Tag Archives: Bias

Trading Update Commerzbank, Deutsche Bank, Aixtron, Klöckner & Co. und Veolia

Ich möchte heute kurz ein paar Beobachtungen zum Markt, oder besser gesagt zu einzelnen Aktien mit Ihnen teilen. Zum Gesamtmarkt habe ich nicht viel zu ergänzen. Denn trotz des erneut schönen Anstiegs gestern, hat sich an meiner grundsätzlichen Einschätzung nichts wesentliches geändert. Doch eine Sache wäre da noch. Ich spiele jetzt kurzfristig Shorts wie heute morgen, das kann ich Ihnen aber nicht guten Gewissens empfehlen, da diese Strategie in einem solch bullishem Marktumfeld durchaus mit hohen Risiken behaftet ist. Natürlich setze ich hier kurzfristig nur sehr überschaubare Beträge ein, und betrachte diese Trades eher als Zeitvertreib bis zur endgültigen Entscheidung ob wir nun in den Bullenmarkt-Modus wechseln, oder uns in einer Bärenmarktrally befinden, die nun langsam ausläuft. Es gibt nach wie vor einige gewichtige Argumente, die tückischer Weise für beide möglichen Szenarien sprechen.

Der DAX liegt nach wie vor in einem aufwärts gerichtetem Dreieck, so dass dieser grundsätzlich gute Chancen hat noch bis auf 6.850 Punkte anzusteigen. Positiv sieht auch der Euro Stoxx 50 aus, für den ein weiterer Anstieg bis 2.550 Punkte möglich wäre. Nachgelassen hingegen hat inzwischen die Dynamik beim Dow-Jones-Index, ebenso wie beim S&P 500. Die Konjunkturdaten lieferten zuletzt ein eher gemischtes Bild. Der US Arbeitsmarktbericht am Freitag könnte somit ein entscheidender Punkt für die Weichenstellung der nächsten Wochen sein. Noch immer schwebt auch das Damoklesschwert Griechenland über den Märkten, dass sollte zu keinem Zeitpunkt vergessen werden…Grundsätzlich bleibt der Markt damit also in einer Bias zwischen den wirtschaftlichen Rahmendaten und den Gegebenheiten am Aktienmarkt.

Nun aber kurz zu den einzelnen Aktien die einen näheren Blick wert sind….Bei Klöckner & Co. gab es heute einen Ruck nach oben der darauf hindeuten könnte dass die Korrektur nun abgeschlossen sein könnte. insgesamt bleibt das Bild aber nach den letzten Nachrichten eher negativ. Erst ein Ãœberschreiten der Marke bei 11,60 Euro dürfte wieder für etwas Entspannung bei den Aktionären sorgen.

Interessant finde ich heute den Chart der Aixtron Aktie. Diese hat nach dem erneuten Rücksetzer in den letzten tagen nun einen Boden gefunden und steuert wieder über die zuvor wichtige Unterstützungszone bei 10,80 Euro. Gelingt es im Anschluss die Aktie wieder über die Marke von 11,- Euro zu befördern hätten wir eine schöne inverse SKS Formation die den Titel wieder in Richtung 12,50 Euro befördern sollte. Der Slow Stochastics hat inzwischen bereits wieder aus dem überverkauften Bereich nach oben gekreuzt.

Die Deutsche Bank überraschte den Markt heute mit negativen Nachrichten. Im vierten Quartal musste das Geldinstitut einen Verlust vor Steuern von 351 Millionen Euro. Zur Begründung verweist der deutsche Branchenprimus auf die „äußerst schwierigen Marktbedingungen“ im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise. Die Zahlen der deutschen Bank belasten heute auch die Commerzbank Aktie, auch wenn dieses Ergebnis in der Bankenlandschaft eher ein Einzelfall ist. Die US Konkurrenten hatten zuletzt größtenteils solide Zahlenwerke vorgelegt, und kamen offensichtlich besser mit den Marktbedingungen zurecht. Der Bankensektor beliebt weiterhin einer der interessantesten in diesem Börsenjahr. Das schwache Quartal ändert nichts an den grundsätzlichen Aussichten für die Deutsche Bank.

Commerzbank Aktionäre warten weiterhin auf den Ausbruch aus der Konsolidierungsphase nach dem deutlichen Anstieg zuvor. Letztlich wird wohl erst nach einer Entscheidung über das weitere Verfahren mit Griechenland die künftige Richtung der Aktie entscheiden. Ich tendiere hier immer noch zum positiven Szenario. Sollten die Nachrichten aus Griechenland nicht allzu schlecht ausfallen, denn von „positiv“ möchte ich hier wirklich nicht reden, dann wird die nächste Bewegung des Aktienkurses wahrscheinlich sehr deutlich nach oben gehen. Das Risiko nach unten halte ich inzwischen für einigermaßen überschaubar. Die CoBa Aktie bleibt also für mich eine spekulative Wette auf die vorübergehende Rettung Eurolands, mit guten Chancen auf einen positiven Ausgang, die mich mir auf jeden Fall bis zum Schluss anschauen werde.

Zu den Aktien von Veolia hatte ich mich ja kürzlich bereits ausführlich geäußert. Dieses mal sieht es nicht schlecht aus dass der Ausbruch nun endlich gelungen ist. Mit dem Überschreiten der Marke von 8,70 Euro ist der weg nun frei bis zunächst 10,- Euro. Natürlich nur wenn das Börsenumfeld weiter freundlich bleibt! Etwas vorsichtiger hingegen wäre ich nun bei der TUI Aktie

Wochenabschluss – Gedanken zum Markt

Hier wieder ein paar meiner losen Gedanken zum Abschluss dieser Woche. Geschrieben am Freitag gegen 15 Uhr. Die Uhrzeit muss man ja in diesem Markt immer dazu schreiben, denn schon 3 Stunden später kann diese verrückte Welt anders aussehen und ein Artikel aus der Zeit gefallen sein.

Es handelt sich nicht um grundlegende Analysen und nicht alles ist zu Ende gedankt, ich möchte Sie einfach daran Teil haben lassen, was mir zu den Märkten derzeit so durch den Kopf geht. Vielleicht hilft es Ihnen ja an der einen oder anderen Stelle.

Algos, Momentum und der Zeigefinger des nervigen Oberlehrers 😉

Diese Woche konnten wir es wieder beobachten. Wenn der Markt einmal in eine Richtung in Bewegung geraten ist, dann ist er nicht mehr so schnell zu drehen. Erneut hat sich bewahrheitet, was ich hier letzte Woche mit Hinweis auf den 04.10. thematisiert hatte: wenn der Markt dreht, muss man schnell auf den Zug springen und sich dann eine Zeit lang mittreiben lassen.

Wer diese Woche noch den negativen Bias der Vorwochen hatte, weil er nicht so schnell umschalten konnte und wer die Rallys am Montag oder Mittwoch geshorted hatte, weil er mit negativem Bias glaubte das dreht schon wieder, der wurde vom Markt einfach platt gewalzt. Und nein, das ist kein Zufall oder Pech, sondern das ist in meinen Augen schlicht ein Fehler den man selber gemacht hat und hätte vermeiden können. Ich weiss, dass ist hart und nicht das was man dann hören möchte, viel leichter ist es derartige Fehleinschätzungen auf einen erratischen Markt abzuschieben und sich damit selber zu entlasten. Aber wer hat gesagt, das Erfolg an den Märkten einfach wäre ? Er ist es nicht und war es auch noch nie. Er erfordert vor allem brutale Offenheit gegenüber den eigenen Fehlern. Und das ist verflucht schwierig, denn mit der menschlichen Psychologie, voller Ego und Beharrungswillen, ist man sich am Markt selbst der grösste Feind.

Denn Grund für dieses wiederholte und durchaus berechenbare Verhalten des Marktes sind die Algos, die neue Trends verstärken und zeitlich ausdehnen. Das ist eine wirklich wichtige Regel die unbedingt jeder verinnerlichen sollte, der in diesem volatilen Markt Geld verdienen will: Vergesst Eure Meinung zur Marktrichtung und folgt demütig und zupackend dem Momentum ! Mr. Market interessiert sich überhaupt nicht dafür, was wir glauben. Er rennt einfach in eine Richtung und zwar immer länger als wir glauben. Und dann, wenn wir fehlbare und emotionsgetriebene Menschen endlich unsere Meinung ändern und uns an die vermeintlich neue Richtung adaptieren, dann dreht Mr. Market auf dem Fuss und lässt uns verblüfft und frustriert zurück. Denn Algos zögern nicht so lange wie wir Menschen, sie sehen das Momentum und agieren emotions- und gnadenlos. Bitte denken Sie also daran: im Markt des Jahres 2011 fängt nur der frühe Vogel den Wurm !

Die nächste Woche

Nach der laufenden Rally steigt nun das Risiko, das der Markt – je näher der 08./09.12. mit dem EU Gipfel kommt – wahrscheinlich wieder in Unsicherheit verfällt. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Markt deutlich nachgibt. Denn das Momentum dieser Woche war gewaltig und viele Institutionelle die am Montag oder Mittwoch an der Seitenlinie standen, sind wohl noch in Schockstarre – wie ein Reh das plötzlich auf der Landstrasse in helle Scheinwerfer schaut. Die werden jeden Dip nun eher kaufen als verkaufen. Aber es bedeutet das bis zum EU Gipfel der Hauptteil der Bewegung nach oben wahrscheinlich verfrühstückt ist. Die nächste Woche wird also eher von einer Seitwärtsbewegung oder einem langsamen Bröseln nach unten gekennzeichnet sein. Einen Sprung über 6300 im DAX vor dem EU Gipfel kann ich mir nur schwer vorstellen.

Diese Erwartung dürfte sich nur dann als falsch heraus stellen, wenn im Vorfeld schon Einigungsdetails heraus diffundieren sollten, die der Markt sehr positiv aufnimmt. Es ist aber völlig unklar ob das passiert und ob bzw wie eine Einigung überhaupt aussehen könnte. Ich bin da eher skeptisch. Denn die Gedanken zu einer stärkeren Integration eines Kerneuropas sind ja nett und werden ja nun auch von Sarkozy vertreten. Nur leider hat Sarkozy kommendes Frühjahr Präsidentschaftswahlen, bei denen es für ihn nicht gut aussieht.

Und die sozialistische Opposition macht schon kräftig Stimmung gegen die „teutonische Dominanz“ und versucht Sarkozy als Weichei darzustellen, dass sich gegen Merkel nicht durchsetzen kann. Wie dieser Mann, dessen Ruf in Frankreich sowieso abgewirtschaftet ist, gegen Panikmache vor teutonischer Dominanz die Wahl gewinnen will, bleibt mir ein Rätsel. Sarkozy versucht die Franzosen nun auf harte Zeiten, Sparen und eine Ende der fröhlichen Sozialpolitik mit der Giesskanne einzustimmen. Das ist ja sehr ehrenwert, aber werden es ihm die französischen Wähler danken, die immer noch glauben eine 35 Stunden Woche wäre die Basis für Erfolg an den Weltmärkten ? Wohl kaum, der Wähler wählt weltweit halt am Ende immer ganz opportunistisch, was ihm kurzfristig die Tasche füllt. Und die Schalmeiengesänge, dass das ganze Sparen ja alles nicht nötig sei werden verfangen und Sarkozy wird wohl abgewählt werden. Unser Problem und das des Euros ist aber, das die sozialistische Opposition noch stärker als Sarkozy vor allem eines will: die EZB Geld drucken lassen, damit man fröhlich weiter Geld verteilen kann, das man nicht hat. Ich kann mir persönlich also eine grundlegende Reform der EU nur schlecht vorstellen, die Wahlen in Frankreich machen da alle Wünsche wohl leider zur Makulatur. Und ohne Frankreich geht nichts in der EU. Keine guten Aussichten für die nächsten Monate.

Fazit: Wer die Rally bis heute Freitag verpasst hat, muss in meinen Augen jetzt nicht mehr sofort aufspringen. Ich würde dann erst den EU Gipfel abwarten. Sollte dort aber wider Erwarten ein überzeugendes Konzept aufgelegt werden, dann wird der Markt zum Jahresende noch einmal gewaltig Fahrt aufnehmen. Wer den Zug diese Woche verpasste, hat dann vielleicht noch ein Chance. Denn in so einem Szenario sind 7000 im DAX dieses Jahr noch drin. Und sollte der Gipfel scheitern, wird der Markt wohl richtig abstürzen. Besonders fies ist, dass sich diese Entwicklung dann wahrscheinlich erst über das kommende Wochenende abzeichnet, der übernächste Montag der 12.12.11 wird also so oder so „lustig“. Bis dahin kann ich mir aber vorstellen, dass der Markt bei ca. 6300 einen Deckel hat und daher sollte man nächste Woche wohl erst einmal abwarten und Tee trinken.

Iran

Hier gibt es nicht viel Neues zu sagen, ausser erneut auf diesen Artikel zu verweisen falls ihn jemand noch nicht gesehen hat. Das Thema ist eindeutig im Eskalationsmodus, alle Signale deuten darauf hin und die diplomatischen Schritte im Vorfeld sind ganz typisch für derartige Abläufe. Besonders gefährlich ist das Thema, weil es die Börsen noch überhaupt gar nicht auf dem Radar haben, alles wird von der Euro Thematik im Moment überdeckt. Da ist also noch viel Raum für negative Überraschung an den Börsen, selbst wenn es am Ende nicht zu einer militärischen Konfrontation kommen sollte.

Das Makrobild zum Jahreswechsel

Ich hatte ja schon verschiedentlich erwähnt, dass ich mit einem schwierigen 2012 rechne. Und ich hatte auch schon erwähnt, dass diese meine Sicht zunehmend Konsens wird und mich das irritiert. Jetzt hat auch Goldman Sachs seine Kunden vor 2012 gewarnt und das macht mir Angst. Siehe hier. Nicht weil Goldman diese Meinung vertritt, sondern weil man bei den Makro-Aussagen von Goldman für Otto-Normalverbraucher in der Vergangenheit oft gut gefahren ist, das genaue Gegenteil zu machen. Ist ja auch kein Wunder, wenn Grossbanken für den Eigenhandel oder die wirklich wichtigen Kunden kräftig einkaufen wollen, brauchen sie einen Markt der ihnen die Titel günstig verkauft. Ob das Zufall oder System ist, vermag ich nicht mit Gewissheit zu sagen und sollte jeder für sich selber entscheiden. Vielleicht ist es ja auch wirklich Zufall, weil die Vorhersagen schlicht Konsens sind und der Konsens an der Börse fast nie Recht hat. Offiziell kann es kein System sein, weil da gibt es ja eine total unüberwindbare „Chinese Wall“ in den Unternehmen …..

Summa Summarum ist das negative Bild von 2012 nun also derartig breiter Konsens geworden, dass es fast gar nicht mehr eintreten kann. Denn das der Konsens von 90% der Marktteilnehmer tatsächlich eintritt ist nahezu unmöglich. Versuche ich das Bild etwas differenzierter zu sehen, kann ich mir also für 2012 eine zweigeteilte Welt vorstellen, in der Europa zwar weiter rumwurschtelt und nicht richtig in die Pötte kommt, in Amerika aber 2012 die Konjunktur richtig loslegt. Die aktuellen Konjunktursignale aus den US bestätigen dieses Bild durchaus. Ich werde also die Lage am Jahresanfang 2012 genau beobachten und sollte sich die amerikanische Konjunktur weiter verfestigen, werde ich US Aktien noch mehr Raum geben als bisher schon angedacht.

Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende und kommen Sie gestärkt und mit frischem Mut in die nächste Woche. Sie werden Kraft und Mut brauchen ….. (HS)

Top