen wird kann sicherlich noch nicht abschließend gesagt werden. Die Alcoa Aktie ist aus meiner Sicht nur Investoren mit einem sehr langem Atem geeignet, könnte aber auch auf der kurzfristigen Ebene nun für einen Trade gut sein.