Großbritaniens Probleme sind extrem. Hier kommt die Krise mit voller Wucht an und das nicht ganz zu Unrecht, denn sitzen doch hier auch die Mitverursacher des ganzen Schlamassels. Nun hat die britische Regierung erstmals seit sieben Jahren nicht genügend Interessenten für ihre Staatsanleihen gefunden. Am Bondmarkt steigt die Furcht über die hohe Schuldenaufnahme des Königreich. Auf gut britisch bezweifelt also wohl eine große zahl der Anleger die Überlebensfähigkeit des Staates.
In seiner ersten Auktion zehnjähriger Staatsanleihen seit fast vier Jahren hat Irland hingegen bei großem Interesse von Investoren eine Milliarde Euro eingenommen. Bei der Aufstockung zweier Papiere gingen am Dienstag Gebote über rund drei Mrd. Euro ein. Mit 5,8 Prozent musste Irland den Anlegern jedoch eine etwas höhere Rendite bieten als vergleichbare Papiere derzeit am Sekundärmarkt erbringen.
Als Kontinentaleuropäer kann man derzeit entspannt die Angelsachsen dabei beobachten wie sie ihre eigene Medizin nicht mehr goutieren. Während die Amerikaner mittlerweile nicht mehr wissen, ob ihnen die mögliche Nationalisierung der Banken oder die weitere Sozialisierung der Verluste auch unter dem vermeintlichen Bürgerpräsidenten Obama mehr Angst machen soll, dürfen die Briten mitansehen, wie ihr Premier in einer Woche gleich drei Ohrfeigen bekommt.
Da weigern sich zum einen die Anleger, ihm seine Staatsanleihen abzunehmen, von denen dieses und nächstes Jahr mehr als je zuvor angeboten werden sollen. Dann fährt ihm sein Schatzmeister noch mit der Warnung in seine Die-Krise-wegkonsumieren-Parade, ein weiteres Konjunkturpaket sei nicht finanzierbar. Und zuletzt weigert sich sogar noch die Inflation zurückzugehen.
Das liegt zum einen daran, dass die autark nicht mehr lebensfähige Insel sich die Inflation über das billige Pfund importiert. Und vielleicht auch daran, dass die von vielen Volkswirten unterstellte Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Inflation nur bedingt existiert. Im Superinflationsland Simbabwe etwa schrumpfte die Wirtschaft in den Jahren 1997 bis 2007 im Schnitt um fast fünf Prozent pro Jahr. Stagflation – hatten wir in den 70ern hier auch schon mal.
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Ich würde nicht so scharf urteilen. Vor zwei Monaten blieb auch der Bund auf Anleihen „sitzen“:
http://www.boersennotizbuch.de/zeitenwende-bei-den-anleihen.php
Der erzielte Zins auf die Gilts war ca. 4,5%. Das ist noch kein Simbabwe!