Société Générale S.A. (WKN 873 403, ISIN FR0000130809, Marktkapitalisierung: ca. 13,9 Mrd. €)
Logo der Société Générale S.A.
Sie haben abgestimmt und so beschäftigt sich die heutige sharewise Wunschanalyse nun ausführlich mit der Aktie der (angeschlagenen) französischen Großbank Société Générale S.A. Auf vielfachen Wunsch werde ich dabei auch ein klein wenig auf andere europäische Großbanken eingehen, wobei ich Sie um Verständnis bitte, dass an dieser Stelle nicht alle europäischen Großbanken bis ins kleinste Detail analysiert werden können. Insofern werde ich in diesen turbulenten Zeiten nicht bis ins kleinste Detail gehen können, sondern natürlich nur ein wenig an der Oberfläche kratzen können. Doch auch dies wird Ihnen verdeutlichen, wo denn aktuell die Gefahren der einzelnen Banken zu suchen sind und ob diese die Existenz dieser Banken bedrohen können. Los gehts!
1.) Fundamentale Analyse
Société Générale S.A. – Unternehmensgeschichte
Die heutige Société Générale S.A. (ursprünglicher Name: Société Générale pour favoriser le développement du commerce et de l’industrie en France, zu deutsch: Allgemeine Gesellschaft zur Förderung der Entwicklung des Handels und der Industrie in Frankreich) wurde am 4. Mai 1864 gegründet, um die Entwicklung von Handel und Industrie in Frankreich zu fördern. In den ersten Jahren expandierte die Bank schnell und so verfügte sie bereits im Jahr 1870 über 15 Niederlassungen in Paris sowie 32 Niederlassungen in den französischen Provinzen. Seit dem Jahr 1871 verfügte die Société Générale dann sogar über ein eigenes Büro in London. Trotz einer langen Wirtschaftskrise in Frankreich zwischen 1871 und 1893 wuchs die Société Générale moderat weiter und verfügte im Jahr 1889 bereits über 148 Zweigstellen. Damit demonstrierte das neue Geldinstitut, dass es auch wirtschaftlich schwierigen Zeiten überstehen konnte. Die Société Générale konzentrierte sich bei ihren Geschäften in erster Linie auf den französischen sowie den russischen Markt und war dabei so erfolgreich, dass man zwischen 1921 und 1928 am Rivalen Crédit Lyonnais vorbeiziehen konnte. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stagnierte dann erstmals auch das Wachstumstempo der Société Générale, so dass die Zahl der Niederlassungen im Jahr 1939 in etwa auf dem Niveau des Jahres 1922 verharrte. Der Zweite Weltkrieg sowie die anschließende deutsche Besatzung bremsten die Société Générale darüber hinaus weiter in ihrem Wachstum, wobei es der Bank trotz allem auch während dieser Zeit gelang, in neue Märkte wie den afrikanischen Markt sowie in die USA zu expandieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, im Jahr 1945, wurde die Société Générale dann verstaatlicht. Dank des wirtschaftlichen Aufschwungs im Zuge des Wiederaufbaus Frankreichs nach dem Krieg ging es der Bank jedoch auch unter staatlicher Kontrolle bestens. Insbesondere die Tatsache, dass die Société Générale über eine Präsenz in New York verfügte half ihr dabei sehr, da sie dadurch im Stande war, an dem durch den Marshallplan erzeugten Geschäft teilzuhaben. Daher setzte die Société Générale ihre Expansion sowohl in Frankreich als auch im Ausland fort und expandierte beispielsweise nach Italien und Mexico. Darüber hinaus änderte die Société Générale den Status ihrer Geschäfte in Afrika im Zuge der Entkolonialisierung und in Übereinstimmung mit den Gesetzen der neuen unabhängigen afrikanischen Staaten.
Im Zuge der langsam beginnenden Liberalisierung der Finanzmärkte ab dem Jahr 1965 forcierte die Société Générale wieder ihr Wachstum, sowohl innerhalb Frankreichs als auch was das internationale Geschäft betraf. So konzentrierte sich die Bank in ihrem internationalen Geschäft nicht mehr nur auf Finanzzentren wie London und New York oder benachbarte Länder wie Belgien oder Spanien und die früheren französischen Kolonien in Afrika, sondern passte sich den Erfordernissen der zunehmenden Globalisierung an. Vordringliches Ziel der internationalen Expansion war dabei jedoch immer, französische Firmen mit Krediten zu versorgen sowie die Präsenz der Bank an Plätzen zu ermöglichen, an denen sich neue Märkte entwickelten, um so entweder technisches Know-How zu exportieren oder in Kontakt mit internationalen Großkonzernen zu bleiben. Auf die Aufweichung der Trennung zwischen Anlage- und Investmentbanking in den Jahren 1967 und 1968 reagierte die Société Générale schließlich mit der Gründung einer eigenen Hypothekenbank. In der Folge machte sich die Société Générale dann diesen Vorteil zunutze und erwarb so schon früh eine führende Position in einigen neuen Finanztechniken, die hauptsächlich für das Firmengeschäft bestimmt waren, z.B. das Finance-Leasing. In den 1970er Jahren erweiterte die Société Générale dann ihr internationales Zweigstellennetz und erhöhte die Effizienz durch Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV). Die Krönung des Erfolges dieser Entwicklung war dabei sicherlich die Inbetriebnahme von automatisierten Bankautomaten ab dem Jahr 1971 sowie die Entwicklung der Kreditkarte. Am 29. Juli 1987 wurde die Société Générale dann schließlich (re)privatisiert. Dabei wurde ausgerechnet die Société Générale unter den drei im Jahr 1945 verstaatlichten Großbanken für diese (Re)Privatisierung ausgewählt, weil sie zu dieser Zeit über ein ausgezeichnetes Risikomanagement verfügte sowie ihre Eigenkapital- und Produktivitätsquote vorbildlich war.
Im Jahr 1997 stärkte die französische Großbank ihr Privatkundengeschäft durch die Akquisition des Konkurrenten Crédit du Nord und trieb damit die Konsolidierung des französischen Bankenmarktes aktiv voran. Im Jahr 1999 wollte die Société Générale S.A. diese Konsolidierung dank durch eine Übernahme der Paribas weiter vorantreiben, scheiterte jedoch mit ihren Plänen am Konkurrenten Banque National de Paris (kurz: BNP). So entstand letztlich die BNP Paribas, die heute zu den größten Konkurrenten der Société Générale S.A. gehört. Insgesamt betrachtet gehörte und gehört die Société Générale S.A. jedoch bis heute zu den aggressivsten und innovativsten Banken Europas. Womit wir dann auch bei der Finanzkrise ab dem Jahr 2008 angekommen wären.
Der Skandal um Jérôme Kerviel
Am 24. Januar 2008 gab die Société Générale S.A. in einer Pressemitteilung bekannt, dass sie innerhalb ihrer Gruppenaktivitäten einen außergewöhnlichen Betrug aufgedeckt habe. Laut Angaben der Bank sollte ein zunächst nicht namentlich genannter Händler, der für die Absicherung von europäischen Aktienindizes mittels Futures zuständig war, in den Jahren 2007 und 2008 über seine Kompetenzen hinaus massive betrügerische Positionen mit einem Nominalwert in Höhe von ca. 50 Mrd. Euro aufgebaut haben. Später wurde bekannt, dass es sich bei diesem Händler um den damals 31jährigen Jérôme Kerviel handelte. Mit Hilfe seines fundierten Wissens über die Kontrollverfahren der Bank, das aus seiner früheren Beschäftigung im Middle Office stammte, solle er diese Positionen durch ein ausgeklügeltes System von fiktiven Transaktionen verheimlicht haben. Laut Pressemitteilung wurden diese Positionen am 19. und 20. Januar 2008 entdeckt und umgehend beschlossen, diese Positionen so schnell wie möglich im besten Interesse der Marktintegrität sowie der Aktionäre zu schließen, was jedoch zu einem Schaden von 4,9 Mrd. Euro für die Bank führte. Darüber hinaus musste die Société Générale S.A. im vierten Quartal 2007 Abschreibungen in Höhe von 2,05 Mrd. US-Dollar im Zuge der Krise auf dem US-Immobilienmarkt vornehmen. Daher beschloss der Vorstand der Bank seinerzeit eine Kapitalerhöhung um 5,5 Mrd. Euro zur Stärkung der Kapitalbasis.
Nach staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen wegen Vertrauensbruch, Fälschung sowie Benutzung von Fälschungen sowie Einbruch in ein Informationssystem bestehen heute einige Zweifel an der von der Bank vorgebrachten Version des Falles Kerviel, wobei zugleich die gesamte Führungs- und Kontrollstruktur der Bank in Frage gestellt wird. So hatte nämlich die Terminbörse EUREX, über die der Großteil der Transaktionen von Jérôme Kerviel abgewickelt wurde, bereits im November 2007 die Führung der Société Générale S.A. über fragwürdige Positionen informiert. Ferner wurde inzwischen durch amtliche Meldungen der französischen Finanzmarkt-Aufsichtsbehörde Autorité des Marchés Financiers (AMF) bekannt, dass das Vorstandsmitglied Robert A. Day am 9. Januar 2008 Aktien der Société Générale S.A. im Wert von 85,7 Mio. Euro sowie am 18. Januar 2008 weitere Aktien der Société Générale S.A. im Wert von 40,5 Mio. Euro verkauft hat – erstaunlicherweise also unmittelbar vor Aufdeckung des „Kerviel Skandals“. Daher laufen derzeit Ermittlungen wegen möglichen Insiderhandels, wobei sich selbst die amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) in diesen Fall eingeschaltet hat. Nachdem die Société Générale S.A. schließlich am Ende Abschreibungen in Höhe von 2,6 Mrd. US-Dollar (anstatt der zuvor angekündigten 2,05 Mrd. US-Dollar) auf ihr Engagement am US-Immobilienmarkt vornehmen musste, führte sie schließlich die angekündigte Kapitalerhöhung über 5,5 Mrd. Euro durch. Allerdings stellte man nur rund 1 Jahr später fest, dass diese Kapitalerhöhung immer noch nicht ausreichte und so wurde im Oktober 2009 beschlossen eine weitere Kapitalerhöhung über 4,8 Mrd. Euro durchzuführen, was auch gelang.
Die Rückkehr der Finanzkrise von 2008 – im Gewand der Staatsschuldenkrise 2011
In der Folge stabilisierte sich die Bank in den Jahren 2009 und 2010, was sich auch in einer Seitwärtsbewegung des Aktienkurses niederschlug. Doch mit der Rückkehr der Finanzkrise in Form der europäischen Staatsschuldenkrise, insbesondere natürlich in Griechenland, geriet auch die Société Générale S.A. wieder unter Druck. Dabei unternahm die französische Regierung unter Staatspräsident Nicolas Sarkoty wirklich alles, um Schaden von den stark in Griechenland engagierten französischen Großbanken BNP Paribas, Crédit Lyonnais sowie eben der Société Générale S.A. abzuwenden. So wurde seinerzeit auf französischen Druck hin mehrere „Rettungspakete“ für Griechenland beschlossen sowie die Europäische Zentralbank (EZB/ECB) durch den Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Krisenländer am Sekundärmarkt zur „Bad Bank“ umfunktioniert. Wenngleich diese (falsche) Politik der verkappten Bankenrettung in erster Linie den stark in den Krisenstaaten engagierten französischen Großbanken wie eben auch der Société Générale S.A. zu Gute kam, profitierten jedoch sicherlich auch die deutschen Großbanken Commerzbank AG sowie insbesondere Deutsche Bank AG von diesem Vorgehen. Denn so konnten auch diese ihre Engagements in diesen aktuellen Krisenstaaten deutlich zurückfahren. So hat es insbesondere die Deutsche Bank AG unter Führung von Dr. Josef Ackermann in den letzten Monaten geschafft, die entsprechenden Risiken weitestgehend durch Verkauf der entsprechenden Staatsanleihen sowie der daraus resultierenden Abschreibungen aus den Büchern zu nehmen. Die französischen Großbanken und damit auch die Société Générale S.A. waren in ihrem Vorgehen hingegen weit weniger aggressiv und dürften daher unter dem nun vereinbarten Schuldenschnitt für Griechenland deutlich stärker leiden als beispielsweise die Deutsche Bank AG. Dennoch können auch die französischen Großbanken wohl mit dem nun beschlossenen Schuldenschnitt („Haircut“) für Griechenland in Höhe von 50% leben können. Denn eigentlich bräuchte Griechenland einen noch stärkeren Schuldenschnitt in Höhe von 60% bis 80%, um wieder auf die Beine zu kommen und insgeheim hatten die Märkte wohl auch auf einen Schuldenschnitt in Höhe von mindestens 60% spekuliert. Insofern dürfte keine der französischen Großbanken und somit auch nicht die Société Générale S.A. durch den nun beschlossenen Schuldenschnitt in Bedrängnis geraten. Sollten die Probleme Griechenlands durch diesen 50%igen Schuldenschnitt daher nun wirklich endgültig gelöst sein, was wir derzeit jedoch noch in Frage stellen würden, so dürften die Aktien der europäischen Banken allgemein sowie die Aktie der Société Générale S.A. speziell ihren Boden gefunden haben.
Société Générale S.A. – und andere Aktien europäischer Großbanken – also jetzt kaufen?
Wenn es bei den aktuell beschlossenen Entscheidungen in Brüssel, nämlich in erster Linie das die systemrelevanten europäischen Großbanken die harte Kernkapitalquote auf 9% erhöhen müssen und es einen 50%igen Schuldenschnitt für Griechenland gibt, bleibt, so können die europäischen Großbanken sehr gut mit diesem Ergebnis leben. Denn diese Entscheidungen stellen unseres Erachtens die unterste Grenze dessen dar, was man von dem erneuten „Euro Rettungsgipfel“ erwarten konnte. Alles in allem erscheint uns nämlich ein Schuldenschnitt in Höhe von 50% nicht ausreichend, um Griechenland mittel- bis langfristig wieder zu stabilisieren. Hier wäre unseres Erachtens ein „Haircut“ von mindestens 60%, besser sogar 80% nötig gewesen. Was man nun beschlossen hat sorgt also nur dafür, dass man Athen gerade so eben am Leben erhält, so dass die in Griechenland engagierten Banken ihre Gelder durch die Zinszahlungen mittel- bis langfristig doch wieder sehen werden. Denn auch wenn die Banken kurzfristig 50% ihrer Investments in griechische Staatsanleihen abschreiben müssen, so erhalten sie zukünftig ja immer noch etliche Milliarden Euro an Zinsen aus Athen. Im Prinzip löst dieser Kompromiss daher das griechische Schuldenproblem nicht nachhaltig, wohl jedoch die Probleme der in Griechenland engagierten Banken. Denn diese können und werden sich jetzt über Jahre langsam aber sicher aus Griechenland zurückziehen und am Ende wohl doch noch zumindest +/-0 aus der Sache herauskommen. Und gerade weil dem so sein dürfte, sieht es für Griechenland weiterhin düster aus, wohingegen sich das Bild für die dort engagierten Banken deutlich aufgehellt hat.
Lange Rede, kurzer Sinn, auf Basis dieses erneut faulen Kompromisses erscheint uns die Aktie der französischen Großbank Société Générale S.A. zu Kursen im Bereich 18,00 Euro nicht unattraktiv. Kurzfristig dürfte der faule Kompromiss der „Euro Retter“ zudem für einen deutlichen Kurssprung nach oben sorgen. In diese erste Euphorie hinein sollte man die Aktie jedoch noch nicht kaufen. Denn die Société Générale S.A. muss natürlich noch den zweiten wichtigen Beschluss der „Euro Retter“ umsetzen und die harte Kernkapitalquote auf 9% erhöhen. Da die Bank dies kaum aus eigener Kraft schaffen dürfte, dürfte somit in Kürze eine umfangreiche Kapitalerhöhung anstehen. Egal ob diese am Markt platziert werden kann oder am Ende der französische Staat bzw. der EFSF einspringen muss, dürfte eine solche Kapitalerhöhung den Aktienkurs der Société Générale S.A. noch einmal kurzfristig unter Abgabedruck bringen. Insofern erscheint es uns nicht nur möglich, sondern durchaus wahrscheinlich, dass es die Aktie der französischen Großbank Société Générale S.A. nach einer kurzen Euphoriephase durchaus noch einmal zu Kursen deutlich unter 20,00 Euro zu kaufen geben könnte. Daher braucht man sich hier derzeit mit einem Einstieg auch nicht zu beeilen, sondern kann in Ruhe abwarten und ggfs. dann in Kursschwäche zugreifen.
Was für die Aktie der Société Générale S.A. gilt, gilt in ähnlicher Weise auch für die Aktien anderer europäischer Großbanken wie beispielsweise der ebenfalls französischen BNP Paribas, der spanischen Banco Santander oder auch der deutschen Commerzbank AG. Etwas anders sieht das Bild hingegen bei der britischen Royal Bank of Scotland aus, denn diese hat weniger Probleme in Sachen Euro und Griechenland als vielmehr hausgemachte Probleme in Großbritannien und auf dem US-Immobilienmarkt. Gänzlich unproblematisch erscheint uns derzeit hingegen die Situation der großen US-Banken wie Bank of America, Bank of New York Mellon, Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley oder Wells Fargo, zumal diese dank rechtzeitiger (Zwangs)Rekapitalisierung durch Ex-US-Finanzminister Hank Paulson solide aufgestellt erscheinen. So kommt es nicht von ungefähr, dass kein Geringerer als der berühmte Milliardär Warren Buffett zuletzt 5 Mrd. US-Dollar in die Bank of America investiert hat. Denn diese verfügt ja im Grunde über ein gesundes und solides Kerngeschäft und leidet aktuell nur unter verrückten Akquisitionen wie dem Kauf von Countrywide Financial oder dem Kauf der Investmentbank Merrill Lynch.
Topfavoriten in Europa sind jedoch ganz klar die aktuell leider kaum beachtete Aktie der Schweizer Großbank Credit Suisse sowie eben die Papiere der Deutschen Bank AG. In den USA sollten Anleger dagegen in erster Linie auf die Aktien von Goldman Sachs sowie Wells Fargo setzen. Meiden sollten Anleger hingegen Aktien wie das Papier der Bank of Ireland sowie die Papiere der griechischen Banken. Allerdings sollte man selbst bei den besseren Bankaktien wie den Papieren der Deutschen Bank AG nicht unbedingt sofort einsteigen, sondern nur an schwachen Börsentagen. Wer dagegen sofort in eine Bankaktie investieren möchte, der sollte sich derzeit in erster Linie auf kleinere Regionalbanken in den USA und Europa oder auf „exotischere“ Banken aus Ländern wie Brasilien oder Kanada fokussieren. Denn diese Banken haben sich weder auf dem US-Immobilienmarkt noch in der aktuellen Staatsschuldenkrise „verzockt“ und können daher nun aus einer Position der Stärke heraus expandieren. Insofern sind aktuelle Kaufkandidaten im Bankensektor wohl in erster Linie Aktien wie die Papiere beiden amerikanischen Regionalbanken Fifth Third Bancorp. oder Zions Bancorporation sowie darüber hinaus Papiere der brasilianische Itau Unibanco oder der kanadischen Toronto-Dominion Bank. Ferner kann man sich jedoch auch spezielle und zuletzt zum Teil zu Unrecht verprügelte Aktien wie die Papiere der Immobilienbank Aareal Bank AG sowie der sehr innovativen Fidor Bank AG anschauen.
Entscheidet man sich hingegen letzten Endes doch für ein Investment in die französische Großbank Société Générale S.A., so sollte man hier auf eine Kursschwäche im Zuge einer wahrscheinlichen weiteren Kapitalerhöhung warten und die Aktie dann deutlich unter 20,00 Euro kaufen. Im besten Fall schafft man ja vielleicht sogar einen Einstieg zwischen 16,00 Euro und 18,00 Euro. Das Allzeithoch aus dem Jahre 2007 im Bereich 150,00 Euro wird die Aktie jedoch auf Sicht der nächsten Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, wohl nicht wieder erreichen. Nach einer Stabilisierung in Sachen der europäischen Staatsschuldenkrise sowie der Bank selbst, sind jedoch durchaus Kursziele bis zu 40,00 Euro möglich. Allerdings wird die Erreichung eines solchen Kursziels sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen, wir rechnen hier mit mindestens zwei bis drei Jahren. Lassen Sie sich dabei auch nicht von der aktuell auf dem Papier sehr günstigen Bewertung der Aktie mit einem 2011er KGV von ca. 4 sowie eine Dividendenrendite von ca. 7,5 täuschen, denn weder dieses KGV noch diese Dividendenrendite dürften angesichts der aktuellen Krise realistisch sein.
2.) Charttechnische Analyse
Die charttechnische Analyse wird in Zusammenarbeit mit den Chartexperten von LRT-Finanzresearch.de erstellt.
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Tageschart Société Générale S.A. (ISIN: FR0000130809) vs. DAX
Der Vergleich der beiden Tagescharts weist einige Unterschiede auf. Während der deutsche Leitindex von Jahresanfang bis Sommer 2011 auf hohem Niveau seitwärts lief, begann sich bei der Aktie der französischen Société Générale S.A. bereits ein Abwärtstrend auszubilden. Im Juli verstärkte sich der negative Trend der Aktie dann und diese begann – noch vor der extremen Marktkorrektur – deutlich zu fallen.
So verlor die Aktie binnen weniger Wochen mehr als die Hälfte ihres Wertes. In der Abwärtsbewegung kam es zu zu drei kleineren Konsolidierungszonen und die Aktie bildete einen Boden. Von dieser Bodenbildung ausgehend kam es zu einem zaghaften Aufwärtstrend mit einer Reihe höherer Hochs und höhere Tiefs.
Die Aktie der Société Générale S.A. war bei der Betrachtung auf Tageschart schwächer als der Markt.
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Wochenchart Société Générale S.A. (ISIN: FR0000130809) vs. DAX
Der Wochenchartvergleich von Aktie und Markt zeigt eine beeindruckend negative Entwicklung der Aktie der Société Générale S.A. Im Zuge der Finanzkrise fiel die Aktie von Anfang 2007 bis Anfang 2009 von – in der Spitze – über 150,00 Euro auf unter 20,00 Euro zurück. Das Niveau des Tiefs von Anfang 2009 (dicke schwarze Linie) ist dasselbe Niveau, auf der die Aktie in den letzten Wochen ihre Unterstützung gefunden hat. Diese
Unterstützungslinie ist somit extrem relevant. Ein nachhaltiger Ausbruch unter diese würde weiteres negatives Potential eröffnen. Von Frühjahr 2009 bis Sommer 2011 bewegte sich die Aktie primär seitwärts in einer großen Konsolidierungszone. Im gleichen Zeitraum konnte sich der Markt positiv entwickeln und schaffte es wieder – in etwa – auf Vorkrisenniveau. Die Entwicklung der Aktie auf Wochenchart ist daher ebenfalls schwächer als die des Marktes.
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Monatschart Société Générale S.A. (ISIN: FR0000130809) vs. DAX
Die Monatschartentwicklung der Aktie der Société Générale S.A. bestätigt das insgesamt sehr schwache Gesamtbild. Die Aktie brach im Zuge der Finanzkrise sogar unter das Niveau der Tiefs von 2002/2003 aus und befindet sich aktuell wieder unter diesem Niveau. Der DAX hingegen fiel zu keiner Zeit unter seine Tiefs aus den Jahren 2002/2003, sondern stabilisierte sich deutlich über diesen.
Fazit & Ausblick
Die Aktie der Société Générale S.A. ist auf allen betrachteten Zeiteinheiten deutlich schwächer als der Markt. Selbstverständlich waren die Banken in den vergangenen Jahren überproportional von der Finanzkrise und aktuell auch von der Staatsschuldenkrise betroffenen, die Entwicklung der Aktie der Société Générale S.A. ist trotzdem extrem und sie ist eine der schwächsten aus der Peer Group. Natürlich besitzt der Wert enormes
Aufwärtspotential, jedoch bleibt die aktuelle Entwicklung – insbesondere für europäische Banken – gefährlich. Ein Bruch der Unterstützungslinie bei knapp unter 20,00 Euro würde ein weiteres negatives Signal generieren. Eine Investition in den Wert zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen wir daher als sehr spekulatives Turnaround-Investment an. Das Risiko nach unten muss daher mittels extrem enger Stoppkurse abgesichert werden und die Gewichtung der Aktie sollte bei einem solchen Investment dementsprechend gering gehalten werden.
3.) Sentimenttechnische Analyse
Kommen wir damit nun noch zu unserer Sentimentanalyse anhand der Empfehlungen zu der Aktie in unserer sharewise Datenbank. Hier verzeichnen wir derzeit insgesamt 94 Empfehlungen der privaten sharewise Mitglieder sowie 11 Empfehlungen durch die professionelle Analysten. Dabei sind die privaten sharewise Mitglieder doch recht optimistisch was die weitere Kursentwicklung der Aktie angeht, denn immerhin lauten derzeit 80 der insgesamt 94 Empfehlungen auf STRONG BUY oder BUY und nur vierzehn Empfehlungen auf STRONG SELL oder SELL. Auch das durchschnittliche Kursziel der privaten sharewise Mitglieder liegt mit derzeit ca. 34,35 Euro deutlich über dem aktuellen Kursniveau der Aktie von ca. 20,00 Euro. Alles in allem ist die Stimmung unter den privaten sharewise Mitglieder also sehr gut, ja fast schon euphorisch.
Wenigstens ein klein wenig skeptischer sind hier dagegen derzeit die professionellen Analysten. Denn hier lauten derzeit „nur“ sechs der insgesamt elf Empfehlungen auf STRONG BUY oder BUY, drei Empfehlungen lauten auf HOLD und nur zwei Empfehlungen lauten auf STRONG SELL oder SELL. Beim durchschnittlichen Kursziel sind die professionellen Analysten hingegen trotzdem ähnlich optimistisch wie unsere privaten sharewise Mitglieder. Denn auch die Analysten sehen die Aktie erst zu Kursen über 34,00 Euro, konkret bei ca. 34,17 Euro als fair bewertet an. Insofern erscheint uns das Stimmungsbild unter den Profis zwar nicht gerade euphorisch, tendenziell ist es jedoch auch optimistisch.
Schaut man sich nun jedoch die zuletzt katastrophale Kursentwicklung der Aktie an, die unsere Kollegen von LRT-Finanzresearch.de eben ja sehr gut beschrieben haben, dann stellt man sich jedoch die Frage, warum insbesondere die Privatanleger derartig optimistisch gegenüber der Aktie eingestellt sind. Die fast schon euphorische Stimmung gegenüber der Aktie passt nämlich absolut nicht zu dem katastrophalen Kursverlauf der Aktie zuletzt, wir haben hier also mal wieder die typische Divergenz von positiver Stimmung bei negativem Kursverlauf. Dies jedoch ist eigentlich das schlechteste aller vorstellbaren Szenarien, denn wenn die Stimmung trotz katastropahlem Kursverlauf so gut ist, so spricht dies aus sentimenttechnischer Sicht antizyklisch eher für weiter fallende Kurse. Insofern heißt es bei der Aktie der französischen Socété Générale S.A. derzeit: VORSICHT!!
4.) Zusammenfassung
Fundamental betrachtet ist die Aktie der französischen Großbank Société Générale S.A. zwar derzeit nicht uninteressant, allerdings dürfte es kurz- bis mittelfristig durchaus noch einmal zu einem größeren Rücksetzer kommen, wenn die Bank ihre dritte Kapitalerhöhung innerhalb von nur ca. vier Jahren durchführen muss. Insofern ist die Aktie sicherlich ein Kandidat für die Watchlist, derzeit jedoch noch kein Kauf. Erst im Zuge der fälligen Kapitalerhöhung und am besten zu Kursen zwischen 16,00 Euro und 18,00 Euro bietet sich daher hier ein Einstieg an, wobei es durchaus auch nochmal in Richtung 12,00 Euro nach unten gehen könnte. Nach einer Stabilisierung der Bank hat die Aktie dann jedoch mittel- bis langfristig durchaus Aufwärtspotenzial, das bis in den Bereich 40,00 Euro reichen könnte bzw. sollte.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch unsere Kollegen aus dem Hause LRT-Finanzresearch.de, die der Aktie ja ein durchaus erhebliches Erholungspotenzial bescheinigen, jedoch kurzfristig noch zur Vorsicht sowie zum Einsatz eines engen Stoppkurses raten. Hier decken sich also die Fundamentalanalyse sowie die Chartanalyse nahezu 1:1, was unsere Empfehlung die Aktie – wenn überhaupt – nur in Kursschwäche zu kaufen noch unterstützt. Es gibt derzeit daher durchaus interessanter Aktien wie z.B. die Papiere der beiden US-Regionalbanken Fifth Third Bancorp. oder Zions Bancorporation sowie die Papiere der brasilianischen Itau Unibanco oder der kanadischen Toronto-Dominion Bank. Aber auch eine Aktie wie die Bank of America, die Credit Suisse, die Deutsche Bank AG, Goldman Sachs oder Wells Fargo und ganz besonders die Aareal Bank AG würden wir aktuell einer Aktie der Société Générale S.A. vorziehen.
Zumal zu guter Letzt auch noch das für den zuletzt gesehenen Kursverlauf viel zu positive Stimmungsbild zumindest kurzfristig noch zur Vorsicht mahnt. Bei der Aktie der französischen Großbank Société Générale S.A. haben wir daher den seltenen Fall, dass alle angewandten Analysemethoden zu einem eindeutigen Ergebnis kommen, nämlich das hier kurzfristig durchaus noch einmal ein erheblicher Abgabedruck aufkommen könnte. In eine solche, mögliche, Schwächephase würden wir die Aktie dann jedoch durchaus einsammeln, denn auch wenn die Allzeithochs aus dem Jahr 2007 im Bereich von 150,00 Euro so schnell wohl nicht wieder erreicht werden können, so sehen wir den fairen Wert der Aktie mittel- bis langfristig im Bereich von 40,00 Euro. Beobachten Sie die Aktie der Société Générale S.A. daher derzeit genau ohne die Aktie jedoch jetzt schon einzusammeln. Erst zu Kursen zwischen 16,00 Euro und 18,00 Euro und ggfs. bis hinunter zu Kursen um 12,00 Euro können Sie dann auch zugreifen!
Ãœber den Autor
Sascha Huber, Jahrgang 1978 und wohnhaft in Trier, ist schon seit Zeiten des damaligen Neuen Marktes als intimer Kenner der Hightechbranche bekannt. Er betrieb in den Jahren 1998 bis 2001 zusammen mit einem Partner eine der damals führenden Börsenhotlines sowie eines der damals führenden Börsenportale und gehörte damit zu den Ersten, die das Potential von Aktien wie Amazon.com, eBay oder Intershop Communications erkannten. Im Gegensatz zu vielen anderen Experten riet er allerdings rechtzeitig im März 2000 zum Ausstieg aus dem Neuen Markt und warnte sehr frühzeitig vor Luftnummern wie ComROAD, Gigabell oder Infomatec. Mittlerweile gehört er zu den aktivsten sharewise Mitgliedern und zeichnet sich dabei durch exzellentes Börsen Know How aus. Dabei liegt seine Spezialität unverändert im Hightechsektor, den er aufgrund eines Informatikstudiums auch bestens einschätzen kann.