Die Chemiebranche steht in den letzten Wochen mächtig unter Druck. Eine sich insgesamt abschwächende Weltwirtschaft und insbesondere die leicht rückläufige Nachfrage nach deutschen Chemieprodukten in den Schwellenländern lassen nicht viel Gutes für die kommenden Quartalsberichte erahnen. Zudem haben wir jetzt einen völlig überflüssigen Handelskrieg mit China begonnen, der die Branche heute etwas durchrüttelt. Einzig die Bayer Aktie kann sich dieser Entwicklung offenbar (noch?) entziehen. Die Lanxess Aktie hingegen hat die heutige Ankündigung der Chinesen hart getroffen. Der Kurs rutschte erneut kräftig ab.
Das chinesische Handelsministerium hat angekündigt, dass man nun auch Strafzölle auf europäische Chemikalien einführen werde. Diese sollen in Höhe von 36,9 Prozent demnächst aktiv werden und dann für insgesamt fünf Jahre erhoben werden. Lanxess muss allerdings nur eine Abgabe von 19,6 Prozent auf den Grundstoff zahlen. Ob es denn tatsächlich auch so kommt, oder es sich hierbei mal wieder um eine Drohgebärde handelt bleibt noch abzuwarten…
Zudem haben sich gestern die Analysten von JP Morgan zu Wort gemeldet und den europäischen Chemiesektor teilweise kräftig abgestuft. Bei dem amerikanischen Investmenthaus glaubt man nun nicht mehr daran, dass die zuletzt erzielten Margen nachhaltig sind. Mit dieser Meinung steht der Analyst zwar relativ alleine da, dennoch reichte die Summe der Dinge aus um für etwas Unruhe in dem Sektor zu sorgen.
Die Begründung des Analysten ist aber durchaus interessant…Hauptsächlich sieht man nun den Vorteil nun bei den amerikanischen Konkurrenten. Dadurch dass sich die Unternehmen in Nordamerika, bedingt durch die auf lange Sicht günstiger mit Energie (Erdgas) versorgen können, dürfte hier ein Wettbewerbsvorteil entstehen. Ein Argument dass man durchaus nachvollziehen kann, wenn man bedenkt dass sich die USA durch die massive Ausbeutung der Shale-Gas Vorkommen in Ihrem Land zur kommenden Energiemacht aufschwingen könnten…Eine Komponenten auf die ich hier im Blog ja bereits vor vielen Monaten hingewiesen habe, und die letztlich alle energieintensiven Industriezweige in Deutschland dann auch treffen wird.
Wegen dieser sich verschlechternden Geschäftsperspektiven für die gesamte Chemiebranche dürften die teils hohen Bewertungen der Aktien somit nicht mehr gerechtfertigt sein, schrieben Analyst Martin Evans. Die Ratings für Lanxess und BASF wurden daher von „Neutral“ auf „Underweight“ zurück genommen. Auch die Kursziele reduzierte der Experte deutlich: Für BASF um 18 auf 58 Euro und für Lanxess um satte 21 auf nur noch 35 Euro.
Die Lanxess Aktie ist heute an ihrem langfristigen Aufwärtstrend bei knapp 45,- Euro angekommen. Hält diese Linie nicht droht daher tatsächlich noch einmal ein kräftiger Kursrutsch. Ob dann allerdings tatsächlich die 35,- Euro Marke erreicht wird würde ich aus heutiger Sicht mal bezweifeln. Starke Unterstützungen liegen hier bei 43,78 Euro und 41,47 Euro. Ein Fehlausbruch nach unten mit einem Test der 43,78 Euro und anschließendem Reversal zurück in den Trend halte ich aber für durchaus möglich.