JP Morgan verzockt 2 Milliarden Dollar und reißt damit heute erneut den gesamten Bankensektor runter. Weniger die enorme Summe dürfte dabei die Anleger interessieren sondern viel mehr die offensichtliche Tatsache dass Banken nichts aus der Krise gelernt haben, und immer noch viel zu hohe Risiken mit den ihnen anvertrauten Geldern eingehen. Da hilft auch die öffentliche Entrüstung des Chefs Dimon über die Schlamperei im eigenen Hause nichts. Ein weiteres sehr trauriges Beispiel dafür dass Banker immer noch in den alten Mustern gefangen sind und sich die Welt schön reden, ist für mich persönlich die heutige Nachricht dass die Manager bei der Commerzbank bereits in diesem Jahr wieder Gehälter in Millionenhöhe beziehen sollen.
Ursprünglich wurden die Gehälter der Manager auf 500.000,- Euro pro Jahr gedeckelt, nachdem der Staat vor gut drei Jahren mit stolzen 18 Milliarden Euro zur Rettung der CoBa eilte und dies zur Bedingung machte. Diese Regelung sollte so lange gelte bis die Bank mindestens die Hälfte der Hilfszahlungen zurück gezahlt hat, und die Zinsen aus der verbleibenden Schuld regelmäßig bedient. Mit der Rückzahlung der 14 Milliarden Euro sind die Voraussetzungen dafür nun erfüllt. Auch die Kapitalanforderungen der Bankenaufsicht wurden kürzlich übererfüllt. Somit ist man in der Chefetage wohl der Meinung dass man eine „kleine Belohnung“ verdient hätte.
Doch zum Jubeln besteht wohl noch kein Anlass, denn die Risiken in Europa sind nach wie vor – oder mehr den je – existent und bedrohen die Commerzbank, sowie deren Aktionäre. Diese hat zwar ihr Engagement in Griechenland jetzt weitestgehend zurück gefahren, die Gefahr einer ungeordneten Pleite des Landes bleibt aber hoch. Besser gesagt: Gerade ist die Bank also dem existenzbedrohenden Chaos noch einmal entkommen und schon werden die Gehälter und Boni wieder herauf gesetzt. Den Aktionär wird dies nicht freuen, hat er doch den Löwenanteil für die Rückzahlungen an Vater Staat über die letzten Kapitalerhöhungen mitgetragen. Warum sollten sich die Manager nun, zu diesem äusserst ungeschickt gewählten Zeitpunkt, die Gehälter erhöhen?
Noch vor kurzem habe ich die Vorgehensweise, und die Konsequenz bei der Restrukturierung hier im Blog mehrfach gelobt. Sicherlich sieht die Welt für eine Commerzbank inzwischen schon wieder deutlich freundlicher aus als noch vor wenigen Wochen, aber es kann wohl in kleinster Weise davon die Rede sein dass die Bank schon am Ziel ist. Und somit finde ich persönlich auch eine verfrühte Gehaltszahlung auf Vor-Krisen-Niveau nicht nur unpassend, sondern völlig daneben. Herr Blessing ist auf dem besten Wege mit einer solchen Vorgehensweise das mühsam wieder zurückerlangte Vertrauen in das Unternehmen zu zerstören.
Wenn der Aktienkurs der Commerzbank mal wieder im Bereich der 6,- Euro Marke notiert, kann man davon ausgehen das die Bank es halbwegs geschafft hat und die Mehrheit der Aktionäre nicht mehr auf Verlusten sitzt. Dann wäre wohl ein guter Zeitpunkt zu alten Mustern zurück zu kehren, aber nicht vorher. Wenn der Staat, der derzeit immer noch zwangsweise 25 Prozent an dem Unternehmen hält, sein Engagement auf ein Minimum reduziert hat und wenn die Eurohypo abgewickelt sowie die europäische Schuldenkrise gebannt ist, dann haben die Manager wohl eine satte Gehaltserhöhung verdient, weil sie das Unternehmen sicher durch schwere See gesegelt haben. Nach meinem persönlichen moralischen Verständnis aber erst dann!
Kein Aktionäre hätte zu diesem Zeitpunkt wohl ein Problem damit, heute jedoch hat der Vorstand den Bogen eventuell für die meisten Anteilseigner überspannt…Und das ist nicht ungefährlich, sollte die CoBa noch einmal in rauches Fahrwasser kommen, und die Rückendeckung der Investoren dann ausbleiben!