Noch eine Gedanke zu dem geplanten Börsengang von facebook, der in aller Munde ist. Marc Zuckerberg und die investierten Banken fädeln das Vorhaben nun mit Hochdruck äußerst geschickt ein. Noch in diesem Frühjahr soll der Börsengang aller Börsengänge damit perfekt gemacht werden. Ich will nun gar nicht auf die datenschutzrechtlichen Bedenken eingehen, die ein Unternehmen in dieser Größenordnung durchaus mit sich bringt. Viel mehr habe ich mir ein paar Gedanken zum Wert dieses Unternehmens heute und in Zukunft gemacht, und komme für mich persönlich dabei zu einem klaren Fazit.
Fakt ist, es werden lediglich 5 Prozent des Unternehmens zum Kauf für Privatinvestoren angeboten, die restlichen 95% der Aktien verbleiben bei den Altaktionären. Mit der „deutlich reduzierten“ Marktkapitalisierung von 50 Milliarden USD wird facebook aber in diversen Indizes enthalten sein müssen und somit auch viele institutionelle Anleger anlocken, die diese Indizes in Ihren Portfolios abbilden müssen. Durch diese künstliche Verknappung (5 Prozent Free Float) kann es also durchaus sein, dass der Aktienkurs, trotz dieses ambitionierten Niveaus, nach dem Börsengang erst einmal durch die Decke geht.
Die Zielmarke von 100 Millionen Euro Marktwert für den Internet Pionier wäre damit durchaus kurzfristig erreichbar, also eine Verdoppelung des Aktienkurses innerhalb kurzer Zeit. Es würde mich aber auch nicht wundern wenn dann später „aufgrund des großen Anlegerinteresses“, der Freefloat erhöht wird. Die Altaktionäre laden weiter teuer ab, und der Aktienkurs landet letztlich da wo der von Groupon und LinkedIn auch gelandet ist.
Ich halte diesen Börsengang persönlich für ein gutes Beispiel menschlichen Größenwahns. Eine Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Dollar wäre mehr als die der drei größten herstellenden Weltkonzerne im DAX zusammen, und die produzieren und vertreiben nachweislich seit Jahrzehnten hervorragende Produkte. Ob Facebook hingegen einer solchen Bewertung gerecht werden kann muss sich in den kommenden Jahren erst noch zeigen. Die Plattform hat nach eigenen Angaben aktuell weltweit 845 Millionen Nutzer, in Deutschland sind es geschätzte 20 Millionen. Eine Monetarisierung dieses enormen Potenzials ist aber, zumindest nach meinen Beobachtungen, bislang nur bedingt erfolgreich verlaufen. Firmengründer Zuckerberg gelobte kürzlich Besserung und will sein unternehmen nun zu einem profitablen Konzern ausbauen. Es gibt auch hierzulande mit StudiVZ ein gutes Beispiel dafür dass Soziale Netzwerke ordentliche Wachstumsraten aufweisen, es sich aber dauerhaft schwierig gestaltet dieses Potenzial auch effektiv zu nutzen.
Zuletzt sind die Zuwachsraten, ebenso wie die Verweildauer der User auf der Seite, eher rückläufig gewesen, bzw. haben auf hohem Niveau stagniert. Es könnte also sein dass das Soziale Netzwerk bereits seinen Zenit erreicht hat. Ich persönlich sehe die Zukunft der Sozialen Netzwerke nicht in der allumfassenden Mutter aller Netzwerke, sondern viel mehr in kleineren sozialen Gruppierungen die themenspezifische Austauschplattformen mit Leben befüllen. Diese können dann auch mehrere Millionen Nutzer haben, und wesentlich gezielter monetarisiert werden. Wir werden sehen ob ich mit dieser Prognose recht behalte..
Fazit: Wer unbedingt dabei sein will sollte versuchen bei der IPO-Zuteilung Aktien zu bekommen. Das kann klappen, auch wenn die Chance sehr gering ist, und man sicherlich nur eine sehr Aktienzahl zugebilligt bekommt. Ich lasse grundsätzlich die Finger von der Facebook Aktie, da ich die angestrebte Bewertung des Unternehmens nicht ansatzweise nachvollziehen kann, und somit offensichtlich einen entscheidenden Punkt bei der Berechnung nicht verstanden habe.
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