Die Commerzbank Aktie war in den letzten Tagen auf einem guten Weg auch die entscheidende Marke bei 1,65 Euro zu überwinden. Wie schon mehrfach geschrieben würde ich persönlich damit dann die Bodenbildung bei der Aktie als abgeschlossen betrachten. Doch dann kam mal wieder alles etwas anders, wie so oft an der Börse. Firmenchef Martin Blessing löste mit seinen jüngsten Aussagen einen Kursrutsch bei der CoBa Aktie aus, der den Titel zunächst bis auf 1,52 Euro in die Tiefe führte. Dabei sind den Anlegern wohl gleich mehrere Aussagen des Commerzbank Chefs sauer aufgestoßen. Zum einen war davon die Rede dass die kommenden Jahre für Banken herausfordernd bleiben werden. Die Profitabilität der Geldhäuser dürfte deutlich unter der der vergangenen Jahre liegen, hieß es. Nun, das ist wohl angesichts der neuen Eigenkapitalregelungen, erhöhter Risikovorsorge, Stellenabbau und Sparmaßnahmen naheliegend. Also bis hier hin nichts Neues. Nicht umsonst steht der Aktienkurs der Commerzbank gerade bei 1,55 und nicht bei 6,- oder gar 20,- Euro!
Noch etwas deutlicher wurde Martin Blessing bei der Betrachtung des Themas Europa, insbesondere Griechenlands. „Wir werden am Schluss nochmal einen Schuldenschnitt in Griechenland sehen, an dem sich alle Gläubiger beteiligen werden“, sagte Blessing. Also auch die Commerzbank, obwohl die griechischen Risiken der Bank in den letzten Monaten deutlich zurück gefahren wurden. Diese Aussage dürfte die Börsen insgesamt etwas beunruhigt haben. Ein zweiter Schuldenschnitt wäre wohl gleichbedeutend mit einer Pleite des Landes. Er würde es dem Land aber im Anschluss ermöglichen, endlich den extrem hohen Schuldenberg soweit zu reduzieren, dass eine echte Perspektive für das Land im Euroraum wieder möglich ist.
Warum Martin Blessing nun gerade diesen Zeitpunkt gewählt hat solche Aussagen zu treffen darf man sich aber durchaus fragen. Weder ist Griechenland aktuell wirklich im Kreuzfeuer der Presse, noch bestand aus meiner Sicht eine dringende Notwendigkeit dafür dies genau zu dem Zeitpunkt (vor dem großen Verfallstag!) zu sagen, an dem die eigene Aktie im Begriff ist das Tal der Tränen zu durchschreiten. Die Griechen bemühen sich weiterhin redlich den Forderungen der Geberländer nachzukommen. Erste Erfolge lassen sich auch durchaus nachweisen, wie erst heute wieder mit der Einführung der Rente mit 67 Jahren. Es gibt weiteren Optimierungsbedarf, das ist klar. Insbesondere bei der Verabschiedung alter Denkmuster und verkrusteter Strukturen kann man wohl auch nicht erwarten dass dies von heute auf morgen möglich ist…!
Inzwischen dürfte jedem Commerzbank Aktionär das Risiko seiner Anlage sehr wohl bewusst sein. Möglicherweise hat Herr Blessing mit seinem Statement recht, möglicherweise wird es genau so kommen, aber an dieser Stelle waren die Aussagen aus meiner Sicht wenig hilfreich. Vielleicht ging es dem Firmenchef  darum die möglichen Stellenstreichungen im Privatkundengeschäft möglichst gut zu verpacken, und zu begründen. Vielleicht war die gestrige Rede aber auch schon eine kleine Einstimmung auf die Vorstellung der neun Strategie der CoBa am 08. November. Letztlich ist das alles Spekulation und bringt uns nicht weiter. Der Aktienkurs der Commerzbank hat sich wieder etwas von dem Schock erholt. Am heutigen Hexensabbat sollten wir gegen Mittag bereits erste Tendenzen erkennen können ob eine Rückeroberung der wichtigen Marke von 1,565 Euro respektive 1,60 Euro möglich ist.