Der Maßstab für Erfolg oder Misserfolg an den Börsen ist immer höchst individuell. Er hat mit den eigenem Risikoprofil, ebenso wie mit den eigenen Erwartungen zu tun.
Selbstverständlich ist es zum Beispiel völlig in Ordnung, eine Art „Absolut Return“ Ansatz für sich als Erfolgs-Maßstab zu nehmen. Jedes Minus empfindet man dann als Niederlage, auf der anderen Seite ist man aber auch bereit, in guten Jahren niedrigere Renditen als der Markt hinzunehmen um eine risikoarme Strategie zu implementieren.
Entscheidend ist halt nur, dass der Maßstab den man wählt, auch zu dem tatsächlichen Handeln passt. Wenn man zum Beispiel gerne Penny-Stocks handelt, wäre der obige „Absolut Return“ Maßstab für so ein Depot sicherlich völlig verfehlt.
Letztlich gibt es aber nur einen einzigen wirklich objektiven und unbestechlichen Maßstab – und das ist Mr. Market himself. Also das, was der Markt von ganz alleine schafft, wenn man keinen Finger krümmen würde.
Denn nur wenn man besser als der passende Vergleichsindex abschliesst (also eine sogenannte Ãœberrendite erzielt), haben die eigenen Entscheidungen ja einen Mehrwert gebracht. Wer also zum Beispiel einen Fond mit hoch kapitalisierten Aktien aus Europa anbietet, sollte fast jedes Jahr besser als der EuroStoxx 50 Index sein.
So leicht es sich aber anhört Mr. Market zu schlagen, so schwer ist es in der Realität, erst recht mit einem vollen Depot oder Fond. Nicht aus Zufall schafft es die Mehrheit der professionellen Fondmanager jedes Jahr nicht, ihren zugehörigen Vergleichsindex zu schlagen. Man könnte aus diesem Blickwinkel also mit Fug und Recht sagen, die Mehrzahl der professionellen Fondmanager scheint ihr Geld nicht wert zu sein und dürfte eigentlich gar keine Gebühren verlangen. Mr. Market ist eben ein verflucht harter Gegner.
Gerade in schwachen Jahren wie derzeit, erscheint es vielen Laien an der Seitenlinie ja als „einfach“ den Markt zu schlagen. Man müsste ja theoretisch nur aussteigen und nichts tun. Es ist aber lange nicht so leicht getan, wie gesagt. Ich denke alle aktiven Leser haben das ja hier in den letzten Wochen am eigenen Leib erfahren. Denn zunächst einmal rauscht man mit dem Markt runter, weil man an den Absturz noch nicht glaubt. Dann steigt man zwar aus, aber viel zu früh wieder ein, weil man zu viel Angst hat den Wideranstieg zu verpassen. Und am wirklichen Tiefpunkt ist die riesige Gefahr, dass man schlussendlich so demoralisiert und ausgelaugt ist, dass man genau dann nicht mehr zugreift, wenn man es unbedingt tun sollte. Wer also mit einem weltweit gestreuten Aktiendepot im Crash-Jahr 2008 nur 10% Verlust hatte, hat nach objektiven Maßstäben die weit bessere Leistung gebracht als der, der im Boom-Jahr 2009 nur 10% Gewinn hatte.
Dieser harten und unbestechlichen Wahrheit versuchen natürlich manche Fonds mit allerlei sprachlichen Girlanden aus dem Weg zu gehen, es würde ja das Geschäftsmodell in Frage stellen. Aber es ist nach meiner persönlichen Meinung so hart und einfach: wer Mr. Market in der Regel nicht schlagen kann, hat seinen Job als Fondmanager verfehlt.
Ein Leser dieses Blogs hat vor kurzem zu diesem Thema sinngemäss geschrieben: „Wenn ich in einem Jahr 10% Rendite habe bin ich zufrieden, selbst wenn der Markt 30% gebracht hat“. Aus der individuellen Sicht ist diese Haltung ebenso legitim wie menschlich verständlich. Viele denken so und das ist auch völlig in Ordnung. Jeder entscheidet für sich selber was für ihn zufriedenstellend ist und was nicht. Und natürlich fühlt sich jedes Plus subjektiv gut an und jedes Minus schlecht. Nicht ohne Grund sagt ein Sprichwort sinngemäss: „In Bullenmärkten ist es leicht sich als Held zu fühlen“.
Aber das ihre Kunden so denken, wissen eben auch die Fondmanager und das ist einer der Gründe, warum es so wenige wirklich herausragende Fonds gibt. Denn es ist für einen Fondmanager viel sicherer mit den Wölfen zu heulen und einfach nur den Index abzubilden als davon abzuweichen. Wenn der Markt gut läuft und er ist 2% schlechter, kräht da kein Hahn danach. Alle sind zufrieden. Warum dann also Risiken eingehen ? Und wenn es mal schlecht läuft, kann er die Schultern zucken und dem Kunden sagen „schauen Sie, es sind doch alle so abgestürzt“.
Wenn wir als Kunden also bessere Anlage-Produkte und Leistungen von den Banken wollen, dann werden wir die nur bekommen, wenn wir uns nicht durch netten Marketing-Text beeinflussen lassen, sondern diese Produkte immer gnadenlos am einzigen unbestechlichen Maßstab messen:
Der Performance von Mr. Market himself. (HS)
Wenn man vom Schlimmsten ausgeht, dass unsere Kanzlerin keine Mehrheit am Donnerstag bekommt, dann stecken wir viel tiefer in der Krise als heute. Dann hätten wir eine „handlungsunfähige“ Regierung, da kann man nichts mehr vertuschen. Möchte garnicht darüber nachdenken was dann los wäre..Vertrauensfrage, Neuwahlen, was auch immer. Das würde das Fass dann endgültig zum überlaufen bringen.
Ich möchte mich zum Markt auf die letzte Chartshow von Kirk beziehen, die wirklich sehr aufschlussreich war. Wenn wir Ende der Woche im S&P wieder auf dem Niveau von 1100 sind, dann wird ein großes Verkaufssignal auf Wochensicht ausgelöst. Ich hoffe das dieses Szenario nicht eintritt.
Die Hoffnung stirbt zuletzt..
Also jetzt schon massiv zu reduzieren halte ich auch für zu früh. Die Rally läuft und kann durchaus noch einige Prozent hoch gehen. Erst ab Anfang Oktober wird es in meinen Augen wieder riskant. Ich bin immer noch long und bleibe es auch bis die Rally ausläuft.
Ich habe meine Bestände heute um 75% reduziert und dicke Gewinne mitgenommen. Ich geh auch davon aus, dass die 5.000 nochmal kommen.
Beim letzten Anstieg lag die obere Abprall-Grenze beim Dax bei 5640 Punkten!
Mal sehen wo wir Ende der Woche landen und noch viel spannender wie stürmisch der Oktober wird. Einen Ausbruch auf die 6000 halt ich zumindest für das sehr viel unwahrscheinlichere Szenario als den erneuten Test der 5000!?
Gerade weil man auf Seiten der Politik keine länger andauernde Entspannung erkennen kann!?
Oder was haltet ihr von der ganzen Sache?
Wenn Du Dir anschaust, was diese Woche wirklich steigt, dann sind das bisher Aktien der Finanzindustrie wie Deutsche Bank oder Allianz. Die Konjunkturaktien sind dagegen immer noch im Loch, nur als Beispiel Rio Tinto immer noch bei 35 oder Salzgitter bei 36. Natürlich steigen die Konjunktuaktien auch etwas mit dem Gesamtmarkt, der Treiber ist aber ganz eindeutig der Finanzsektor. Schaut Euch einfach an was heute im Eurostoxx vorne ist.
Die Schlussfolgerung daraus ist, hier hat sich nichts geändert, es wird nur die Hoffnung auf den „grossen“ Bailout gespielt und mit Gerüchten kann BigMoney das auch perfekt orchestrieren. Man will halt seine Quartalsboni um jeden Preis.
Ich kann daher nur jeden warnen diese Rally zu ernst zu nehmen. Ich nehme diese Rally bis maximal Ende dieser Woche mit. Mit Freitag Abend bin ich dann aber schon für einen schwierigen Oktober positioniert.
Hallo Hari, hallo Matthew, ich würde mich da jetzt noch nicht festlegen wollen, wobei vieles dafür spricht, dass dies nur wieder eine Zwischenrally sein könnte. Das Risiko ist momentan extrem hoch, da auf der anderen Seite wohl ein faustdicker Absturz wartet, wenn die 1.120 im S&P nachhaltig unterschritten werden. Spannend wird der Donnerstag der, bedingt durch die dann anstehenden Konjunkturdaten und Entscheidung über das weitere Vorgehen in Sachen Griechenland, dann schon wieder alles zum Einsturz bringen kann. Bis dahin bleibe ich Long, habe den heutigen Anstieg aber auch genutzt um die Positionsgrößen etwas nach unten anzupassen…
@Ramsi:
Mir fallen eine Reihe von Fonds ein, bei der das Managment nach Erfolgs entlohnt wird. Ein bekannter „Langweiler“ (ein Vermögens erhaltender Mischfond): Ethna Aktiv A:
http://www.ethna.ch/de/Die%20Fonds/Ethna-AKTIV%20E%20%28A%29
„Leistungsabhängige Vergütung 20 % der über 5 % hinausgehenden Wertentwicklung“
Es gibt i.ü. durchaus gemanagte Fonds, die seit Jahrzehnten fast jede Einzelaktie schlagen … mir fällt dazu ZZ2, WKN 987239 ein. 10% Ausgabeaufschlag 🙂 Irre, arrogant oder … zum Zwecke, nur langfristig orientierte Anleger anzulocken?! Ausschüttung i.ü. fast 10% pro Jahr.
Ja das ist eine sehr gute Zusammenfassung, bei der Frage was ist der Maßstab auch für meinen individuellen Erfolg!
Es ist grundsätzlich eben auch wichtig, daß man seinen eigenen Charakter, die eigene Psychologie in seine Entscheidungen mit einbezieht.
In der Zeit beispielsweise als die Internetblase sich aufblähte, ging ich Skeptiker viel zu früh davon aus daß das Ding platzen würde, während alle völlig berauscht von ihren Renditen durch die Cafeteria taumelten, hatte ich eine gute aber im Vergleich eine doch recht bescheidene Rendite vorzuweisen.
Gedanklich war ich aber dann umso mehr auf den Bärenmarkt vorbereitet und als dieser dann schließlich da war, ging das dann sehr gut den Markt zu shorten, während die anderen von günstigen Einstiegskursen faselten.
Ich persönlich meine, daß man dann mehr nach unten schauen sollte, als nach oben und sich sich im klaren darüber sein muß, daß die Zeitebene kürzer ist und die Ausschläge umso volatiler, was wir im Moment, in der letzten Zeit auch wieder deutlich beobachten können.
In diesem Jahr war das allerdings sehr schwierig das Bärenszenario zu erkennen, da es im Grunde bei Dax-Ständen von Ü-7000 beispielsweise in Hinsicht der KGVs keine Übertreibungen zu sehen waren.
Bis jetzt scheint euer prognostiziertes Szenario für diese Woche einzutreffen, gerade wenn man auch die Begründungen für die Kurssteigerungen liest, dann steht da doch auffällig oft das Wort Hoffnung, Hoffnung, Hoffnung!!!!!!
Blöde Apfel-Aktie!
Ja Matthew das ist richtig, und war auch in diesem Falle bewusst so gewählt. Nach wie vor ist die aktuelle Situation ein Ritt auf der Rasierklinge, nicht mehr und nicht weniger. Charttechnisch aus dem Schneider sind wir erst ab einem Dax deutlich über 5.600 oder S&P 1.210, besser 1.250. Solange regiert die Hoffnung das jetzt mal alle Politiker für eine Woche die Klappe halten und sich die Ratingagenturen nicht wieder zu Wort melden 😉 Und natürlich die Hoffnung darauf das das Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten, dass ich dort skizziert habe, in dieser Woche auch eintreffen möge. Hoffnung hat grundsätzlich an der Börse aber nichts verloren, da sind wir uns einig! Und letztlich sollte damit genau das zum Ausdruck gebracht werden, damit nicht irgendwelche Wahnsinnigen all Ihr Kapital darauf setzen 😉
@Ramsi:
Ich stimme dir insofern zu, dass ich auch der Meinung bin, dass die meisten aktiv gemanagten Fonds schlechte Investments sind. Es gibt aber eine große Ausnahme und zwar sind das Private Equity Fonds (und auch Hedgefonds). Hier ist es eben möglich, durch (gutes) aktives Management „Value zu adden“ (außerdem gibt es im PE-Universum im Gegensatz zum „Mutual Fund Universum“ auch soetwas wie „Top Quartile Persistence“, d.h. vergangene Performance ist ein viel besserer Indikator für zukünftige Ergebnisse als bei normalen Aktienfonds) . Und wie es der Zufall so will, ist hier eine performance-basierte Entlohnung der Manager („Carried Interest“) Gang und Gäbe . Natürlich verlangen auch PE-Manager eine Management Fee, allerdings beträgt diese bei den großen Buyout-Fonds meist nur 1% oder teilweise sogar weniger. D.h. wirkliches Geld verdienen diese nur über den Carry.
Aber es ist, wie schon gesagt, „komisch“, dass ausgerechnet die Fonds die tatsächlich einen Mehrwert durch ihr aktives Management liefern können im Wesentlichen nach ihrer tatsächlichen Leistung bezahlt werden, während die Underperformer-Mutual Funds dicke Management-Gebühren einstreichen können…
Das ist genau meine Meinung. Und auch wenn du vielleicht etwas anderes daraus ableitest, leite ich daraus ab, dass Fonds dafür da sind die Bank zu bereichern, aber nicht um mich zu bereichern 🙂
Die Anzahl Fonds, die den Markt auf längere Sicht schlägt ist blamabel. Aber ich habe noch keinen Fonds gefunden, bei dem die Entlohnung für das Management erfolgsabhängig gestaltet wurde … sehr komisch.