Im ersten Anlauf wurde eine weitergehende Erholung der Börsen einmal mehr ausgebremst. Dies lag zum einen an den etwas schwächeren Konjunkturdaten aus den USA aber wohl hauptsächlich an den erneuten, sehr unbedachten Äußerungen einiger Politiker, dass am kommenden Wochenende nicht mit einer endgültigen Lösung zu rechnen ist. Natürlich ist damit nicht zu rechnen! Jahrzehnte lange Misswirtschaft lässt sich nicht mal schnell an einem Wochenende lösen. Ich denke auch nicht das der Markt dies erwartet hatte. Aber bereits im Vorfeld der eigentlichen Veranstaltung jegliche Hoffnung auf Besserung im Keime zu ersticken halte ich persönlich für das mit Abstand ungeschicktest Vorgehen dass man in einer solchen Situation an den Tag legen kann.
Es dürfte uns und den Politikern klar sein, dass das Ausbleiben einer Lösung, oder zumindest eines vernünftigen Ansatzes, der von allen Mitgliedsstaaten gleichermaßen getragen wird, auch an den Börsen für eine große Enttäuschung sorgen würde. Das allerdings bereits im Vorfeld versucht wird die Erwartungen zu senken stimmt nachdenklich. Letztlich hat Herr Schäuble damit eigentlich nur erreicht, dass gestern die Kurse massiv gefallen sind, und noch einmal fallen werden wenn er und seine Kollegen nicht liefern sollten was sie vollmundig angekündigt haben. Und das wiederum kostete, bereits gestern und nicht erst nach dem Wochenende, nahezu alle großen und mittleren Konzerne in Deutschland Marktkapitalisierung in ordentlicher Milliardenhöhe, und Anleger ebenfalls viel Geld. Herzlichen Glückwunsch!
Auch die Amerikaner zeigten sich somit „not amused“ und schickten die Indizes um durchschnittlich zwei Prozent nach unten. Auffällig war aber dass beispielsweise die Bankenwerte in den USA sich deutlich stärker präsentierten als in Europa. Was natürlich anhand der erneut grottenschlechten Performance der Commerzbank und Deutschen Bank Aktie auch nicht weiter schwer war. Dennoch lief der gesamte Rücksetzer bei den Amerikanern sehr kontrolliert ab, und führte den S&P 500 letztlich nur soweit die Tiefe um das Gap vom letzten Freitag zu schließen. Der Index schloss im Anschluss minimal über der wichtigen Marke von 1.200 Punkten. Aus charttechnischer Sicht ist hier also noch alles drin, und bislang kein Trendwechsel erkennbar.
Heute morgen lese ich schon wieder neue Schreckensnachrichten aus China (Achtung Ironie!) Das Wachstum der chinesischen Wirtschaft hat sich im dritten Quartal 2011 verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum „nur“ um 9,1%. Volkswirte hatten im Mittel ein Plus von 9,2% erwartet. Das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion hat sich hingegen überraschend beschleunigt. Die Produktion stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,8%, Volkswirte hatten im Mittel für September ein Jahreswachstum von 13,3% prognostiziert. Ich bin mal gespannt wie viele Artikel es demnächst wieder zum Thema drohende Rezession gibt…Die asiatischen Märkte befinden sich, nach den schlechten Vorgaben aus Europa und den USA, allesamt im Minus. Dementsprechend wird auch der DAX heute erneut leichter erwartet.
Das Wohl und Wehe der Welt hängt im Moment an der Entwicklung in Europa. Und wenn alles auf Europa ankommt, dann spielt Deutschland bzw. deutsche Politiker derzeit eine geradezu weltbewegende Rolle. Ob das ein Grund zur Beruhigung darstellt, und ob sich die Damen und Herren dessen bewusst sind, lassen wir einmal dahingestellt, aber eines ist klar, es fehlt in der Bundesregierung Personal mit ökonomischem Sachverstand, und dem nötigen Feingefühl, und ich fürchte genau das werden wir dann auch in den Beschlüssen am Wochenende widergespiegelt sehen…
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Danke für Deine Antwort Hari!
Zusammengefaßt kann man also sagen, daß der Euro und der Dax zwei abhängige Variablen sind, die von in etwa den gleichen Faktoren beeinflußt werden und somit tendenziell gleichförmig verlaufen.
Mein Denkfehler war, daß Euro und Dax sich wechselseitig beeinflussen und daher ein Zusammenhang abgeleitet werden könnte.
Noch weiter betrachtet ist es dann wohl so, daß das große Geld für den Moment das Szenario gute Zeiten spielt, wenn man wie gesagt sieht, wie stark sich der Euro und der Dax in den vergangenen zwei Wochen präsentierten.
Meine Erklärung ist, daß der Markt momentan an einer manischen Phase leidet, und daß die ganzen Cash-Bestände irgendwie wieder in den Markt müssen, aber wirklich Aufschluß wohin die Fahrt geht liefert wohl dann wirklich erst das Wochenende!?
Hätte man denken können, aber nein, das Rumgedödele geht weiter, am Mittwoch gibt dann endlich, endlich Klarheit!
Vielleicht!?
Und ja das stimmt es ist wirklich sehr bedauernswert, daß es in Deutschland keine oder vielmehr sogar eine Anti-Aktienkultur gibt.
Ich mein, außer ein paar Ex-Banker-Kollegen interssiert sich wirklich keine Socke dafür, ein luftleerer Raum sozusagen.
Guten Morgen allerseits!
Die Stärke des Marktes ist in dem gegebenen Umfeld wirklich bemerkenswert.
Andersherum muß man natürlich auch feststellen, daß in den States, die Indizes gar nicht mehr sooo weit von ihren Hochs aus dem Sommer entfernt sind, also wenn man nun von diesen Ständen ausgeht, wird dort eine große Krise an der Börse nicht widergespiegelt.
Grundsätzlich hatten wir uns gefragt, warum im August und Anfang September der Dax eine sehr deutliche Schwäche zum amerikanischen Markt gezeigt hat.
Fundamentale Daten waren hierfür ja ganz klar nicht der Grund!
Und warum zeigte der Dax gerade in der letzten Zeit eine deutliche Stärke gegenüber dem Dow?
Meine einzige Erklärung ist, daß der Dax in den letzten sechs Monaten in einem noch höheren Maß mit dem Euro-Kurs korreliert.
Und so können wir in den letzten zweieinhalb Wochen feststellen, daß mit einem stark gestiegenen Euro von 1,31 in seinem Tief auf 1,37-1,39 auch der Dax die Rückstände gegenüber dem Dow zumindest ein wenig aufholen konnte!
Aber warum ist der Euro gerade eigentlich so stark?
Es gab in dieser Zeit eine Abwertung Spaniens, euopäische Banken wurden weiter herabgestuft und zu dem stehen wir unmittelbar vor einem Schuldenschnitt Griechenlands, wobei gleichzeitig die Höhe des Rettungsschirms und viele andere Modalitäten alles andere als geregelt sind!
Das der Dax trotz dieses Umfelds stark gestiegen ist, kann man ja noch fundamental begründen, aber bezogen auf den Euro, verstehe ich diese große Stärke nicht so recht!
Eine Begründung die ich gelesen habe, sieht den Grund darin das europäische Banken ihre Werte im Ausland auflösen um eben genügend verfügbares Kapital für eben diesen Schuldenschnitt zu haben!?
Und bezogen auf eine mögliche Jahresendralley und deren Intensität, stelle ich mir die Frage wie stark diese vom Eurokurs beeinflußt wird?
Was ich aber auch noch nicht so ganz verstanden habe in der isolierten Betrachtung lediglich zweier Faktoren:
Ist der Euro stark, weil der Dax stark ist, oder ist der Dax stark, weil der Euro stark ist?
Oder ist das einfach zu einfach, daß so isoliert sehen zu wollen?
Euch allen einen schönen Tach!
Matthew, der Zusammenhang zwischen Euro und DAX ist in meinen Augen keiner, sondern nur eine statistische Parallelität, weil beide Themen gemeinsame Ursachen haben.
In Kurzform – und deswegen stark vereinfacht, in Wirklichkeit ist es noch komplexer.
1. Die Mehrheit des Geldes im DAX stammt von institutionellen Investoren aus dem Dollar Raum. Unsere Unternehmen gehören US Investoren und nicht Deutschen. Daran sind wir selber schuld, weil wir keine Aktienkultur haben, das Geld wäre ja bei uns da, liegt aber lieber auf Tagesgeld und Staatsanleihen. „Wallstreet rules“ ist auch im Jahr 2011 noch gültig. Und der Dollar ist immer noch Welt Reserve Währung. Wenn man Bewegungen an den Weltfinanzmärkten verstehen will, muss man sie daher aus der Sicht der Wallstreet analysieren.
2. In guten Zeiten (Risk ON Modus) fliesst das Geld der US Investoren in attraktive Investitionen ausserhalb des Heimatlandes. Unter anderem in DAX, Emerging Markets etc. Um das zu tun, muss Dollar in Euro etc getauscht werden. Die Folge ist Dollar runter, Euro hoch.
3. In schlechten Zeiten (Risk OFF Modus) ziehen die US Investoren das „heisse“ Geld ausserhalb des Landes zurück (Repatriierung). Als erstes werden also die ausländischen Anlagen verkauft. Die Folge ist Dollar hoch, Euro runter.
4. Verstärkt werden diese Währungseffekte durch die Tatsache, dass die US Grossbanken ja auch viele andere Banken mit Kapital versorgen. Dreht sich die Bewegung um wie zuletzt zu beobachten wo Gelder aus dem Euro Raum gezogen wurden heisst das Dollar hoch, Euro runter.
Stark vereinfacht kann man also sagen: Wenn Risiken am Horizont auftauchen, steigt der Dollar gegenüber den anderen Währungen. Und wird ein Index wie der DAX als erstes verkauft. Da es kaum deutsche Investoren gibt die gegenhalten können, sehen wir dann Ergebnisse wie im August/September, wo der DAX fast 3x so viel verloren hat wie die US Indizes. Das ist eine unmittelbare Folge davon, dass es kaum deutsche Aktionäre gibt. Wäre die Wallstreet mit ihren Geldern in Deutschland wäre es genau umgekehrt.
Es ist also sehr wichtig zu verstehen, dass die Übersteigerung der Bewegungen des DAX gar nicht mit fundamentalen Gründen zu tun haben die bei den DAX Unternehmen zu suchen sind, sondern nur mit den Finanzströmen rund um die Weltreservewährung USD. Die DAX Unternehmen sind weder übermässig gut noch übermässig schlecht gegenüber den Unternehmen anderer Länder. Der Hebel kommt aus dem Effekt oben !
Der DAX steigt also keineswegs WEIL der Euro steigt. Sondern beide Bewegungen haben gemeinsame Ursachen die in den Zahlungsströmen des Weltfinanzsystems zu suchen sind, dass halt immer noch von den BigBoys der Wallstreet dominiert wird.
Risk OFF: DAX fällt übermässig stark und der Dollar steigt
Risk ON: DAX steigt übermässig stark und der Dollar fällt.
Wie gesagt, stark vereinfacht weil es gibt noch andere komplexe Faktoren die das überlagern, aber im Kern ist das doch ein entscheidender Zusammenhang.
Ein kurz Update von unterwegs:
Die Entscheidung diese Woche nichts mehr zu machen, ausser der DAX läuft aus dem Bereich 5700-6100 heraus, war wohl genau richtig. Der Markt schwingt von Politik getrieben hin und her und Politik kann man (zumindest ich) nicht traden.
Auch die Finger aus Gold zu lassen war richtig, bis heute am frühen Abend sah es so aus als würde Gold nun endlich zum zweiten Teil der Korrektur ansetzen. Aber nun sind wir wieder bei 1620 und auch Gold ist im Bereich 1600-1700 gefangen ohne wirklich zu wissen wohin es will.
Der Markt ist also im Wartezustand und ich denke wir werden erst dann eine entscheidende Bewegung sehen, wenn das Warten auf die Politik aufgelöst wird, hoffentlich dieses Wochenende.
Eine Beobachtung habe ich aber doch, ich finde den Markt (und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks) sehr stark. Da hat sich definitiv etwas geändert gegenüber August / September. Denn eine unsichere Nachrichtenlage wie heute hätte im August den DAX unter 5500 gedrückt. Wir haben aber die 5700 verteidigt und der S&P500 ist schon wieder deutlich über 1200.
Das bedeutet, sollte die Politik doch ein halbwegs überzeugendes Ergebnis präsentieren, das aus schweren Geschützen besteht und nicht nur aus halbgaren Kompromissen, wird Mr. Market das wohl mit einer begeisterten Rally honorieren. Der Markt scheint nun einfach hoch zu wollen und hat sozusagen die „Faxen dicke“. Man muss Mr. Market nun nur den Funken liefern, mit dem das Feuerwerk gezündet werden kann ….
Gute Nacht allerseits !
Zu Felix:
Die Grenze zwischen langfristiger Anlage und kurzfristigen Handeln verschwimmen zumindest bei mir im besonderen in volatilen Bärenmärkten.
Es liegt wohl immer auch an der Börsenphase, ob ich mehr langfristiger Anleger bin oder mehr die Aufs und Ups kurzfristig mit trade und in dieser Hinsicht variert natürlich auch der entsprechende Kapitaleinsatz.
In diesem Sinne war ich in 2010 wohl eher ein Anleger und bis zur Hälfte diesen Jahres wohl noch auch.
Im Moment sehe ich die Situation einfach nicht locker, (und nicht nur bezogen auf die Börse), auch wenn das beschriebene Worst-Case Szenario von Hari nicht in diesem Jahr eintreten wird und ja klar ich habe die Jahresendralley Anfang November als wahrscheinliches Szenario auch auf meinem Schirm.
Solange aber die Politik die Euro-Krise nicht löst bzw. verschleppt, werden zwangsläufig die Finanzprobleme der Staaten und der Banken über kurz oder lang negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben und dann kann aus der nun vorliegenden Wachstumsdelle sehrwohl eine ausgemachte, oder sagen wir lieber, hausgemachte Rezession werden.
Und der Schuldenschnitt Griechenlands bei gleichzeitigem Verbleib dieses Landes im Euro ist meiner Meinung nicht wirklich die Lösung.
Und die uferlose Aufblähung des Rettungsschirms mit immer neuen Bürgschaften und Verbindlichkeiten ganz sicher auch nicht.
Was wird wohl die Hintergrundmusik für 2012 bezogen auf eine längerfristige Anlage?!
– Abstufung des Ratings für Deutschland und Frankreich, wegen des zu großen Rettungsschirms
– Verteuerung der Kreditkosten aller EU-Länder aufgrund der Down-Ratings
– Schuldenschnitt Spekulationen über andere schwache EU-Länder
– höhere EK-Vorschriften der Banken werden negative Auswirkungen für die Kreditvergabe an die Unternehmen und privaten Haushalte haben
– Banken-Zusammenbrüche können nur mit Staatsgeldern verhindert werden
– Stagflation in den States bei einer ebenfalls maßlos überhöhten Verschuldungsquote
Fazit: Die Unternehmensdaten sind teilweise im Moment immer noch enorm stark, aber die Hintergrundmusik jetzt und auch in der nahen Zukunft hört sich für mich an wie ein ganz schlimmes Gedudel und meine Befürchtung ist, daß das mittelfristig nicht ohne Folgen auf die Realwirtschaft bleiben wird.
Oder bin ich einach zu pessimistisch?
Matthew, Du pessimistisch ? Nein realistisch ! (breit grins) So kannst Du wenigstens nicht enttäuscht werden 😉
Felix, spannend ist das ohne Frage. Aber mit so einem Szenario wären wir in völlig unbekanntem Gewässer und dann darauf zu wetten, dass die DAX Unternehmen da gut raus kommen ist mutig und zeugt von grossem Vertrauen in die Fähigkeit der Politik so eine Situation zu managen. Ich persönlich würde mich dann mit Anlagen in einer sehr nach innen gerichteteten Volkswirtschaft die möglichst weit weg von Europa ist – wie Japan – wohler fühlen, von Gold ganz abgesehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der DAX in so einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone erst mal unter die 3000 taucht, wenn er dann überhaupt noch berechnet wird und nicht die Börse einen Monat geschlossen bleibt.
Was danach passiert, hängt völlig davon ab wie die Politik das Szenario meistert. Der Rebound im DAX ist sicher möglich und wenn man dann überhaupt noch Geld an Europas Börsen hat, dann im DAX. Aber sicher ist der Rebound und ein gutes Ende nach dem Reset keineswegs. So ein Szenario stellt dann grundsätzliche Fragen nach der Stabilität ganzer Gesellschaften und da ist weit mehr möglich, als ich mir nun ausmalen möchte. In solchen Umbrüchen sind auch brennende Parlamente und Mob auf den Strassen möglich, inklusive eines teilweisen Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung oder eines gesellschaftlichen Umsturzes. Ich sehe mich auf jeden Fall nicht in der Lage zu prognostizieren, was bei einem plötzlichen Zusammenbruch der Eurozone passiert. Den Bankrun in ganz Europa will ich nicht erleben, dann sind wir in Gottes Hand, oder besser in der Hand der Politik. Und ich wage da lieber keine Voraussagen. Das Einzige was in so einer Situation zählt, ist sein Kapital in eine Anlage gebracht zu haben in der es weder konfisziert noch entwertet werden kann. Der Rest ist Geschichte die unsere Kindeskinder dann in der Schule lernen werden.
Bei aller Skepsis bewahre ich mir die Hoffnung, dass es so weit nicht kommt, denn auf dieses Erlebnis kann ich gut verzichten. Ein bischen Hoffnung kann nicht schaden um den Tag mit Energie anzugehen, solange man davon nicht blind vor den Realitäten wird.
Deswegen „erhöhte Wachsamkeit“ 😉
Mal angenommen das von dir genannte Szenario (Italien und franz. Bank) passiert, denke ich nicht, dass Deutschland das stemmen könnte. Dann wären sofort auch Spanien und andere Banken mit fällig und dann sollte wäre ein unmittelbarer „Reset“ vernünftiger als fünf oder zehn Jahre später oder?
Zweitens ist doch dann die eigentlich spannendere Frage, ob es nicht besser ist bei solch einem Reset einen großen Teil des Vermögens gerade im DAX zu haben?
@Matthew
Der „normale Anleger“ oder der „normale Trader“?
Ich meine als „normaler“ langfristiger Anleger, kann man die aktuelle Situation doch recht locker sehen, natürlich mit einer erhöhten Wachsamkeit.
Da ist doch der Kursrückgang der letzten Monate eher eine gute Nachkaufmöglichkeit oder wenn man Gewinnen mitgenommen hat eine gute Wiedereinstiegsmöglichkeiten. Vorrausgesetzt die Krise bleibt ausschließlich bei den Banken und in der Staatskasse hängen…
Kurzfristiges Trading, wie Hari auch gesagt hat, ist eher Wetten auf Politikeraussagen!
Naja Felix, zu locker sollte auch der „normale Anleger“ das Thema nicht nehmen. Wenn Italien kippt und oder eine Grossbank aus Frankreich richtig in die Pleite rauscht, dann fällt nicht nur der Euro auseinander, sondern dann ist der DAX unter 3000 ! Ob dann der „normale Anleger“ das dann noch „recht locker“ sieht, wage ich mal zu bezweifeln.
Ich betone ausdrücklich: ich rechne eher nicht mit diesem Szenario ! Ich weiss aber das es ganz real möglich ist und mit einer Wahrscheinlichkeit, die eher erschreckend ist. Grund genug für jedermann, nicht zu „gelassen“ zu werden 😉
Ich persönlich rechne damit, dass wir solange immer weiter „retten“ werden, bis irgendwann der letzte Retter (Deutschland) auch gerettet werden müsste. Nur dann ist keiner mehr da und dann kommt der RESET des Weltfinanzsystems. Das wird aber kaum schon in 2011 passieren, insofern ist die Chance auf eine Jahresendrally gut.
Ansonsten gilt für mich diese Woche weiterhin: ich habe meine Hände unter dem Hintern und mache nichts. Diese politisch induzierten Swings kann man nicht traden. Also wundert Euch nicht, wenn ich etwas schweigsam bin – es gibt nicht viel zu sagen, wir müssen das Wochenende abwarten und was bei der EU heraus kommt.
Ich würde nur aktiv werden, wenn wir im Vorfeld eine klare Tendenz hinlegen. Im Dax wäre das ein Durchbruch oberhalb 6100 oder unterhalb 5700. Alles dazwischen ist das „weisse Rauschen“ der Politik.
Entweder ich habe was nicht verstanden, oder die Antwort ist einfach, dass das Geld gedruckt wird. Die Inflation wird ein bisschen schöngerechnet, notfalls wird halt eine höhere hingenommen. Der Sparer bezahlt am Ende die Zeche und die Schulden werden weginflationiert. Fertig 🙂
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In der vorigen Woche stieg der Dax um über 800 Punkte mit der Hoffnung einer finalen Lösung der Euro-Krise.
Und wenn es zu keiner Banken-Krise kommt, sieht es ja auch auf der Unternehmensebene bisher doch eher nach einer Abschwächung und eben nicht nach der großen Rezession aus und somit wäre das ja auch ein positives Szenario, wenn das so käme.
Am Montag gings dann um über 2% runter weil Herr Schäuble meinte man solle sich bloß diese Hoffnung eben nicht machen.
Gestern gings dann wieder über 2% hoch weil jetzt irgendwie über 2 Billionen Rettungsschirm-Größe herumphilosophiert wird.
Der normale Anleger hat einfach keinen Bock mehr, auf dieses in der Hauptsache politisch getriebene Hin und Her!
Na ja, und das kann man dann schon fast wieder als bullishes Signal werten!
Woher kommt das Geld?
Haris Beitrag über das Schneeballsystem ist dann wohl die Antwort!
Euch allen einen schönen Tach!
Jetzt scheint Schäuble eine geniale(?) Idee zu haben, Europa mit 1 billion € abzusichern, anstatt Schuldenschnitt zu machen. Oder gar 2 laut anderen Medien??
Wo sprudelt eigentlich soviel Geld? 😉
Das Tragische an der ganzen Sache ist, daß gerade nun die derzeitige Koalition für die größte Wirtschaftskompetenz in Deutschland stehen müßte!
Wen soll man denn bitte schön bei der nächsten Wohl um Gottes Willen noch wählen?
Und haben wir diese wirtschaftlich, inkompetenten, opportunistischen Politiker wirklich wirklich verdient? (Ich finde diese Redewendung ohnehin absurd, ich mein, hat unser Omma und unser Oppa die Nazis verdient gehabt? Sorry, aber es ist irgendwie ein blöder Spruch, wie ich meine!)
Na gut!
Eine Utopie wäre, es gäbe bei der nächsten Wahl eine neue Partei mit Friedrich Merz und Paul Kirchhof und anderen Wirtschaftfachleuten, und dazu vielleicht noch einen jungen charismatischen neuen Helmut Schmidt. Eine neue CDSFDP sozusagen, die irgendwie den Leuten deutlich macht daß der Wohlstand der Menschen und auch die sozialen Leistungen eines Landes in einem großen Maß von dessen Finanz- und Wirtschaftspolitik abhängt!
Und zu Mr. Seldons ärgerlichen und sarkastischen Wutausbrüchen kann ich nur sagen, daß ich fast schon resigniere, zum einen weil das die tragische Realität ist und zum anderen, weil keine Besserung in Sicht ist!
Ich mein, natürlich wird ein Schuldenschnitt Griechenlands kommen und natürlich wäre es auch richtig Griechenland dann zunächst aus dem Euro zu entlassen und natürlich wird Griechenland gegen jede Vernunft im Euro bleiben.
Wie also sieht nun unsere Zukunft aus?
Und welche Szenarien werden wohl an den Börsen dann gespielt?!
Ich mag gar nicht drüber nachdenken!
Euch allen gutes Handeln und vielleicht gibts ja zum Wochende wieder die große Hoffnung auf eine finale Lösung der Euro-Krise!
Man kann immer und immer tiefer graben. Irgendwann ist man bei Ursachen außerhalb der Politik angekommen. Frage „die Leute“, wer „die Bösen“ für unsere Lage sind und sie sagen: „Die Banken“. Keine Raffe vom simpelsten Wirtschaftszyklus aber die Ursache haben sie alle erkannt. Warum? Weil die Bild-Zeitung ihnen sagt, dass es so ist. Meinung im Volk wird durch Medien gemacht. Nichts wird so häufig und oft jeden Tag gelesen wie die Bild-Zeitung. Dass dieses Käseblatt von Informationsgehalt und objektiver sowie vollerfassender Recherche soweit entfernt ist, wie Wirtschaftsminister Rösler von seinem eigentlichen Metier, brauche ich ja nun nicht weiter ausführen. Letztlich ist die Meinung des Volkes aber ausschlaggebend dafür, wer die Gestaltungsmacht für unseren Staat zugesprochen bekommt. Und wenn sich der Sigmar mit seinem Doppelkinn vor die Kameras stellt und konstatiert, dass das hier doch alles ein einziges Unding ist und es Zeit für einen Führungswechsel wird, dann schreien alle „Hurra!“. Dass der volkswirtschaftliche Horizont des Herrn Gabriel auch nicht über das Sichtfeld eines Maulwurfs hinausgeht, hinterfragt der typische Bild-Leser überhaupt nicht. Der Laden läuft nicht und da ist jemand, der sagt, dass er das ändern kann. Also wähl ich den. Ein gesunder Menschenverstand käme auf die Idee, dass es mal an der Zeit wäre, dieses volks- und finanzwirtschaftliche Problem durch Menschen bearbeiten zu lassen, die sich dieser Thematik durch ein Studium angenommen haben. Aber darüber zu sinnieren wäre viel komplizierter als einfach zu sagen: „Die Banken sind der schwarze Peter.“
Und abgesehen von allen berechtigten differenzierten Sichten zu Ursachen, ich habe hier ja mal vor 2 Wochen einen Link mit Interviews mit Parlamentariern nach der Abstimmung zum Rettungs-Fonds verteilt. Das Unwissen der von uns gewählten Abgebordneten war teilweise bestürzend. Und skandalös war die Schulter zuckende Haltung, mit der diese Leute einfach die Hand gehoben haben. Ging ja auch nur um ein paar hundert Milliarden und die Zukunft unserer Kinder. Das hat diese Leute aber scheinbar nicht interessiert. Ich habe ja kein Problem damit, wenn unserer Volksvertreter bestimmte Dinge nicht verstehen – niemand kann alles wissen. Ich habe aber keinerlei Verständnis dafür, wenn sie sich in solchen entscheidenden Momenten noch nicht einmal um ein Grundwissen bemühen ! Und diese Haltung lässt sich mit nichts entschuldigen, sie ist Ausdruck der Tatsache, dass unsere Volksvertreter eben nicht wirklich vom Volk gewählt, sondern von Partei-Hierarchien in Listen aufgestellt werden. Ergo ist es für das Individuum wichtiger sich mit dem Partei-Establishment zu arrangieren, als für den Bürger zu agieren. Und das ist genau der Webfehler in unserem Wahlrecht !
Hari, ich finde, du tust den Politikern unrecht, denn sie handeln doch auch nur nach ihrer „Natur“ als Wählerstimmen-Maximierer!
Wenn man sich die von dir genannten Punkte anschaut, wirken die meisten Entscheidungen doch sehr populär in der breiten Bevölkerung aka Wähler, wie auch ein Großteil der anderen „wichtigen“ politischen Entscheidungen (abgesehen vielleicht von Diätenerhöhungen).
Aber das ist es nuneinmal was Politiker können: Wählerstimmen fangen, Beziehungen pflegen, Reden halten und noch mehr reden! Fachliche Kompetenz? Führungsstärk? Selbstlosigkeit? Mangelware!
Bestes Beispiel: Der Herr Wirtschaftsminister Rößler, ausgebildeter Arzt und ca.
keinen eizigen Tag in einem Wirtschaftsunternehmen gearbeitet oder zumindest in einer Wirtschaftsfakultät geforscht…. das kann ja nur was werden! Für mich ein Ding der Unmöglichkeit, dass so jemand solch einen Posten überhaupt bekommen darf!
Aber wie gesagt, ich kann den Politikern es aber eigentlich nicht übel nehmen… das gesamte System ist einfach fehlerhaft…
Da hast natürlich Recht Felix, wenn man noch tiefer gräbt ist mangelnde Bildung und Desinteresse an wirtschaftlichen Zusammenhängen in weiten Teilen der Wählerschaft wiederum die Ursache für die Politiker die wir haben. Anders ist ja nicht erklärlich warum Wähler immer wieder die Politiker wählen, die ihnen mit Schallmeienklängen das Blaue vom Himmel herab versprechen. Wer mit Kompetenz Wahrheiten ausspricht ist doch zwangsläufig unpopulär.
Insofern hast Du recht, wir haben als Wähler genau die Politiker die wir verdienen 😉
Wenn man dann aber noch mal tiefer gräbt, dann hat es auch mit unserem Wahlsystem zu tun, dass über die Dominanz der Parteien mit ihren Listen es ja gar nicht ermöglicht, dass man als Wähler kompetente Leute an die richtige Stelle bringen kann. Da gibt es ein strukturelles Problem in unserer Demokratie, dass dafür sorgt das junge Ärzte überhaupt Wirtschaftsminister werden können oder ein als „Siggi-Pop“ bekannter Lehrer möglicherweise Kanzler.
Ich wollte jetzt in meinem Kommentar aber nicht die ganzen Strukturprobleme unserer Demokratie analysieren, sondern nur meinem Ärger Luft machen, dass die wahren Verursacher des Desasters nun mit dem Finger auf andere zeigen. Auf dieser Ebene halte ich meine Aussagen auch für richtig, auch wenn es dafür natürlich auch wieder ein Ursache gibt, auf die Du richtig hinweist.
Du triffst den Nagel auf den Kopf Lars. Ich habe deswegen im Moment zum Markt auch nicht viel zu sagen. Denn alle Tools und alle Daten beruhen darauf, dass man den Markt sich selber überlässt. Dann kann man auch bestimmte Bewegungen gut vorhersehen und kann den Zustand von Mr. Market messen.
Wann und ob aber ein Politiker fröhlich etwas vor sich hin sabbelt ist schlicht nicht vorhersagbar. Die Notenbankchefs wissen um die Bedeutung ihrer Worte und haben sich daher in Jahrzehnten eine bestimmte Sprache angewöhnt, mit der sie die Märkte vernünftig vorbereiten. Unsere Politik hat diese Erkenntnis offensichtlich nicht.
Grundsätzlich ist bei einer Wende oberhalb 5700 im DAX aber noch nichts Schlimmes passiert und das positive Szenario weiter intakt. Ob es so kommt werden wir sehen. Da nun bis zum Wochenende sowieso alles von der Politik abhängt, erübrigen sich auch Versuche meinerseits den Markt zu timen. Ertragen wir unsere Politik halt ergeben, wir haben ja keine andere Wahl.
Meine Wut auf diese Politik ist auf jeden Fall seit ein paar Tagen um ein paar Facetten reicher. Ich erlaube mir daher hier nun ein paar wütende Zeilen, die ich hiermit ausdrücklich als rein subjektive und bewusst polemische Meinungsäusserung verstanden wissen will:
Die Art und Weise wie aktuell nach dem „Haltet den Dieb“ Prinzip seitens der Politik mit dem Finger auf die Banken gezeigt wird, ist in meinen Augen einfach abstossend und verlogen. Man versucht so den berechtigten Ärger über das Bankensystem für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Ich bin bestimmt auch der Meinung, dass die Banken zerschlagen und ein Trennbankensystem wieder eingeführt werden sollte. Gerade die Deutsche Bank gehört in meinen Augen schnellstens in zwei Teile zerlegt. Was die Politik hier aber bezweckt, ist der Versuch populistisch von dem eigenen massiven Versagen abzulenken. Insofern demonstrieren die jungen Leute in meinen Augen leider vor den falschen Gebäuden.
Der kluge Joachim Gauck hat es ja zum Thema auf den Punkt gebracht. In Anspielung auf die DDR sagte er: „Ich habe in einem Land gelebt, in dem die Banken besetzt waren. Es ist zu bezweifeln, dass die Bankeinlagen sicherer wären, wenn die Politiker in der Finanzwirtschaft das Sagen hätten.“
Erinnern wir uns doch bitte an Ursache und Wirkung:
– Wer hat denn in den US überhaupt staatsnahe Banken gegründet und gefördert (Fannie Mae, Freddie Mac) um irrsinnig Hypotheken an jederman ohne jedes Eigenkapital zu geben ? -> Die Bush Administration, es hat ihr die Wahl gesichert
– Wer hat denn die Geschäftsbanken angehalten bei dieser Hypotheken-Vergabe auch aufs Gaspedal zu treten, weil man sich so dem Wähler andienen wollte ? -> Die Bush Administration
– Wer hat denn in Form des Glass-Steagall Acts das Trennbanken-System 1999 aufgehoben und so erst ermöglicht, dass Investmentbanken mit dem Kapital von Oma Büllerbeck mit Hebel spekulieren können ? -> Die Clinton Administration
– Wer hat denn das auf Sicherheit und Rücklagen bedachte HGB ahnungslos und ohne ernsthaftes Interesse am Thema einfach dem Irrsinn des „Mark to Market“ in IFRS/IAS geopfert und dem Aufblasen von Bilanzen so Tür und Tor geöffnet ? -> Die deutsche Politik
– Wer hat denn in den Pleitebanken wie IKB und Landesbanken in den Aufsichtsorganen gesessen ? -> Die deutsche Politik (inklusive des Herrn Lafontaine übrigens in der KFW)
– Wer hat denn all die Aufsichtsorgane wie Bafin mit Personal besetzt und Vorgaben definiert und bei der Aufsicht (HRE) eklatant versagt ? -> Die deutsche Politik und ihre Organe
– Wer hat denn den gewaltigen Hebel in den Bankbilanzen lange einfach mit Schulterzucken ignoriert und in der Vergangenheit sogar gefördert um den Banksektor „wettbewerbsfähig“ zu machen ? -> Die Politik
– Wer hat denn nach 2008 genau *nichts* strukturell an dem Problem geändert, dass die viel zu grosse Deutsche Bank für Deutschland darstellt ? -> Die deutsche Politik, die Schweiz ist bei UBS und CS viel weiter.
– Wer hat denn all das Staats-Geld über Jahrzehnte mit dem Füllhorn für Subventionen, Sozialpolitik, Versprechungen und Kinkerlitzchen verteilt um wiedergewählt zu werden ? -> Die Politik, die Banken sind nicht schuld wenn Staaten überschuldet sind !
– Wer hat sich denn das Geld für die Wahlversprechungen mit Staatsanleihen auf den Finanzmärkten geholt und sich dabei massiv überschuldet ? -> Die Politik
– Wer hat denn die Banken und Versicherungen per Gesetz (Basel I,II,III) dazu veranlasst sich Staatsanleihen zu halten, weil für diese kein Eigenkapital zu hinterlegen sei ? -> Die Politik, ist ja auch klar und durchaus eigennützig, die Politik braucht ja Finanziers für ihre Schulden.
Ich könnte endlos so weiter machen und höre nur auf um diesen Kommentar nicht ausufern zu lassen. Natürlich hat an all dem die Bankenwelt teilweise mit „Sabber vor dem Mund“ mitgewirkt und über Lobbyisten alles dafür getan, dass es so kam. Einfach weil klar war, dass man so obszöne Gewinne und Boni kassieren kann.
Aber um ein bewusst polemisches Bild aus der Welt der Drogen zu benutzen: Wer ist eigentlich der schlimmere Verbrecher, das Drogen-Kartell dass die Regeln definiert und die Droge (des risikolosen Gewinns) in die Welt bringt oder der Drogenhändler der mit der Droge dann Kohle macht ?
Ich mag beide nicht, weiss aber genau wo die Ursache des Ãœbels liegt.
So, Ende der Wutrede. Das hat mal gut getan und muss auch mal sein. Jetzt aber wieder alle Konzentration auf Mr. Market.
„es fehlt in der Bundesregierung Personal mit ökonomischem Sachverstand, und dem nötigen Feingefühl, und ich fürchte genau das werden wir dann auch in den Beschlüssen am Wochenende widergespiegelt sehen…“
Das ist so. Wird sich mit Sigmar Gabriel aber nicht ändern…