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Jetzt noch schnell Window Dressing fürs Depot!

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und das Thema Window Dressing rückt mal wieder in den Fokus der Fondsmanager. Was ist Window Dressing überhaupt? Kurzum geht es um die Pflege eines Portfolios um es aus marketingtechnischen Gesichtspunkten besser aussehen zu lassen und die steuerliche Komponente zu optimieren. Dabei werden mit Blick auf den bilanziellen Stichtag am 31. Dezember letztmalig für das Jahr Portfolios gepflegt. Typischerweise werden die Gewinner des Jahres nachgekauft, während die letzten Chancen genutzt werden, um sich von den Verlierern aus den eigenen Büchern zu trennen.

Einig sind sich die Beobachter darin, dass „Window-Dressing“ vor allem bei illiquiden Märkten Aussichten auf Erfolg hat. Deshalb sei hiermit auch erst nach dem großen Verfall zu rechnen. Im Anschluss seien die meisten Handelsabteilungen der Banken nur noch minimal besetzt, und viele Investoren hätten die Bücher für das Jahr bereits geschlossen. Aus dem gleichen Grund sei „Window-Dressing“ auch vor allem ein Thema für die zweite und dritte Reihe. Wenig Sinn machten hingegen Versuche, die Performance einzelner DAX-Titel oder auch den Gesamtmarkt in einem letzten Kraftakt noch in die Höhe zu pflegen.

Anlegergruppen, die ein Interesse an „Window-Dressing“ haben, umfassten neben Eigenhändlern und Spezialfonds auch Investoren mit speziellen Partikularinteressen wie etwa Großaktionäre oder Private-Equity-Unternehmen. In letzterem Falle würden auch gezielt einzelne Papiere gepflegt werden. Letztlich gehe es immer darum, die eigene Performance quasi per Kunstgriff und unter Einsatz geringer Mittel aufzupolieren. Zum Jahreswechsel erzeugten diese aber aufgrund der sehr geringen Liquidität im Markt einen größeren Widerhall.

Verstärkt würden diese Bewegungen noch durch die in den vergangenen Jahren zunehmende Bedeutung des Algotrading. Die meisten Computer folgten Momentum-Strategien. Sobald die Programme einen Trend in einer Aktie ausmachten, verstärkten sie diesen häufig noch mit zusätzlichen eigenen Positionierungen. Im Gegensatz zu der weitläufigen Meinung das das Window Dressing keinen nennenswerten Einfluss auf die Kurse ausübt haben unsere Beobachtungen ergeben das gerade die Tage um Weihnachten oftmals die interessantesten des Jahres sind.

Dabei sind gar nicht mal die momentanen Kurse so ausschlaggebend sondern oftmals die kleinen Kursanstiege dann der Auslöser dafür das sobald die breite Anlegerschar wieder aus dem Weihnachtsurlaub zurück ist bislang unüberwindbare Charthürden am Jahresanfang mit Leichtigkeit genommen werden können…

Sinn macht Window Dressing auch für Privatanleger im Zuge der Kapitalertragssteuer. So kann es durchaus sehr sinnvoll sein sich in den letzten Tagen des Jahres noch schnell von Verlustpositionen zu trennen um die Steuerlast duch die Gewinntrades zu senken. Statt sich das Geld irgendwann mühsam über die Einkommensteuererklärung zurück zu holen bildet dann also innerhalb von Tagen eine entsprechende Steuergutschrift neues Kapital im Depot das direkt wieder angelegt werden kann – Vielleicht ja sogar wenige Tage später wieder in die gleichen Werte 😉

Securuties Lending

Hier ein Text aus dem heutigen Newsletter von „Investoren Wissen“ den ich für sehr wichtig halte und somit heute hier weitergeben möchte. Der Verfasser ist Alexander Hahn:  ..die Erfahrung zeigt leider, dass den wenigsten Kunden von Banken/Brokern bekannt ist, dass sie bei der Unterzeichnung des Depotvertrags oftmals sogenanntes „Securities Lending“ (also das Verleihen von Wertpapieren) im Kleingedruckten untergejubelt bekommen und somit unterschreiben (die wenigsten Anleger lesen die Berge des Kleingedruckten bei der Depoteröffnung; erst Recht nicht bei US Brokern und anderen ausländischen Instituten).

Sie können sich dies wie folgt vorstellen: Sie kaufen Wertpapiere und halten diese in Ihrem Depot. Nun kommt jedoch z.B. ein Hedgefonds und möchte Aktien leer verkaufen. Die Bank leiht ihm diese, ggf. genau Ihre Aktien, und kassiert dafür eine Gebühr (welche Sie oftmals als Anleger nicht weitergereicht bekommen!).

Später muss der Hedgefonds die geliehene Menge an Aktien wieder zurückgeben. Auch kann die Bank Ihre Aktien als Sicherung z.B. für Kredite hinterlegen, da Sie ja letztlich zugestimmt haben, dass Sie mit dem Verleih Ihrer Aktien einverstanden sind (was viele Anleger nicht einmal wissen…).

Sicherlich betreiben diese Praxis bei weitem nicht alle Geldinstitute und Broker, doch es gilt äußerst wachsam zu sein. Gerade im Fall der kollabierten Lehman Brothers erhielten viele Kunden von ihren Banken plötzlich Hinweise, dass ihre Aktien an Lehman Brothers verliehen worden waren und jetzt in der Konkursmasse dort steckten. Natürlich fielen hierbei die meisten Anleger aus allen Wolken, doch hatten sie in ihrem Vertrag mit der Bank Securities Lending meist genehmigt und so keine Handhabe gegen die Praxis. Oft wird Securities Lending damit beworben, dass man damit höhere Erträge aus den Anlagen generieren könnte, doch ich wäre hier extrem vorsichtig.

Wer unsicher ist, sollte bei seiner Bank/Broker schriftlich anfragen, ob solch eine Praxis betrieben wird und wenn ja, diese untersagen, wenn sie nicht ausdrücklich gewollt ist. Gleiches gilt übrigens auch bei Hypotheken (z.B. Ausschluss des Weiterverkaufsrechts), Edelmetallkonten u.ä. Ich würde hier keinesfalls den entsprechenden Banken bzw. Brokern einfach vertrauen…Es sollte also jeder einmal seinen Depotvertrag aus eine solche Klausel überprüfen und entsprechenden Ausschluss verlagen sollte sich diese Klause im vertrag befinden.

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