Fitch stufte am Freitag Frankreichs Ausblick auf „Negative“ und brachte damit erneut die Märkte unter Druck. Die Ratingagentur hatte zudem Belgien, Spanien, Slowenien, Italien, Irland und Zypern mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht. Die entsprechenden Ratings seien mit einem negativen Kreditausblick versehen worden, hieß es in der offiziellen Meldung. Mitbewerber Moodys legt gleich nochmal nach und nahm explizit Belgien unter Beschuss. Die Ratingagentur senkte die Kreditwürdigkeit des Landes von Aa1 auf Aa3 um zwei Stufen, ebenfalls mit negativen Ausblick. Ich weiß, liebe Leser, Sie können es nicht mehr hören oder lesen, und mir geht es ebenso. Ich will nun auch gar nicht mehr darauf eingehen denn es ist offensichtlich was hier passiert. Es tobt ein globaler Wirtschaftskrieg, und der wird nicht aufhören wenn wir Europäer diesen Angriffen nicht entschlossen und geschlossen begegnen!
Unter den momentanen Voraussetzungen dürfte es auch in den kommenden Monaten sehr schwer für die Finanzmärkte, insbesondere in Europa, werden sich zu stabilisieren. Die permanenten Störfeuer aus allen Richtungen bleiben eben nicht ohne die gewünschte Wirkung. Die Märkte sind müde, man kann es förmlich spüren. Niemand hat eigentlich momentan noch so richtig Lust darauf sich hinein zu wagen in das Spiel um das große Geld. Die Frustration der Anleger über die offensichtliche Hilflosigkeit der Politiker und die immer wieder verschobenen Entscheidungen ist groß. Letztlich dürfte allen Beteiligten klar sein dass es nur noch eine Option geben kann um uns aus diesem Schlamassel zu befreien, und die heißt EZB. Genauer gesagt der unlimitierte Ankauf von Staatsanleihen europäischer Länder.
Aber, auch bei dieser letzten Option läuft nun langsam die Zeit davon. Die EZB ist nicht dazu befugt, heißt es so schön und man sucht den Umweg über den Internationalen Währungsfond, IWF um die offensichtlich erforderlichen Maßnahmen dann doch noch irgendwie zu legitimieren. Der Plan ist einigermaßen plump, und dementsprechend reagieren Länder wie die USA, China und natürlich Großbritannien sehr verhalten bis ablehnend darauf. Neues, massives Konfliktpotenzial dürfte hier nicht sehr lange auf sich warten lassen. An dieser Stelle sehe ich eigentlich nur noch die unpopuläre aber entschlossenen und finale Lösung des Problems. Frei nach dem Motto: außergewöhnliche Ereignisse erfordern außergewöhnliche Maßnahmen!
Wenn es also um die dringend notwendige Stabilisierung der Eurozone geht um den Supergau zu verhindern, und wenn aufgrund der zuvor leichtfertig verschenkten Zeit inzwischen für konventionelle Lösungen keine wirkliche Chance mehr besteht, dann sollte man sich zumindest für die mit der stärksten Durchschlagskraft an den Staatsanleihemärkten entscheiden, wenn man schon sogenannte Stabilitätssünden begehen muss. Die vorgeschobenen Bedenken der EZB in punkto Stabilität dürften angesichts der massiven finanziellen und wirtschaftlichen Risiken in der Eurozone, und inzwischen auch weltweit, das deutlich kleinere Übel zu der zu erwartenden Alternative sein. Denn wenn es erst einmal keinen Euro mehr geben sollte dann hat sich auch der Punkt Geldwert-Stabilität erledigt. Die eigentlichen Stabilitätssünden sind in meinen Augen von der Politik in den letzten zwei Jahren begangen worden, und natürlich von den Banken, die allerdings von der Politik teilweise auch zum sündigen aufgefordert worden sind.
Der Europäischen Zentralbank wird also aller Wahrscheinlichkeit nach am Ende nichts anderes übrig bleiben, als als Großaufkäufer von europäischen Staatsanleihen in Erscheinung zu treten. Natürlich wird die EZB sich dabei auf ihre Unabhängigkeit zu berufen! Die Gewissheit, dass die EZB mit ihrer unbegrenzten Mitteln dazu bereit ist, am Markt für euroländische Staatsanleihen Maximalrenditen zu definieren, und den krisengeschüttelten Reformkandidaten damit massiv den Refinanzierungsdruck zu nehmen, würde zu einer finalen Marktberuhigung führen. Der Druck auf Bankaktien wäre wohl schlagartig vorbei. Denn, wer weniger Risiken in seinen Büchern hat, vergibt auch wieder mehr Kredite, und somit wäre auch das zweite große Problem der Realwirtschaft – die Unterversorgung der Wirtschaft mit Liquidität – umgehend erfolgreich bekämpft.
Soweit zur Theorie. Nicht ganz unproblematisch ist eben nur der zeitliche Horizont bei diesen Ãœberlegungen. Um es auf den Punkt zu bringen es wird jeden Tag teurer, für uns alle! Und da wir ja nun des Rätsels Lösung kennen bleibt nur noch zu hoffen das die Umsetzung bald folgen wird. Aber bitte liebe EZB kauf nicht ein „bisschen“ Staatsanleihen und denke das würde reichen. Das wäre der gleiche Fehler den die Politik gemacht hat und wir wissen wo uns diese Salamitaktik hingebracht hat. Hier hilft nur noch die große Klatsche! Diese sogenannte Klatsche oder auch gerne als Bazooka bezeichnete Maßnahmen werden kommen müssen, und dann muss man als Anleger auf dem Sprung sein. Natürlich werden wir Sie auch im kommenden Jahre dabei begleiten, intensiver und aktueller denn je…
Zu Beginn dieser Woche kommen leider erst einmal neue Belastungsfaktoren hinzu. Der langjährige Machthaber Südkoreas Kim Jong II ist verstorben, was für deutliche Unruhe im asiatischen Raum, insbesondere an den Börsen dort sorgt, und dem Dollar als Krisenwährung erst einmal Auftrieb verleiht. Gespannt sein darf man heute einmal mehr auf die „Ergebnisse“ der Telefonkonferenz zwischen den Euro-Finanzministern wegen des weiteren Vorgehens nach dem EU-Gipfel vom 8. und 9. Dezember. Die Konferenz findet gegen 16:00 Uhr statt. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Handelswoche!