Es ist mal wieder an der Zeit für ein Update zu den deutschen Autobauern. Gestern war der große Tag des Volkswagen Konzerns. Firmenlenker Martin Winterkorn konnte sich über eine Sonderprämie in Höhe von 11,4 Millionen Euro für das erfolgreiche Geschäftsjahr 2011 freuen, der Konzern erwirtschaftete in dieser Zeit ein absolutes Rekordergebnis von 15,8 Milliarden Euro, und damit mehr als doppelt soviel wie im Vorjahr. Winterkorn verdiente also insgesamt 17,4 Millionen Euro und hält damit auch hier die Spitzenposition aller DAX Chefs. Auch die Mitarbeiter durften sich somit über eine stattliche Sonderprämie in Höhe von 7.500,- Euro freuen.
Ob diese Summen angemessen erscheint – darüber lässt sich wirklich streiten. Denn letztlich kam dieses stattliche Konzernergebnis, nachdem sich offenbar auch die Boni bemessen, durch Sondereffekte zustande und nicht nur aus dem operativen Geschäft. Vielleicht ist auch das der Grund dafür, dass die Dividende für die Aktionäre mit drei Euro pro Volkswagen-Stammaktie geradezu bescheiden ausfällt. Neben der eher schmalen Dividende drückte gestern auch der etwas verhaltene Ausblick auf das Gesamtjahr 2012 etwas auf die Stimmung der Aktionäre. Winterkorn sprach von hohen Investitionskosten und Marktrisiken die sich kurzfristig negativ auf die Bilanz des Konzerns auswirken könnten.
Der Gesamtkonzern will seine Produktion künftig auf einem gemeinsame Baukastensystem aufbauen, auf dem rund 40 verschiedene Modelle hergestellt werden können. Die VW Fabriken müssen somit kräftig umgerüstet werden, um eine weitere Produktionssteigerung zu gewährleisten. Allein dieser Umbau wird den VW Konzern ein Viertel seiner gesamten Investitionssumme (ca. 62,4 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2016 kosten. Das erklärte Ziel des Konzerns ist es, der größte Autobauer der Welt zu werden, und diesem Ziel ist der VW Konzern inzwischen einen großen Schritt näher gekommen. Mit einem Absatz von 8,3 Millionen Autos war der Konzern dem US-Branchenprimus General Motors (9 Millionen abgesetzte Fahrzeuge) dicht auf den Fersen. Spätestens im Jahr 2018 wollen die Wolfsburger die Nummer Eins weltweit sein.
Dennoch, als Aktionär muss man sich so langsam wohl die Frage stellen ob mit der Volkswagen Aktie in absehbarer Zeit noch viel Geld zu verdienen sein wird. Die Aussichten auf Gewinne sind in meinen Augen nun erst einmal deutlich eingeschränkt, auch wenn die Produkte des Konzerns offenbar immer noch laufen wie geschnitten Brot. Der Umbau und die damit verbundenen Kosten, ebenso wie die Gewinnverteilung sind bei mir persönlich nicht gut angekommen. Aus charttechnischer Sicht scheint ebenfalls im Bereich 144,- bis 146,- Euro der Deckel drauf zu sein. Beflügelnde Nachrichten sind in nächster Zeit wohl auch nicht zu erwarten. Mein persönliches Fazit war gestern somit dass die besten Zeiten für VW Aktionäre erste einmal vorbei sein könnten.
Natürlich kann man die Aktie weiter halten, da VW eines der Top Unternehmen im DAX ist und langfristig mit der neu eingeschlagenen Strategie wohl erfolgreich sein wird. Ich persönlich gehe aber davon aus dass wir in den kommenden Wochen schwächere Notierungen bei den beiden Aktiengattungen von Volkswagen sehen werden, und habe verkauft. Man soll ja die Party bekanntlich immer verlassen wenn es am schönsten ist! Ein baldiger Rücksetzer bis auf 134,- Euro sollte mich jetzt nicht überraschen. Hält diese Marke dann nicht, sind sogar 121,- Euro in absehbarer Zeit noch einmal möglich. Hier würde ich dann unter Umständen wieder eine Position bei Deutschlands größtem Autobauer wagen.