Tag Archives: Belastungsfaktoren

E.ON und RWE – Im Tal der Tränen

Nach der erneuten Abstufung der beiden großen deutschen Energieversorger E.ON Und RWE durch die US Ratingagentur Fitch, wird nun auch die charttechnische Lage bei beiden Aktien zusehends kritisch. Wie ich ja bereits mehrfach berichtet habe besteht durchaus der Grund zur Annahme dass wir hier noch keine abgeschlossene Bodenbildung gesehen haben. Die künftig zu erwartenden Gewinne werden nach eigenen Angaben der beiden Konzerne, wahrscheinlich eher rückläufig als wieder steigend sein. Die heute noch sehr stattliche Dividendenrendite ist somit ebenfalls in Gefahr, was eine völlige Neubewertung erforderlich machen könnte…Eine Langfristprognose lässt sich hier aber wohl nicht mehr seriös aufstellen.

Auch wenn man grundsätzlich der Auffassung sein kann, dass sogar eine Halbierung dieser Dividende in den kommenden Jahren durchaus noch eine ordentliche Rendite darstellt, muss wohl aber zusätzlich in Betracht gezogen werden, dass selbst eine Zahlung von vier Prozent keinesfalls als sicher angesehen werden kann, da sich der Energiemarkt grundsätzlich verändert hat. Die fortlaufende Schließung von Kraftwerken ist somit wohl nur bedingt geeignet um der hohen Schuldenqoute von 33 bzw. 35 Milliarden Euro dauerhaft gerecht zu werden. Zudem drohen den beiden Konzernen nun durch die erneute Abstufung der Bonität unter Umständen noch einmal deutlich erhöhte Kreditkosten.

All diese Belastungsfaktoren sind nicht von der Hand zu weisen, dennoch konnten beide Unternehmen bei der Vorlage der letzten Quartalszahlen durchaus positiv überraschen…Oder besser gesagt, die Ergebnisse fielen nicht ganz so schlecht aus wie es erwartet wurde…Das ist wohl auch der Grund warum die meisten Analysten hier noch verhältnismäßig optimistisch sind, dass die Energiewende bei E.ON und RWE doch noch gelingen kann. Zudem stützen viele Marktbeobachter ihre Annahme auf bald steigende Kurse auf eine baldige Nachbesserung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Die Charttechnik jedoch spricht gerade eine etwas andere Sprache…In diesen beiden Charts gibt es derzeit nichts was mich wirklich zum Kauf animieren könnte!

E.ON

E.ON Chart mit Trendlinien

 

RWE

RWE Chart mit Trendlinien

 

Die E.ON Aktie kämpft heute bereits wieder mit der wichtigen 12,- Euro Marke, und hat den zuletzt gültigen Trend damit erneut nach unten gebrochen. Das Kursziel liegt nun zunächst im Bereich des unteren Trendkanals (orange), falls die 12-Euro-Marke nicht gehalten werden kann. Erst bei einem nachhaltigen Überschreiten der hier eingezeichneten grünen Linie aber ergeben sich neue Kaufsignale. Das exakt gleiche Bild ergibt sich bei der RWE Aktie. Hier erwarte ich noch Kurse unter 20,- Euro in absehbarer Zeit. Anleger die dennoch jetzt schon auf einen baldigen Rebound der beiden Aktien setzen wollen, sollten wohl am sinnvollsten eine entsprechende Stopp-Buy-Order über der grünen Linie platzieren und regelmäßig nach unten anpassen.

Wie langjährige Leser dieses Blogs wissen, bin ich grundsätzlich ein Freund davon, Aktien zu kaufen wenn Sie niemand mehr haben will. Bei einigen Titel konnte auch in diesem Jahr wieder eine dreistellige Rendite mit dieser Strategie erzielt werden. Jedoch sehe ich hier eine solche Möglichkeit vorerst nicht. Auch die Fachleute rechnen damit, dass erst ab dem Jahr 2015 mit durchgreifenden Änderungen des EEG zu rechnen ist, und nicht schon direkt nach der Bundestagswahl. Ob und wie es dann tatsächlich kommt, kann nicht seriös prognostiziert werden. Somit ist auch eine Spekulation darauf aus heutiger Sicht nur bedingt sinnvoll. Dennoch muss man beide Aktien weiterhin intensiv beobachten und sich in Geduld üben, da der Wind irgendwann auch wieder drehen wird.

Alles hat an der Börse seine Zeit – Man muss nur warten können! Hier können Sie noch einmal meine Einschätzung vom Anfang diesen Jahres zu den beiden Aktien unter längerfristigen Gesichtspunkten nachlesen, die ich unter anderem in unserem kostenlosen Börsenbrief veröffentlich habe.

Daimler – erst säen dann ernten!

Die Börsen finden zu alter Stärke zurück, und das liegt wohl nicht zuletzt an den teilweise starken Unternehmenszahlen die wir in dieser Woche genießen konnten. Allen voran wären hier natürlich Apple und VW zu erwähnen. Aber auch der Stern von Daimler glänzte heute erneut. Der Stuttgarter Autobauer legte heute für das Auftacktquartal überraschend gute Zahlen auf den Tisch. Trotz diverser Belastungsfaktoren gelang es dem Konzern die Verkaufszahlen in den letzten drei Monaten deutlich zu steigern. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres legte der Gesamtumsatz des Konzerns um 9 Prozent auf 27 Milliarden Euro zu. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern verbesserte sich auf 2,13 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 5 Prozent entspricht. Unter dem Strich standen 1,42 Milliarden Euro in der Bilanz, und damit 20 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Profitieren konnte Daimler insbesondere auch von der EADS Beteiligung, die dem Konzern satte 133 Millionen Euro in die Kassen spülte, 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Verluste hingegen fielen in der Bussparte an. Die Zahlen konnten heute an der Börse trotz eines sehr guten Umfeldes nicht für Kurssteigerungen bei der Daimler Aktie sorgen. Aktionäre zeigten sich verunsichert über den angeblichen Ausstieg des Großinvestors Abu Dhabi, der über den Staatsfond Aabar rund neun Prozent der Stimmrechte an dem Konzern hält. Daimler hingegen kommentierte diese Sorgen nicht weiter und verwies darauf dass der Unternehmensführung nichts dergleichen bekannt sei.

Letztlich ist es an der Konzernleitung nun endlich Klarheit in diesem Punkt zu schaffen, denn ohne diese „externen“ Einflussfaktoren sollte der Aktienkurs nach der heutigen Meldung deutlich höher stehen. Das Unternehmen ist hervorragend aufgestellt und hat den richtigen Weg eingeschlagen. Die momentanen operativen Belastungsfaktoren sollten in den kommenden Quartalen nur noch in einem deutlich geringeren Maße finden lassen, denn die Investitionen in die neue Modellpalette und die zusätzlichen Werke werden sich auszahlen. Die Beteiligungsverhältnisse an dem Unternehmen könnten sich tatsächlich demnächst deutlich ändern, aber das wäre wohl eher sehr positiv zu werten. Lesen Sie >hier< dazu mehr..!

Als einzigen Kontraindikation sehe ich hier eigentlich nur die letzten Aussagen von Herrn Dudenhöffer, dass Daimler im kommenden Jahr so richtig aufdrehen wird…! 😉 Wer hier in den letzten Wochen mitgelesen hat weiß das ich den Aussagen des Fachmanns etwas kritisch gegenüber stehe. Zuletzt hat er einen deutlichen Einbruch des Automobilmarktes für 2012 angekündigt. Wie recht der Mann hatte sehen wir ja auch ganz deutlich in der VW Bilanz…! In diesem Sinne, man ist wohl gut beraten sich nicht in der Anlageentscheidung pro Daimler durch die Nachrichten der letzten Tage allzu sehr verunsichern zu lassen, und konsequent die ursprüngliche Strategie zu verfolgen. Operativ läuft alles nach Plan – bis auf die Bussparte, da muss Herr Zetsche wohl nochmal ran!

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