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Japan – Was wäre wenn?

Kollabierende Börsen in Kairo, atomarer Gau in Japan, dreistellige Milliardenschäden, Krieg in Libyen, Warnungen Griechenlands vor einem Kollaps des Bankensystems, US Immobilienmarkt ohne Erholung, Währungsturbulenzen um nur die kritischsten Themen zu nennen, die Börsianer momentan beschäftigen – oder sagen wir lieber beschäftigen sollten. Denn momentan scheint offenbar keine Meldung schlecht genug zu sein um dem momentan vorherrschenden Optimismus an den Finanzmärkten Einhalt zu gebieten. Man stellt sich zwangsläufig die Frage ob das alles noch mit rechten Dingen zugeht. Die Frage ist weiterhin ob diese Kursbewegungen momentan unter „echten Bedingungen“ stattfinden, oder ob hier größere Adressen ganz gemütlich Ihre Pakete abladen. Schaut man sich die Orderbücher einzelner Aktien an so lässt sich zumindest vermuten, dass genau das hier gerade der Fall ist.

Nach wie vor sind die Unsicherheiten an den Börsen extrem hoch und dies ist somit kein guter Zeitpunkt sich allzu weit aus dem Fenster zu lehnen, auch wenn der aktuelle Kurs der ein oder anderen Aktie inzwischen schon wieder reizvoll erscheint. Die Bemühungen der tapferen Feuerwehrleute in Japan machen auf mich persönlich nicht unbedingt den Eindruck als ob sich hier das Schlimmste noch verhindern ließe, auch wenn ich mir dies für das japanische Volk wünschen würde. Die Folgen eines Supergaus wären verheerend, und das nicht nur für die japanische Wirtschaft. Bereits heute kämpft man in Tokio mit verseuchten Lebensmitteln und Wasser. Ein Großteil der Anbaugebiete für Gemüse liegt nahe bei der heute bereits kontaminierten Zone, die Wasserreservoires von Tokio ebenfalls. Der Pazifik um Japan herum zeigt bereits deutliche Spuren von Kontamination und damit ist wohl auch bald die Fischabstände in dieser Region. Was wird also erst passieren wenn es nun doch zu einer vollständigen Kernschmelze kommt?

Neben einer nahezu unmöglichen Evakuierung Tokios, die zwangsläufig im totalen Chaos enden würde, hätte dies dann dramatische Folgen für die Weltwirtschaft die offenbar heute die wenigsten Anleger mit in Ihre Überlegungen einbezogen haben. Viele der weltweit existierenden Derivate und Swap-ETFs sind heute auch über japanische Aktien abgesichert. Fallen diese weiter dramatisch werden diese Absicherungen nahezu wertlos. Weiter ist auch nicht abschätzbar, wie viele der Schulden, die sich nicht in den Händen der japanischen Bevölkerung befinden, in anderen Derivaten „versteckt“ verbrieft in den Depots der Banken und den Portfolios der Fonds liegen. Die Immobilien in Tokio, die durch eine starke radioaktive Verseuchung wertlos werden würden, würden wohl auch die damit verbundenen Kredite wertlos für die finanzierenden Institute machen. Dieser Schaden ist aus heutiger Sicht wohl nicht zu beziffern, wäre aber immens!

All dies würde das weltweite Finanzsystem in einer äußert labilen Situation wohl erneut mit voller Wucht treffen, fraglich ist nur ob die Notenbanken einen solchen Finanzmarktschock dann wieder abfedern könnten. Ich bin sicherlich kein Schwarzmaler, und wie schon geschrieben hoffe ich sehr, dass sich dieses Szenario nicht bewahrheiten wird! Aber man sollte diese Argumente zumindest im Hinterkopf behalten um sich bewusst zu machen wie zerbrechlich die aktuelle Situation an den Börsen ist. Die eigentliche Gefahr sind also nicht die eventuell auftretenden Unterbrechungen von Lieferketten durch die Japan-Krise sondern viel mehr die schlagartige Vernichtung von Kapital in ungeahnter Milliarden-Höhe. Es kann also nicht schaden die Japaner, und das Gelingen der Rettungsaktionen an den AKWs, in der nächsten Zeit in das Abendgebet mit einzubeziehen, und bleiben Sie vorsichtig!

Japankrise könnte Apple, Dialog Semiconductor, Foxconn und Hon Hai stark belasten

Die Börsen rätseln weiter über die möglichen Auswirkungen der atomaren Katastrophe und des Tsunamis in Japan im allgemeinen und auf verschiedene Branchen im Speziellen. Klar dürfte zu diesem Zeitpunkt sein, dass vorrangig die High-Tech Branche darunter leiden könnte, da sehr viele Bauteile für Elektrogeräte aller Art aus Japan kommen, Auch beim Umsatzgiganten Apple dürfte man nun fürchten, dass dies in den kommenden Monaten auf die Verkaufszahlen von iPhone und iPad drücken könnte. Erste Analysten haben sich heute bereits zu Wort gemeldet und die Apple Aktie zurückgestuft. Analyst Alex Gauna von JMP Securities nahm heute die Einschätzung für die Aktie von „Market Outperform“ auf „Market Perform“ zurück und begründete diese Entscheidung mit einer zu erwartenden deutlichen Abschwächung des Umsatzwachstums bei dem Auftragshersteller Hon Hai Precision Industry.

Gauna begründete sein Urteil zudem durch seine Beobachtungen des vergleichsweise schwachen Wachstums beim chinesischen Auftragsfertiger Foxconn, der für Apple die Erfolgsgeräte von iPhone bis iPad herstellt, dies könne nur bedeuten, dass sich auch das Geschäft bei Apple etwas abgekühlt hat. Apple ist hier wie auch bei Hon Hai Precision Industry größter Kunde. Der Analyst rechnet zumindest vorübergehend mit Lieferengpässen, da ein Fünftel der weltweiten Halbleiterproduktion in Japan stattfindet. Letztlich dürfte diese negative Entwicklung dann auch Börsenlieblinge wie Dialog Semiconductor treffen, da eine Unterbrechung der Lieferkette sich negativ auf den Gesamtabsatz von Apple auswirken dürfte, und somit alle anderen Lieferanten ebenfalls deutlich länger auf Ihren Lagerbeständen sitzen werden als ursprünglich geplant. Bis also klar ist welche Auswirkungen nun aus Japan für die gesamte Branche zu erwarten sind würden wir bei den genannten Aktien erst einmal vorsichtig agieren.

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