Hier ein kurzes Marktupdate zur Eröffnung am heutigen Mittwoch.
Nachdem wir nun eine Woche lang jeden Tag in den Indizes hoch geschoben sind, steigt nun das Risiko eines kurzfristigen Rücksetzers erheblich. Denn bei aller Euphorie darüber, dass der DAX endlich mal wieder einen kraftvollen Anstieg gezeigt hat, dürfen wir nicht vergessen, dass wir im S&P 500 immer noch in der Trading-Range sind. Es ist also noch nichts Entscheidendes passiert.
Weitere Warnsignale sind aktuell:
– Eine deutlich überkaufte Markttechnik
– Das Scheitern des S&P500 an der 1200er Marke gestern
– Ein sehr deutliches „Selling on Strength“ Signal im S&P 500 gestern – das Signal, dass die grossen Marktteilnehmer eher auf der Verkaufsseite waren
Ich richte mich daher nun gedanklich auf einen Rücksetzer ein, der uns im S&P 500 wieder in Richtung 1150 und im DAX Richtung 5500 bringen könnte. In Anbetracht des Momentums des Marktes nach oben sollte man dieses Signal aber nur als Warnsignal verstehen, mehr nicht. Es ist keineswegs unmöglich, dass wir von hier weiter hochschieben.
Wie es dann nach einem Rücksetzer bis 1150 bzw 5500 weitergeht ist unklar. Nach meiner Analyse ist der Anstieg der letzten Tage aber Markttechnisch signifikant und unterscheidet sich im DAX positiv von allen Bewegungen , die wir seit dem Start des Absturzes Ende Juli gesehen habe. Insofern besteht eine gute Chance, dass ein derartiger Rücksetzer im Sinne „Buy the Dip“ eine Kaufgelegenheit ist. Ich neige auch eher zu dieser Sicht, werde aber aufgrund dieses reinen Bauchgefühls keinen Positionen eingehen, sondern die Frage erst entscheiden, nachdem der Rücksetzer einen Boden gefunden hat. Im S&P 500 ist die Lage sowieso unklarer als im DAX. Dort ist ein Fallen bis zum unteren Ende der Trading Range bei ca. 1120 alles andere als unmöglich.
Für Heute und die nächsten Tage gilt also: bei aller Freude über steigende Kurse darf nun die Defensive auf keinen Fall vernachlässigt werden !
Noch ein Faktor, den man im Auge behalten sollte. Nachdem die Märkte auf die Aussagen der Politik zur Rekapitalisierung der Banken der Eurozone so positiv reagiert haben, sollte die Politik nun aber auch liefern. Sollte beim anstehenden EU Gipfel nur ein typisch wackelweicher Kompromiss heraus kommen, ist mit einer deutlichen „Sell the News“ Reaktion zu rechnen.
Noch ein Hinweis in ganz anderer Sache. Nachdem Chinas Aktienmärkte seit Monaten schwach sind, hat dort die Politik vor Kurzem mit der Absicht über den Staatsfonds Bankaktien zu kaufen ein Signal gegeben, das gestern schon an den Märkten angekommen ist. Es könnte also sein, dass die Schwäche des chinesischen Marktes nun zu Ende geht. Ich empfehle daher, diesen Markt nun unbedingt im Auge zu behalten ! (HS)
Hari, danke dir für die Erklärungen!
Nachdem ich deinen Post gelesen habe, kann ich auch die Frage nach den Tools eindeutig beantworten: Nein, ich habe nicht die Tools, mir die Daten so genau anzusehen. Ich nutze meistens einfach nur Comdirect, und zwar alles was man ohne Login erreichen kann. Was benutzt du an Software, welche dir die Daten so genau liefert?
Hans, die Daten liefert mir meine Handelssoftware – ich bin mit meinem Tradingdepot bei der Saxo-Bank. Ich habe da Charts und Volumen in frei wählbaren Zeiträumen von 1 Minute bis Wochen und Monaten und das alles mit Realtime Daten. Das ist aber perse nicht Ungewöhnliches, Direktbanken wie Cortal Consors oder Comdirect haben auch brauchbare Chartsoftware. Der Chart-Analyzer der Comdirect ist zum Beispiel auch nicht schlecht. Du brauchst dafür aber einen Login. Dem Chartanalyzer der Comdirect fehlen allerdings gegenüber meiner Datenversorgung die Realtime Daten im Chart.
Ein Tip für eine bankunabhängige brauchbare Chartsoftware ist vielleicht tradesignalonline.de. Gib da mal links oben „Heidelberg“ ein und Klick auf die Aktie. Dann siehst Du anhand der Candlesticks auf Tagesbasis sofort, warum die 30er Zone so bedeutsam ist. Kürzere Zeiträume bekommst Du, wenn Du Dich anmeldest. Allerdings ist Tradesignal eine reine Chartsoftware. Ich setze sie daher nicht ein, weil mir dort viele realtime Marktdaten fehlen, die ich in meiner Handelssoftware alle integriert habe.
Wenn Du solche kurzfristige Zeiträume von wenigen Tagen spielen willst, musst Du Dir zwingend eine brauchbare Daten- und Chartversorgung organisieren. Sonst läufst Du defacto „halbblind“ durch die Gegend und das würdest Du am Steuer Deines Wagens auch nicht tolerieren, mit Deinem Geld sollte es nicht anders sein.
Die ganzen deutschen Direktbanken ala Cortals Consors, Comdirect, DAB, Flatex usw usw spielen da alle in der ähnlichen Liga: brauchbar und für Normalgebrauch völlig ausreichend, ohne anspruchsvolle Anforderungen befriedigen zu können. Willst Du aber täglich an den Märkten unterwegs sein, solltest Du Dich mit der nächst höheren Liga beschäftigen – den Brokern die nicht mehr auf Otto-Normalanleger zielen, sondern gezielt Semi-Profis und Profis ansprechen. Zwei Beispiele wären eben meine „Saxo Bank“ oder die amerikanische „Interactive Brokers“ die auch weltweit unterwegs sind. Bei diesen Brokern kannst Du dann auch sofort direkt an den Devisen-Markt, die Futures-Märkte etc. und hast die perfekte Datenversorgung realtime.
@Hari,
also ich hatte mir am Freitag deine Ideen (Heidelberg Cement, Leoni) näher angeschaut und war bei Heidelberg Cement mit auf den Zug aufgesprungen. Das hat dann ja auch alles gut funktioniert.
Aber nun zum Warum. Heidelberg Cement fand ich deswegen interessant, weil diese sehr gefallen waren und ich hier viel Luft nach oben sehe. Mehr sah ich da nicht. Ich habe versucht, die von dir angesprochene relative Stärke zu sehen, indem ich den Kurs von Heidelberg Cement über den DAX Kurs der letzten 10 Tage gelegt habe und zusätzlich noch das Volumen darunter. Ich finde, die beiden Kurse sind in den letzten 10 Tagen (ausser diesen Freitag) mehr oder weniger im Gleichschritt noch oben gegangen und beim Volumen fällt mir auch nix auf. Das soll nicht heissen, dass Heidelberg nicht relativ stark war, sondern es soll heissen: Wie hast du für dich feststellen können, dass die Aktie relative Stärke aufweist? Könntest du mir an diesem Beispiel dein Vorgehen diesbezgl. näher erläutern?
Bei Leoni hattest du ja auch nicht unrecht, allerdings habe ich Leoni deswegen nicht genommen, weil die schon ziemlich an potentieller Fallhöhe aufgebaut haben. Bei sowas habe ich dann schnell Bedenken, dass so hochgeschossene Kurse bei entsprechender Nachrichtenlage auch schnell überproportional fallen können.
Hans
Hans, der Zeithorizont macht den Unterschied. Warum 10 Tage ? Warum dann nicht 2 Monate ? Da wäre Heidelberg Cement sogar relativ schwach. Bei jeder Analyse ist der Zeithorizont wichtig und man sollte eine Aktie immer aus verschiedenen Zeitfenstern betrachten.
Ich habe die Aktie ja nicht vor 10 Tagen selber gekauft, sondern am Donnerstag 13.10. Auslöser war die Bewegung am 12.10, die am 13. bestätigt wurde. Bis zum Dienstag 11. ist die Aktie einfach nur vor sich hin gelaufen und hat sich kaum vom DAX unterschieden, da hast Du ganz recht. Dann kam das Signal das Geld nun dort massiv hinein fliesst. Schau Dir mal die Volumen-Spikes am 12. und 13. Vormittags an. Am 12.10. gegen 11.30 Uhr, da floss das 4-fache des normalen Volumens in den Titel ! Ich hoffe Du hast Tools die Dir die Daten so genau liefern, ohne die wirst Du möglicherwese gar nicht verstehen wovon ich jetzt rede. Am 12.10. um 11.30 Uhr floss also richtig grosses Geld in die Aktie. Dieses Signal habe ich wahrgenommen und seitdem genau bei Heidelberg Cement hingeschaut. Am 13. wurde das mit einem erneuten Spike gegen 10 Uhr bestätigt. Solche Signale sind wichtig, weil typischerweise auf solche Stärke wiederum Stärke folgt. Was ja am Freitag mit zeitweise über 5% Plus auch eindrucksvoll bestätigt wurde.
Diese Bewegung war darüber hinaus bedeutsam, weil sie den Ausbruch aus der Konsolidierungszone vorbereitete, die seit Mitte August bestand und mit dem Hoch um dem 01.09. herum einen Deckel bei ca. 30 EUR hat. Nun hat Heidelberg Cement eine Untertasse geformt und ist aus dem leicht abwärts gerichteten Trend seit Mitte August nach oben ausgebrochen. Der normale Ablauf wäre jetzt am Montag ein erneuter Test der Konsolidierungszone um die 30 € von oben. Und dann, wenn das bestätigt wird, ein Abflug nach oben. Schaun mer mal ob es so kommt. Alle diese Muster sind immer nur Wahrscheinlichkeiten, die durch andere Faktoren überlagert werden. Aber rein von der Markttechnik her, sieht die Aktie immer noch sehr gut aus.
Hari Du hast ja völlig recht. Wie Kirk immer schreibt, we follow the price action…ich warte auf etwas und verpasse dadurch Chancen jetzt Geld zu verdienen. Nochmal vielen Dank für deine Einschätzung.
Ja Micha, genau das ist der entscheidende Punkt.
Ich habe diesen Rücksetzer seit Vorgestern benutzt, um Anhand mehrerer Kommentar hintereinander darzustellen, wie man mit so einer unklaren Situation in den Märkten umgehen kann. Der Beitrag verbunden mit meinen Kommentaren ist also eine Art Serie. Ich weiss nicht, wieviele das alles im Kontext gelesen haben, wollte damit aber etwas Live zur Erkenntnisbildung beitragen und hoffe ein paar Lesern hat es geholfen. Daher schreibe ich auch Dir jetzt wieder, ich möchte den Gedanken den ich beispielhaft nun über mehrere Posts am konkreten Markt dargestellt habe zu Ende bringen. Betrachte diese Zeilen also nicht als konkret an Dich gerichtet, sondern eher als allgemeinen Abschluss meiner „Live-Serie“ rund um diesen Rücksetzer.
Denn mit dem Hinweis auf Kirks Mantra „follow the price action“ hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen.
Falsch ist es in meinen Augen, zu versuchen die Zukunft vorherzusagen. Das kann man nicht. Alle Laien versuchen es aber immer wieder und scheitern immer wieder. Nicht weil sie dümmer sind, sondern nur weil sie etwas versuchen, was sowieso niemand kann. Weil sie dem Irrglauben anhängen, Erfolg an den Börsen hätte was mit „Zukunft raten“ zu tun.
Richtig ist es dagegen, einfach dem zu folgen was einem der Markt erzählt. Wenn Du mal schaust, habe ich heute um exakt 09.41 bei DAX 5910 einen Post gemacht, in dem ich die Stärke des Marktes hervor gehoben habe und das als positives Zeichen gewertet. Was danach passiert ist haben wir ja gesehen.
Der Markt sagt einem in der Regel schon, was er macht und in welchem emotionalen Zustand er ist. Die wirkliche Kunst ist, diese Töne zu hören.
Um es mal mit einem Bild aus ferner Vergangenheit zu beschreiben: Die Schamanen und Stammeszauberer mit ihren Weissagungen waren damals sinnlos und sind es in moderner Ausprägung immer noch. Die Fährtenleser dagegen, die braucht es, die haben zusammen mit den Jägern das Wild nach Hause gebracht 😉
Früher hätte also ein Kirk geschrieben : „Follow the animals track“. Heutzutage heisst es „Follow the price action“ 🙂
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende !
Danke Hari, das hat mir geholfen.
Gerne, mal ein Beispiel – ich will Dich da gar nicht rein treiben. Wirklich nur als Beispiel:
Ich hatte vor 11 Tagen ->hier<- Arch Coal als Idee dargestellt. Seitdem sind die in USD über 20% gestiegen. Wenn Du Dir den Chart anschaust, siehst Du, das da locker noch ein Verdoppler drin ist.
Arch Coal, macht etwas ganz unspannendes – Kohle aus der Erde holen. Und ist damit primär von der US Konjunktur (vor allem Stahl) abhängig. Irgendwelche Verstaatlichungsrisiken gibt es da nicht. Und Kohle wird immer gebraucht, auch in einer Finanzkrise. Die Chancen nach oben sind also ganz ähnlich wie bei der Commerzbank – Verdopplung möglich und mehr – und die Risiken nach unten wesentlich berechenbarer.
Das ist das was ich meine. Vielleicht war mein Post etwas negativ, ich habe nichts gegen Bankaktien. Ich denke halt nur, dass man die gleichen Chancen nach oben die derzeit die Bankaktien bieten auch mit anderen Aktien bekommen kann, an denen man weniger Risiken durch Staatseinfluss hat. Ich habe Arch Coal auch nur als Beispiel genommen, weil ich die vor kurzem explizit dargestellt habe. Es gibt derzeit viele solche Aktien und Du kannst diese auch in Deutschland finden. Ich wollte Dir damit nur beispielhaft zeigen, was ich mit Chance/Risiko meine.
Hari, sollte man die Schwäche der Commerzbank nutzen oder sich lieber raus halten? Bin hin und her gerissen. Aber wenn ich mir den Umsatz im August September anschaue, rechne ich mit einer gewaltigen Welle nach oben wenn sich die Schuldenkrise beruhigt.
Oder mit einer gewaltigen Welle nach unten, wenn eine Zwangsrekapitalisierung kommt 😉
Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Meine persönliche Meinung ist (und danach hast Du ja gefragt): um Chancen nach oben zu haben – auch Verdoppler – gibt es keinen Grund die inherenten Risiken der Bankaktien einzugehen. Schau Dir zb mal an was heute und schon in den letzten Tagen eine Heidelberg Cement macht. Solche Charts gibt es im Moment ganz viele. Und zwar seriöse Unternehmen mit sauberem Geschäftsmodell, die eben nicht in der Gefahr sind durch eine einzige politische Entscheidung mal eben 30% des Wertes zu verlieren. In meinen Augen braucht niemand Bankaktien, ganz egal wie billig sie aussehen. Natürlich würde eine Commerzbank hochschiessen und sich mglw verdoppeln, sollte die Schuldenkrise gelöst werden. Als Zock kann das also durchaus attraktiv sein. Aber das werden dann eben andere Aktien auch, die weniger Risiken haben.
Wer wissen will was heute früh gespielt wird muss sich nur die Kurse anschauen:
Industriewerte kaum betroffen bzw stark, S&P500 Future unverändert bei 1200, Finanzwerte: extrem schwach, Gold, Silber: stark
Mr. Market hat also gerade eine Angstwallung, dass das mit der Bankenrettung doch nicht so einfach wird. Auslöser mglw mal wieder die Ratingagenturen, ich vermute aber eher den sich abzeichnenden Konflikt zwischen den Banken (Ackermann) und der Politik. So etwas mag der Markt gar nicht.
Sehr erfreulich ist aber, dass Mr. Market dieses Mal nicht die Industriewerte gleich mit raus wirft. Die Erkenntnis hat sich also scheinbar festgesetzt, dass die Konjunktur doch nicht so schlecht ist.
Alles in allem also bisher weiter eine sehr konstruktive Konsolidierung, die man in ihrer Art als Zeichen von Marktstärke werten muss.
Hey, danke an Euch beide für die ausfuehrlichen Antworten! Und gut dass Du, Hari, nach Lars‘ Kommentar noch mal zur Erklaerung ausgeholt hast und Eure beiden Anlagestrategien gegeneinander abgegrenzt hast. So lassen sich die Lars- und Hari-Beitraege gleich viel besser einordnen!
Obwohl ich gerade (also bis heute morgen) wirklich doof aus der Wäsche geguckt habe, werde ich definitiv nicht bei 6000 einsteigen. Einen kleinen Teil der Bewegung hatte ich auch mitgemacht, war dann aber bei 5700 oder so schon wieder komplett ausgestiegen. Da hatte ich dem Markt einfach nicht mehr zugetraut.
Dann werde ich mich mal weiter auf die Lauer legen …
Zeitnahes Update, weil das heutige Geschehen für den weiteren Verlauf zu wichtig ist. Denn das Verhalten des Marktes während eines Rücksetzers sagt weit mehr über den inneren Zustand des Marktes aus, als jeder weitere positive Tag.
Ich habe im Tradingdepot (im Investmentdepot agiere ich nicht so kurzfristig) kurz vor Handelsschluss im Xetra bei ca. DAX 5900 50% der Long Positionen wieder aufgenommen, die ich gestern bei 6000+ verkauft habe.
Das Verhalten des Marktes ist bisher im Rücksetzer extrem konstruktiv und von grosser Stärke geprägt. Obwohl wir durch die 5900 nach unten geschaut haben, wollte der Markt bisher nicht weiter runter als 5878. Auch beim S&P 500 wollte der Markt nicht mehr unter 1190.
Die anderen 50% nehme ich wieder auf, wenn der Markt das konstruktive Bild Morgen immer noch bestätigt. Meine Stops liegen direkt unter den heutigen Tiefstständen bei DAX 5850 und S&P500 1189.
Sollte der Markt also doch noch weiter runter wollen, bin ich sofort draussen.
PS: als kleiner Ideengeber vielleicht noch zwei Aktien, die mir heute wegen ihrer grossen relativen Stärke ins Auge gesprungen sind und in meinen Augen daher heisse Kandidaten für weitere Kursgewinne sind, sobald der Markt weiter nach oben läuft : Heidelberg Cement und Leoni.
Ich denke auch schon seit Tagen, das muesste doch jetzt langsam mal korrigieren!? Ich stehe die ganze Zeit brav an der Seitenlinie und warte auf meinen Ruecksetzer. Naja, nun scheint sich gerade herauszustellen, dass ich diesen Ruecksetzer vor knapp 2 Wochen verpasst habe… Meine Befuerchtung ist nun, dass es keinen Ruecksetzer mehr gibt und der Markt einfach in eine Seitwaertsbewegung uebergeht. Was haltet ihr von dieser unschoenen Idee?
Hans
@ Hans, was ich davon halte ?
Das das typisch für so Rallys ist. In dem Moment in dem Du Dich dann dazu durchringst dem Markt hinterher zu laufen, wird die Korrektur kommen 😉
Versuch ruhig und bei rationalen Gedanken zu bleiben. Das Gefühl etwas zu verpassen ist genau das : ein Gefühl. Und wenn man auf Basis der eigenen Gefühle agiert verliert man garantiert Geld.
Denn genau weil es sich so „mies“ anfühlt, kann kaum jemand bei einem Tief kaufen. Und weil es sich so „gut“ anfühlt und man denkt man sei ein Idiot nicht dabei zu sein, kann keiner beim Top verkaufen.
Rational sind die folgenden 2 Sätze wahr:
1. Das Momentum ist so stark und die Rally so überzeugend, dass viel dafür spricht, dass wir mit 49xx im DAX tatsächlich das Tief hinter uns haben. Das traditionell gute Jahresendquartal tut dann sein übriges.
2. Kein Markt läuft ununterbrochen nur hoch. Auch diese Rally wird korrigieren. In meinen Augen sind die Chancen dafür nun hoch. Ich bin mir ganz sicher, dass leichte Geld nach oben ist nun gemacht und ich bin mir auch sicher, es gibt seit letzte Woche keinen schlechteren Tag um dem Markt noch hinterher zu laufen als Heute.
Der kommende Rücksetzer – und er kommt sicher, vielleicht aber erst Anfang nächster Woche – wird uns dann auch wirklich zeigen was wir von dieser Rally zu halten haben. Denn wenn wir es nun wirklich mit dem Beginn einer Jahresendrally zu tun haben, dann muss der Markt spätestens oberhalb 5500, besser oberhalb 5700, mit Volumen und Momentum nach oben drehen. Das wäre das Signal, dass Du dann auf keinen Fall verpassen darfst, wenn Du dabei sein willst.
PS: Auch das von Dir beschriebene Szenario eines Seitwärts-Marktes in den nächsten Tagen ist nun natürlich möglich. Es wäre das Zeichen für eine extrem starke Markttechnik und wäre ein Grund den Seitwärtstrend dann auch zu kaufen. Aber selbst wenn das so kommt, gibt es keinen Grund heute hinterher zu laufen. Wenn sich der Seitwärts-Trend ein paar Tage etabliert hat und der Markt sich weigert zu korrigieren, kannst Du immer noch reinspringen.
PPS: Ich selber bin seit einer guten Woche long, seit diesen denkwürdigen 45 Minuten am 04.10.. Ich habe die Rally also mitgemacht. Ich habe aber seit gestern reduziert, erste Gewinne mitgenommen und bin nur noch leicht Long. Damit fühle ich mich „wohl“. Angst etwas zu verpassen habe ich nicht. Natürlich kann der Markt auch von hier einfach weiter hochrennen. Alles in möglich. Aber rein rational und nach Wahrscheinlichkeiten ist das unwahrscheinlicher als ein Rücksetzer oder eine Seitwärtsbewegung. Und klug nach Wahrscheinlichleiten zu handeln, ist das einzige was wir haben um uns vom Dart-werfenden Affen zu unterscheiden.
@ Hans,
noch etwas im Nachgang zu Lars Kommentar als grundsätzliche Erklärung, weil sich das gerade anbietet und weil es sicher auch für andere sehr wichtig ist das zu verstehen.
Du siehst ja, dass Lars etwas aggressiver unterwegs ist als ich. Daraus könntest Du nun schliessen, dass Lars die Zukunft grundsätzlich anders sieht als ich. Das ist aber eine Fehlinterpretation.
Keiner von uns kennt die Zukunft. Beide wissen wir, dass wir nun am oberen Rand der Trading Range im S&P 500 angekommen sind. Damit steht der Markt vor der Entscheidung ob er nun nach oben rauslaufen will oder nicht. Beide wissen wir, dass das leichte Geld nun gemacht ist und es nun „ernst“ wird.
Wie wir uns von hier an aufstellen, hat nicht damit zu tun, dass einer von uns die Zukunft besser kennt, sondern mit persönlichem Stil und Risikomanagement. Ich neige halt dazu Bewegungen abzuwarten und mich dann auf die Bewegung aufzusatteln. Lars hat sich abgesichert und setzt nun auf ein Premium.
Beides ist OK und keiner von uns kann sagen was passiert. Aber wenn der Ausbruch überzeugend kommt, werde ich schnell aufsatteln. Und wenn der Rücksetzer kommt, wird Lars schnell die Absicherung ziehen.
Entscheidend ist eben nicht die Zukunft zu kennen – die kennt man nicht – und sich so von den eigenen Gefühlen abhängig zu machen. Entscheidend ist zu wissen wo der Markt steht und ein Risikomanagement zu haben das sicherstellt, dass man auf der sauberen Seite ist egal was der Markt veranstaltet.
Wenn Du also zB einen langen Zeithorizont hast, dann sind viele Aktien im DAX im Moment immer noch sehr günstig und ein Kauf. Das habe ich auch schon mehrfach geschrieben. Mit kurzfristigem Zeithorizont sieht die Welt aber wie oben aus und wir stehen an einer Entscheidung mit Risiko eines deutlichen Rücksetzers.
Du brauchst eine Strategie Hans, die mit Deinem Zeithorizont und Deiner Risikotoleranz zu tun hat. Diese Strategie beantwortet Dir dann die Frage ob heute ein Tag zum Abwarten oder Kaufen ist.
Noch ein kurzes Update, die erste Schwäche ist ja nun da. Wir sind aktuell 100 Punkte oder knapp 2 Prozent unter den Höchstständen von Heute und drohen die 5900 zu verlieren. Wie der Markt damit nun umgeht ist extrem wichtig. Die nächsten Stunden sind also nun sehr bedeutsam.
Dreht er heute schon wieder nach oben, ohne dass sich ein grösserer Rücksetzer anschliesst, wäre das ein Zeichen extrem grosser Stärke. Dann würde ich schon heute das Long Exposure bei mir wieder erhöhen.
Korrigiert er weiter, vielleicht auch Morgen bzw Montag, dreht aber im Bereich oberhalb 5700 wäre das auch sehr gesund. Auch diese Korrektur würde ich dann kaufen.
Beginnt nun aber ein Prozess mehrere Tage mit fallenden Kursen bei hohem Volumen, dann ist die Rally in Frage gestellt und wir haben bestätigt, dass wir in der Trading- Range bleiben.
Fazit: statt zu raten, lasst Mr. Market entscheiden und agiert so, wie es Euch Mr. Market zeigt.
Hallo Hans, da muss ich Hari Recht geben, wenn man dabei war sollte man jetzt absichern, aber das ist ja nicht Dein Problem. Auch ich bin seit dem letzten Rücksetzer auf 5.000 Punkte im Dax long, allerdings bis heute unverändert. Ich habe noch keine Gewinne mitgenommen, da ich es durchaus für möglich halte, dass der Markt nun, nach einer kleinen Konsolidierung, endgültig aus seiner seit Wochen bestehenden Trading Range (im S&P) ausbrechen könnte, um den Bären den maximalen Schmerz zuzufügen. Letztlich wäre dann an dieser Stelle mit einem kräftigen Short Squeeze zu rechnen der alle Pessimisten raus schüttelt. Das wäre typisch für Mr. Market, ebenso typisch wäre ein deutliche Rücksetzer im Anschluss an diese Bewegung.
Man kann Dir an dieser Stelle eigentlich keine vernünftige Hilfestellung geben, da wir uns gerade irgendwo im Nirgendwo befinden. Wenn es dich drückt musst Du irgendwann die Entscheidung treffen erste Positionen zu kaufen, vielleicht nur kleine und eng abgesichert um mal einen Fuß in der Tür zu haben und die möglichen Verluste stark zu begrenzen…Aus meiner Sicht erscheinen viele Aktien auch auf dem heutigen Niveau noch fundamental sehr günstig zu sein. Letztlich ist diese Entscheidung natürlich auch eine Frage des individuellen Anlagehorizonts.
Pingback: 12.10.11 – Marktupdate – Ampeln auf Gelb - Mr. Market